Mein Fazit zum 16. Internationalen Filmfest Oldenburg

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Vorgestern ging das 16. Internationale Filmfest Oldenburg zu Ende.

Obwohl gleich um die Ecke, muss ich doch beschämt gestehen, dass ich in diesem Jahr das erste Mal dieses Filmfestival besucht habe. Hier mein Fazit: Klein, übersichtlich, familiär. Das war mein Eindruck an den zwei Tagen, an denen ich in Oldenburg war. Auffällig waren vor allem zwei Dinge. Erstens, sehr viel weniger Zuschauer als ich erwartet hatte. Bei allen Vorstellungen, die ich besucht habe, war das Kino maximal zur Hälfte, oft eher weniger, gefüllt. Zweitens: Die Freundlichkeit der Verantwortlichen. Wirklich überall, egal ob an der Kasse oder beim Kinoeinlass, man wurde immer mit einem Lächeln und überaus freundlich behandelt. Das kenne ich von anderen Festivals mit überforderten Hilfskräften leider auch ganz anders. Von daher: ein großes Kompliment für die tolle Atmosphäre.

Die Spielstätten sind alle gut zu Fuß zu erreichen und – vorbildlich – zwischen den Vorstellungen war auch immer mehr als genug Zeit, die Spielstätte zu wechseln und eventuell den kleinen Hunger zu stillen. Auch das habe ich schon anders erlebt. So war das Ganze dann auch wunderbar entspannt und man musste sich nicht abhetzen.

Was ich etwas schade fand ist, dass bei den Vorstellungen, die ich besucht habe, keine Gäste zugegen waren. Aber wahrscheinlich habe ich mir da einfach nur die falschen Filme ausgesucht.

Zu den Filmen.

Leider konnte ich nur 5 Filme sehen. Den anfang machte „Villa Amalia“ von Benoît Jacquot mit Isabelle Huppert. Die sehr langsam erzählte Charakterstudie einer Pianistin, die alle Brücke ihres alten Lebens zerstört und ein neues Leben ohne „Altlasten“ beginnen möchte. Der Film ist sehr bedächtig erzählt und hat in Isabelle Huppert die ideale Hauptdarstellerin. Während er aber im ersten Teil noch recht konzentriert erzählt, wie die Huppert langsam, aber zielgerichtet, mit ihrem alten Leben bricht, so verliert er sich in der zweiten Hälfte in immer neu hinzukommende Handlungselemente, die den Film zerfasern und das Interesse etwas erlahmen lassen.

In „Don’t look back“ von Marina de Van spielen die beiden Schönheiten Sophie Marceau und Monica Bellucci die Hauptrolle. Sophie Marceau spielt eine Ehefrau, deren Umwelt und Familie sich langsam zu verändern beginnt. Ein schöner Mystery-Film zu einem meiner Lieblingsthemen: Was ist eigentlich die Realität? Gut gespielt und gefilmt mit einigen überraschenden und wirklich gelungen Spezialeffekten. Das Ende gerät etwas konventionell, aber das kann man verschmerzen. Mein Gewinner unter den Filmen, die ich gesehen habe.

Kommen wir dann auch gleich zu der großen Enttäuschung: „Vengeance“ von Johnnie To. Es gibt in dem Film einige wirklich gelungene Szenen, aber auch sehr viele Dummheiten. Aus einigen wirklich interessanten Plot-Elementen hätte ein, eigentlich hoch begabter, Regisseur wie Herr To einfach mehr machen MÜSSEN. Aber der Film vergibt alle Möglichkeiten und suhlt sich in comichaften Albernheiten. Da nützt auch der sehr gute Anthony Wong nichts. Vor allem wenn er gegen die Karikatur anspielen muss, die Johnny Hallyday (totale Fehlbesetzung) abgibt.

Am zweiten Tag sah ich mit „Stay Cool“ eine typische US-Independet-Produktion. Charmant, aber letztendlich nichts besonderes. Ein erfolgreicher Autor kommt nach 20 Jahren zurück in seine Heimatstadt, um an seiner ehemaligen High-School eine Abschlussrede zu halten. Dabei wird er von den Umständen gleich wieder in die Rolle des 18-jährigen Pennälers gepresst. Kann man sich gut angucken, aber man versäumt auch nichts, wenn man den Film nicht gesehen hat.

Danach schloss ich „mein“ Filmfestival mit der philippinischen Produktion „Manila“ ab. Ein zweigeteilter Film, in dem die beiden Segmente „Tag“ und „Nacht“ jeweils von einem anderen Regisseur gedreht wurden. Der Film ist in rauem, körnigem Schwarz-Weiß gehalten und hatte augenscheinlich kein hohen Budget. Während die Bilder – vor allem im „Nacht“-Teil – eine dichte Atmosphäre hervorrufen, muss man leider sagen, dass beide Teile sehr konventionelle Geschichte erzählen, die sich wirklich überall zutragen könnten. So vermisst man einerseits den Überraschungsmoment und anderseits eine philippinische Identität. Gerade Letzteres ist sehr schade, da man dem Film anmerkt, dass er „das andere Manila“ zeigen möchte. Leider mit Geschichten, die so auch in Bremen-Hemelingen gedreht werden könnten.

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