Nachruf: David Hess (1942-2011)

Vor genau 10 Tagen ist plötzlich und unerwartet der amerikanische Schauspieler und Komponist David Hess gestorben. Eigentlich wollte ich daraufhin sofort einen Nachruf schreiben, komme aber erst jetzt dazu. Den Filmfans ist David Hess für seine, im wahrsten Sinne des Wortes „schreckliche“, Darstellung des Psychopathen Krug Stillo in Wes Cravens berüchtigten „Last House on the Left“ (dt. Mondo Brutale) bekannt. Hier spielt er den Anführer eine Bande Krimineller, die zwei Mädchen misshandeln und töten. Dieser Charakter des Krug Stillo, die Hess so eindrucksvoll  furchterregend verkörperte, sollte dann zu zwei ähnlich gelagerten Rollen in zwei italienischen Filmen führen. In  „Autostop Rosso Sangue “ („Wenn Du krepierst, lebe ich“ aka „Hitch-Hike“) spielte er neben Franco Nero und Corinne Clery den sadistischen Anhalter und in „La casa sperduta nel parco“ („Der Schlitzer“ aka „House on the Edge of the Park“) den bösartigen und doch charmanten Eindringling in eine High Socitey Party. Beide Filme untermauerten seinen Kult-Status und gelten heute als Klassiker des italienischen Exploitation-Kinos. In der Folge spielte er noch in diversen US-Horror-Filme oder TV-Serien kleinere Rollen. In Italien war er zudem in dem eher schwachen Slasher „Body Count“ von „Schlitzer“-Regisseur Ruggero Deodato und in Enzo G. Castellaris Versuch der Western-Wiederbelebung „Jonathan of the Bears“ neben Franco Nero zu sehen. Was die Fans seiner Filme kaum wissen: Vor und während seiner Schauspielkarriere war David Hess auch ein bekannter und höchst erfolgreicher Musiker. So komponierte er u.a. Elvis Presleys No. 1 Hit „All Shook Up“ und war auch später noch für den „King“ als Komponist aktiv. Pat Boone hatte 1962 mit dem von Hess komponierten „Speedy Gonzales“ einen noch heute oft gespielten Welthit. Auch für den Soundtrack seines berühmtesten Films („Last House on the Left“) zeichnete er sich verantwortlich. Zweimal nahm er auch hinter der Kamera Platz: In dem 1980 entstanden Slasher „To All A Good Night“ (der in Deutschland den schönen Titel: „Goodnight – Die Nacht, als Knecht ‚Blutbrecht‘ kam“ verpasst bekommen hatte) und letztes Jahr bei der Kurzdoku „Steel Drums, Not Guns“ über die Geschichte der Steel Drum. Obwohl David Hess auf der Leinwand immer so bedrohlich wirkte, war er im Privatleben ein sehr sympathischer Kerl, der gerne Filmtreffen besuchte und dort mit seinen Fans stundenlang über alles mögliche quatschte und gerne mal mit ihnen ein Bierchen trank. Kleines Trivia am Rande: Krug Stillo hat seinen Schöpfer Wes Craven so beeindruckt, dass er seinen nächsten großen Leinwand-Bösewicht nach ihm benannte: Freddy KRUGer.

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Eine Antwort zu Nachruf: David Hess (1942-2011)

  1. johnwaynman sagt:

    Nachdem ich mir ein paar Interviews mit ihm durchgelesen hab, bin ich mir über seine „harmlose“ Person nicht so sicher.

    Zwei Aussagen haben mich besonders aufmerksam gemacht:
    Zum einen hat er davon erzählt, wie er bei den Dreharbeiten zu „On The Left“ seine Method-Skills eingesetzt hat, um auch zwischen den Drehs die Schauspielerinnen einzuschüchtern; und das ohne jegliche Skrupel, wie man es sonst erwarten könnte („musste sein, fiel mir schwer, danach alles erklärt“ usw.); auf dem Audiokommentar zum Film soll er sich über ähnliche Taktiken auch eher belustigt geäußert haben.

    In einem weiteren Abschnitt hat er von den Reaktionen seiner Familie usw. berichtet, und wie seine Leinwandfiguren für sie nicht „ihr David“ war – aber er meinte in Wirklichkeit IST das „ihr David“, er macht es nur im Rahmen von Filmrollen, anstatt im wirklichen Leben und dort „erwischt zu werden“.

    Kein Scherz, das hat er gesagt. War das ernsthaft? Oder schwarzer Humor?

    Sorry, aber den Typen hätt ich mir im Auge behalten, wär ich mit ihm in einem Raum gewesen.
    Würde definitiv nicht für ihn bürgen, nachdem ich mir sowas durchlesen musste.

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