Rezension: „Righteous Kill“ (Righteous Kill – Kurzer Prozess)

„Ich bin eine Hure! Ich spiele alles!“ lies der legendäre Klaus Kinski einmal in der NDR-Talkshow verlauten. Ich weiß nicht, ob Robert De Niro dies auch schon einmal öffentlich geäußert hat, gedacht hat er es bestimmt. Seit Mitte/Ende der 90er spielt der einstmals großartige Schauspieler seine Rolle entweder stumpf auf Autopilot oder karikiert sein Image in Rollen wie „Analyze this“ oder „Meet the parents“. Al Pacino hingegen war bis vor Kurzem noch relativ geschmackssicher mit der Wahl seiner Rollen und machte sich auf der Leinwand eher rar. Nun scheint ihm entweder langweilig oder das Geld ausgegangen zu sein, denn er folgt seinem ehemals größtem Konkurrenten auf dem unheilvollen Pfad in die Mittelklasse und darüber hinaus. So begibt es sich nun, dass die beiden 13 Jahre nach ihren grandiosen Auftritten in Michael Manns „Heat“ wieder aufeinander treffen und statt eines Feuerwerkes noch nicht einmal einen Knallerbse produzieren. Während DeNiro sich stoisch durch die müde Handlung schleppt, zappelt Pacino an seiner Seite herum wie Rumpelstilzchen auf Ecstasy. Vom einzigen Glanz der beiden Corleones ist nichts mehr übrig geblieben. Der Taxi Driver fährt hier nicht mehr.
Zum Film. Es geht um einen Serienmörder, welcher es auf Kriminelle abgesehen hat gegen die die Staatsmacht keine Handhabe gefunden hat. Bald schon stellt sich der Verdacht ein, dass es sich bei dem Killer um einen Polizisten handeln muss.
Das Ganze hätte ein nettes Filmchen zum Thema Desillusionierung und moralischer Abstumpfung werden können, scheitert aber vollständig am dilettantischen Drehbuch (Russell Gerwitz, der immerhin den sehr guten „Inside Man“ geschrieben hat) und der lausigen Regie von Jon Avnet („Fried Green Tomatoes“). Die Story reiht Klischee an Klischee, gibt keiner Figur die nötige Tiefe und lässt z.B. den von Pacino gespielten „Rooster“ völlig in der Luft hängen und drängt ihn in die Rolle des coolen Sidekick des von De Niro eindimensional runter gespielten desillusionierten Klischee-Cops. Da fragt man sich schnell, warum für diese eigentlich unbedeutende Rolle ausgerechnet ein Star vom Kaliber eines Al Pacino verpflichtet werden musste. Die realtiv interessante Figur der auf Sado-Maso-Spielchen stehende Forensikerin wird motivationslos reingeworfen, trägt zur Handlung überhaupt nichts bei und wird lediglich für zwei unsinnige Suspense-Sequenzen missbraucht. Auch die Rivalität zwischen den beiden Ermittler-Teams (De Niro/Pacino auf der einen, Wahlberg/Leguizamo auf der anderen) wird mehr durch Standard-Szenen, die man aus unzähligen anderen Filmen oder Polizeiserien kennt, behauptet als näher beleuchtet. Zudem führt es gegen Ende des Filmes zu einem Logik-Bruch, welcher nicht nur nutzlos, sondern auch ärgerlich ist.

Der schlimmste Fehler liegt aber darin, dem Zuschauer eine ach so clevere Wendung verkaufen zu wollen, sich dabei aber derartig tapsig anzustellen, dass spätestens nach 20 Minuten klar sein dürfte, welches halbverweste Kaninchen da am Ende aus dem Hut gezaubert werden soll. Somit scheitert der Film dann auch als 08/15-Krimi für trübe Sonntagnachmittage.

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