Martin Scorsese erhält Auszeichnung für sein Lebenswerk

MartyEtwas untergegangen ist die Meldung, dass Martin Scorsese bei den nächsten Golden Globes im Januar 2010 mit einem Ehrenpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wird.

Dies und die Tatsache, dass er heute seinen 67. Geburtstag feiert, sind ein schöner Anlass für mich, mal ein wenig die Gedanken schweifen zu lassen und einen kleinen Blog-Eintrag über Martin Scorsese zu verfassen.

Martin Scorsese gehört zu meinen Lieblingen unter den US-Regisseuren. Umso mehr schmerzt es mich, dass seine kreatives Schaffen in den letzten Jahren deutlich nachgelassen hat.

Der letzte Scorsese-Film, der mich begeistern konnte, war vor zehn Jahren „Bringing Out The Dead“ nach einem Drehbuch von Paul Schrader.

Seinen letzten Film „The Departed“ habe ich noch immer nicht gesehen, denn was ich bisher aus berufenem Munde hörte, lässt mich ein noch größeres Debakel als „Aviator“ befürchten.

„Aviator“ war für mich eine einzige Enttäuschung. Absolut kompetent gefilmt mit unglaublich schönen Bildern und Zeitkolorit fehlte dem Film so etwas wie eine Seele. Die Stationen im Leben des exzentrischen Milliardärs Howard Hughes wurden mal eben abgehakt, viele Episoden blieben angedeutet und wirkten gehetzt. Bei einem fast dreistündigen Film ist es fast schon ein Wunder, dass er am Ende unfertig und skizzenhaft wirkt. Da kann dann auch die (wie eigentlich immer) phänomenale Leistung von Leonard diCaprio nichts mehr rausreißen. Das größte Manko des Filmes war es aber, meines Erachtens nach, dass er genau dann aufhört, wenn es richtig interessant wird.

Davor drehte Scorsese sein Herzensprojekt „Gangs of New York„, welches eine sehr schwierige Produktionsgeschichte hatte. Angeblich soll der Film vor der Premiere auf Druck der Weinstein-Brüder (den Inhabern der Produktionsgesellschaft Miramax) drastisch umgeschnitten und gekürzt worden sein. Was blieb war ein Ausstattungsstück, welches aber auch episodenhaft, kalt und oberflächlich wirkte. Kein Vergleich zu seinen frühen Meisterwerken.

Zuletzt habe ich seinen Film „Shine A Light“ gesehen das abgefilmte Rolling Stones Konzert. Zwar mochte ich den Film (bzw. das Konzert) recht gerne (was daran liegt, dass ich auch die Stones sehr gerne mag), aber die Schlussszene, in der sich Scorsese noch mal eben schnell als hyperaktives Rumpelstilzchen inszeniert, stieß mir dann doch etwas sauer auf.

Somit ist der Scorsese der 00er Jahre zwar immer noch ein begnadeter Bilderschaffer, aber seine Talent als mitreißender Geschichtenerzähler ist ihm in seinen Spielfilmen verloren gegangen. An seinen Lippen hängt man eigentlich nur noch, wenn er in diversen Filmdokumentationen als „Talking Head“ auftaucht und mit einer Leidenschaft und Inbrunst über Filme schwadroniert, dass man ihn einfach gerne haben muss und stundenlang zuhören könnte.

Auch wenn Scorsese nicht mehr der Ausnahmefilmemacher ist, der er einst war, so ist der Golden Globe für sein Lebenswerk doch mehr als verdient. „Mean Streets„, „Taxi Driver“ „Raging Bull“ und „Goodfellas“ werden für immer Klassiker der Filmgeschichte bleiben. Besonders am Herzen liegen mir aber zwei unbekanntere Filme Scorseses: „After Hours“ und „King of Comedy„. Beide mit dem Label „Komödie“ bedacht. Dabei ist „After Hours“ ein finsterer Alptraum und „King of Comedy“ – trotz des Titels – ein beängstigendes und zutiefst verstörendes Psychodrama.

Am 25.2.2010 startet sein neuster Film „Shutter Island“ in Deutschland.

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