Nachdem eine reich sprudelnde Ölquelle gefunden wurde, wird das Städtchen Elk Hills von den dort arbeitenden Männern tyrannisiert. Um diesem Missstand Abhilfe zu verschaffen, bitten die Stadtoberen den jungen Ben Arnold (Jan-Michael Vincent), seinen Bruder Aaron (Kris Kristofferson) um Hilfe zu bitten. Dieser ist nicht nur als schlagkräftiges Raubein bekannt und gefürchtet, sondern wurde auch in Vietnam ausgezeichnet. Aaron macht sich mit ein paar seiner Vietnam-Kameraden auf nach Elk Hills und räumt tatkräftig unter den Arbeitern auf. Doch bald müssen die braven Bürger von Elk Hills feststellen, dass sie den Bock zum Gärtner gemacht haben…
Obwohl „Die Gewalt sind wir“ in einer Kleinstadt in den 70er Jahren spielt, ist er doch im Grunde seines Herzens ein klassischer Western. Seine marodierenden Ölfeld-Arbeiter könnten ebenso gut Goldgräber oder Viehtreiber sein, und der Vietnamkrieg, aus dem Aaron als Kriegsheld zurückgekehrt ist, der amerikanische Bürgerkrieg. Und wie im Western, sitzt auch hier jedem Einzelnen der Colt locker. Bereits in der Einführungsszene endet eine Massenschlägerei in einer wilden Schießerei, die mindestens ein Opfer fordert. Später „reiten“ Bankräuber wild um sich schießend in ihrem Auto aus der Stadt. Alles, ohne dass es sichtbare Konsequenzen gäbe. Ein derartig gesetzloses Treiben hat man zuvor höchstens in Wild-West-Städten wie Tombstone oder Dodge City im Film erlebt. Das ganze Szenario ist durch unzählige B-Western ebenso vertraut, wie durch seine Übertragung in die 70er Jahre irritierend. Diese Irritation kommt insbesondere im Finale des Films zum Tragen, wo es dann wieder heißt Mann gegen Mann, Zahn um Zahn, und die eiskalt kalkulierte Selbstjustiz des jungen Helden und seiner Helfer als ganz selbstverständlich abgefeiert wird.
Direkt aus einem Western kommt auch Kris Kristofferson, der drei Jahre vor „Das Gesetz sind wir“ in Sam Peckinpahs Meisterwerk „Pat Garett jagt Bill the Kid“ die Hauptrolle gespielte hatte, und der hier eine ähnlich charismatischer Outlaw-Figur spielt. Trotz Jan-Michael Vincent – der hier den nominellen Helden spielt – ist Kristofferson der unbestrittene Star. Er dominiert seine Szenen nicht nur mit seinem unverschämt guten Aussehen und einer gehörigen Portion Charisma, sondern strahlt dabei auch eine ungeheure Lässigkeit und verschlagene Gefährlichkeit aus. Kaum betritt er das Bild, gehört die Leinwand ihm. Seine Figur des Aaron Arnold ist dabei zunächst noch recht ambivalent gezeichnet. Voller Komplexe, latenter Paranoia und mit einer eiskalter Skrupellosigkeit. Dabei spielt sein Vietnam-Hintergrund allerdings keine Rolle. Sie dient nur als Begründung dafür, warum der unverbesserliche Troublemaker wieder zurück in seine Heimatstadt geholt wird, und weshalb er sich so gut mit Selbstverteidigung auskennt.
Aus dieser Vietnam-Geschichte hätte man durchaus mehr machen können. Auch seine Freunde, die er mit nach Elk Hills mitbringt, kommen nicht über den Status von reinen Statisten heraus. Allerdings überdreht das Drehbuch am Ende etwas, wenn von Aaron zum Ende hin scheinbar alles noch menschliche abzufallen scheint, und er noch nicht einmal mehr Skrupel hat, hilflose Frauen von hinten zu erschießen. Hier wird leider all das zwiespältige, was die Figur des Aaron bis dahin ausgemacht hat, fallen gelassen, um Aaron in ein erbarmungsloses Tier zu verwandeln, welches es scheinbar verdient hat, abgeknallt zu werden. Sicherlich dient dies in erster Linie dazu, die Sympathien des Zuschauers für den Helden Ben Arnold zu stärken, der gegenüber seinem Bruder bis dahin eher blass blieb und nun dringend ein Motiv braucht, um endlich Rückgrat zu beweisen und sich Aaron zu stellen.
Trotz seiner Brutalität strahlt „Die Gewalt sind wir“ auch eine gewisse Gediegenheit aus. Was einerseits natürlich an der uralten Geschichte vom guten und vom bösen Bruder (noch so ein klassisches Western-Motiv) liegt, wie auch an der Kulisse. „Mayberry“ diente lange Jahre als Drehort für unzählige B-Western der Firma RKO und in den späten 60er Jahren als Ersatz für fremde Planeten in der beliebten SF-Serie „Raumschiff Enterprise“. „Das Gesetz sind wir“ ist der letzte Film, der vor dieser oft gesehen Kulisse spielte. Zum anderen sind da die Nebendarsteller, die sehr authentisch wirken und kleinstädtische Gemütlichkeit ausstrahlen. Allerdings bleiben sie ebenso sehr im Hintergrund, wie die Schurken.
Bis auf Ben und Aaron Arnold ist keine der Figuren wirklich ausgezählt. Alle anderen bleiben vage und austauschbar. Eine erwähnenswerte Ausnahme bildet die von Bernadette Peters gespielte Little Dee. Eine ätherische Gestalt, die ihre Gegenüber dadurch irritiert, dass sie behauptet ihn hier oder dort schon einmal getroffen zu haben. Zwar wird auch Little Dee nicht hinreichend charakterisiert, umgibt sich aber mit einer seltsam-sphärischen Aura. Dass ausgerechnet Bernadette Peters, die in der Folge einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Musical-Stars am Broadway werden sollte, eine völlig untalentierte Sängerin spielt, der jeder rät, den Beruf aufzugeben, ist natürlich eine amüsante Randnotiz. Ungewohnt ist es Victoria Principal, die schöne Pamela Ewing aus „Dallas„, hier als blonde Landfrau zu erleben. Als Barpianist kann kurz den legendären Dick Miller erblicken.
„Das Gesetz sind wir“ ist ein solider B-Film in der Tradition des klassischen Western. Er wird dominiert von einem charismatischen Kris Kristofferson in der Rolle des skrupellosen Schurken. Neben diesem bleiben alle anderen Figuren etwas blass. Trotz aller Gewalt und einer schwer verdaulichen, reaktionären Sichtweise, zeichnet sich der Film auch durch eine gewisse altmodische Gediegenheit aus.
Von dem Cover der DVD, welches bis auf das fürchterlich entstellte Gesicht von Jan-Michael Vincent meiner Meinung nach eigentlich recht hübsch geworden ist, sollte man sich nicht abschrecken lassen. Hier liegt keine minderwertige Billig-Veröffentlichung vor, sondern Explosive Media hat sich recht viel Mühe geben. Zwar ist das Bild nicht durchgängig gut, aber dies liegt am Ausgangsmaterial. Was dadurch offensichtlich wird, dass die Bildqualität sich häufig zwischen Schuss und Gegenschuss ändert. Auch in sehr dunklen Szenen hat das Filmmaterial Probleme. Der Ton geht auch in Ordnung. Merkwürdig sind die Untertitel. Hier sind nur englische Untertitel verfügbar und diese unterscheidenden sich zum Teil sehr von dem, was in der Originalfassung gesprochen wird. Zudem sind sie nicht ganz fehlerfrei. Bis auf eine Bildergalerie gibt es keine weiteren Extras.