DVD-Rezension: “Sleepless Night – Nacht der Vergeltung”

Vincent ist ein korrupter Pariser Cop. Zusammen mit seinem Partner zieht er einen Raubüberfall auf einen Drogenlieferanten durch. Doch die Strafe folgt auf dem Fuße. Der bestohlene Drogenbaron entführt Vincents Sohn und fordert ihn auf, die Drogen zu ihm in seinen riesigen Musikclub zu bringen. Doch für Vincent geht alles schief, da sich nach und nach immer mehr Parteien im Club einfinden, die alle ein spezielles Interesse an den Drogen haben. Bald schon kämpft Vincent nicht nur um seinen Sohn, sondern ums nackte Überleben.

Frédéric Jardins „Sleepless Night“ ist ein sehr solider französischer Action-Thriller. Vor diesem Film drehte Jardin ausschließlich Komödien. Damit ist die „Weiße Nacht“ (Originaltitel) nun sein Gesellenstück im dramatischen Fach. Und dieses ist ihm gut gelungen. Zwar hält die Geschichte keine großen Innovationen bereit, weiß aber kurzweilig zu unterhalten. Jardin bringt zunächst seine Figuren in Position, dann lässt er sie losrennen und schaut was passiert. Dass er dabei zeitweise die Logik etwas außer Kraft setzt und seine Charaktere gerne den komplizierten, statt den einfachen, Weg nehmen, kann man verzeihen. Sonst wäre der Film wahrscheinlich schon nach 20 Minuten zu Ende. Allerdings zieht sich der Film dadurch auch etwas, denn die Figuren müssen ihre Flucht/Hetzjagd immer wieder von vorne beginnen. Immer wieder enden ihre Aktionen in Sackgassen oder werden in letzter Sekunde vereitelt. Dies strapaziert insbesondere zum Ende hin etwas die Geduld des Zuschauers und eine Straffung hätte hier vielleicht gut getan.

Der Film profitiert davon, dass er an einem Ort spielt und ab dem Betreten des Clubs fast in Echtzeit spielt. So kann immer wieder überraschend ein Gegner Vincents um die Ecke schauen. Auch die vielen Hinterzimmer und labyrinthartigen Treppenhäuser des Clubs sind reizvoll gestaltet. Die Schauspieler bieten eine solide Leistung, wenn auch die Zeichnung der Schurken (insbesondere die des korsischen Clubbesitzers) ins Stereotyp abkippt. Leider vernachlässigt Jardin hier den großartigen Birol Ünel, der einst in Fatih Akins großartigem „Gegen die Wand“ die kraftvolle männliche Hauptrolle spielte und damit bleibenden Eindruck hinterließ. Hier fungiert er als Kinski-Wiedergänger. Rolle, Mimik, Körperhaltung und explosive Aggressivität sind eindeutig eine Hommage an den großen Klaus. Ünel besitzt in diesem Film sogar eine äußerliche Ähnlichkeit mit Kinski. Er teilt aber auch dessen häufiges Leinwand-Schicksal, indem er nur als dekorative Figur im Hintergrund genutzt wird und ihn schließlich ein typisches Kinski-Ende ereilt.

Vincent wird überzeugend von dem in Berlin geborenen, Stand-Up-Comedian Tomer Sisley verkörpert, der in Frankreich durch die dort sehr erfolgreich gelaufene Comic-Verfilmung „Largo Winch“ und deren Fortsetzung zum Filmstar aufgestiegen ist. Auf der Seite der Guten befindet sich neben Vincents Sohn Tomas nur noch Julien Boisselier als junge, ehrgeizige Polizistin Lacombe. Allerdings bleibt Boisselier in dieser Rolle blass und nervt.

Positiv fällt auf, dass eine potentielle Liebesgeschichte sofort im Keim erstickt wird. Damit gerät der Film nicht in die Gefahr, durch einen unnötigen Subplot seinen Fokus (Vincents verzweifelter Versuch seinen Sohn zu retten) zu verlieren und vermeidet ein kitschiges Happy End. Zwar ist das Ende leider nicht so böse, wie es hätte sein können (hier verließ Jadin oder seine Produzenten scheinbar der Mut), umschifft es aber – wenn auch knapp – gänzlich rührselig zu werden.

 

 

 

 

 

Leider liegt mir zur Beurteilung der DVD von Sun Entertainment nur die Presse-DVD mit „verringerter Bild- und Tonqualität“ vor. Ich muss aber feststellen, dass mir weder in Bild, noch in Ton, irgendwelche einschneidenden Einbußen aufgefallen sind. Schwerer wiegt da schon, dass ich nur die deutsche Synchonfassung sehen konnte, wodurch eine Menge Lokalkolorit durch die verschiedenen Akzente der im Film auftretenden Volksgruppen (Vincent ist algerischer Abstammung, die Bösen kommen aus Korsika oder der Türkei) verloren geht. Die Synchronisation ist in Ordnung, auch wenn Tomas Stimme zu alt und die Nachsynchronisation von Birol Ünel merkwürdig klingt. Extras wird es neben dem Trailer auch auf der regulären DVD nicht geben. Neben der DVD erscheint auch eine BluRay, die allerdings auch ohne Extras daher kommt.

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