Das Bloggen der Anderen (04-08-14)

bartonfink_type2– Völlig überraschend starb in der letzten Woche der große Dokumentarfilmer, Drehbuchautor und Bildersezierer Harun Farocki im Alter von 70 Jahren. Bei Revolver findet man aus diesem traurigen Grunde ein Interview mit ihm von 2003. Und auf Sennhausers Filmblog einen Nachruf.

– Alex Matzkeit hat auf real virtuality einen Text über die 80er Jahre und ihre Rückkehr in den 2010er Jahren geschrieben. Da ich scheinbar 10 Jahre vor ihm geboren wurde, ist mein Blickwinkel ein recht anderer. Interessant ist der Text aber natürlich trotzdem.

– Der 13. Hofbauer-Kongress in Nürnberg ist vorbei und die Teilnehmer füllen fleißig ihr Blogs mit Nachberichten. Movies&Sports hat einen Podcast und ein Ranking erstellt, den ich noch nicht gehört habe, hier aber ausnahmsweise trotzdem verlinke.

– Einen schönen Bericht vom Hofbauer-Kongress – inklusive Filmbesprechungen – hat auch Michael Kienzl auf critic.de geschrieben.

– Und auch Lukas Foerster hat sich die Ehre geben und bespricht auf Dirty Laundry die Kongress-Filme „Wang You – Stahlharte Hongkongkiller“ und „Atemlos vor Liebe“.

– Udo Rotenberg war ebenfalls auf dem Kongress in Nürnberg zu Gast und schreibt auf L’Amore in città über den Eröffnungsfilm „Giulia“ mit Serena Grandi und auf Grün ist die Heide über den nächtlichen Überraschungsfilm „Wegen Verführung Minderjähriger“ mit einer blutjungen Marisa Mell.  l

Weitere Stimmen zum Hofbauer-Kongress haben Eskalierende Träume zusammengetragen. Dort findet man auch einen schönen Text von Sano Cestnik über Wolfgang Bülds „Ich gib Gas – ich will Spaß“, den ich auch noch sehen möchte, da ich a) Büld generell sehr schätze (trotz der „Nackten Gitarre“) und b) ich sein „Der Formel-Eins-Film“ auch schon überstanden habe.  Ferner: Robert über Rudolf Lenz und den deutschen Heimatfilm.

– Oliver Nöding hat auf Remember It For Later so viele neue Besprechungen veröffentlicht, dass ich mich wirklich wundere, wie der Mann das bloß schafft. Da ich nicht alle Besprechungen hier aufführen kann, greife ich mal exemplarisch drei heraus. „Siggi Götz“ drehte 1980 „Die schönen Wilden von Ibiza“ über den er schreibt: „Es ist auch die endlose Wiederholung der immergleichen Rituale, die die Jugend als Aneinanderreihung endloser Deja-Vus und somit als Zustand jeder Aufhebung von Zeit buchstäblich endlos erscheinen lässt.“  Über den großartigen „Schamlos“ von Eddy Saller (den wir vor zwei Jahren als 35mm-Kopie bei „Weird Xperience“ gezeigt haben): „SCHAMLOS ist geil, schnell, hart, wie ein Ritt auf der heißen Annabella oder auch die Fahrt mit einem aufgemotzten Schlitten über Frankfurter Kopfsteinpflaster.“ Yeah! Von den Weinert-Witon-Verfilmungen durch Harald Reinl ist er dann aber nicht gänzlich begeistert. Wie man am Beispiel von „Der Teppich des Grauens“ merkt.

– Ähnlich geht es mir bei Der breite Grad, wo ich auch jeden Artikel empfehlen könnte, mich hier aber auch auf nur drei beschränke: „Bilbao“, den Debütfilm des hierzulande scheinbar noch immer zu unbekannten, großen spanischen Regisseur Bigas Luna,  Joan Chens überraschendes Regiedebüt „Xiu Xiu – The Sent-Down Girl“ und dem japanischen Drama „Mordgedanken“ von 1979, dem er die Schulnote 1 verleiht.

– Harald Mühlbeyer war wieder bei eine Grindhouse-Nacht und berichtet auf screen/shot von so leckeren Heulern wie Ted V. Mikels „The Doll Squad“ und den Filipino „Death Squad“. Die hätte ich auch gerne gesehen, aber Mannheim ist weit.

– Einer meiner guilty pleasures ist Ruggero Deodatos „Die Barbaren“, der mich einst königlich amüsierte. Auf Splattertrash wird er besprochen und mit mit hübschen Bildern versehen. Seinen Spaß hatte totalschaden dabei auch.

Die Drei Muscheln haben sich einen frühen Sexfilm von Hans Billian vorgenommen, „Die fleißigen Bienen vom fröhlichen Bock“, der noch vor dessen Hardcore-Phase – in der er u.a. den tollen „Josephine Mutzenbacher“ drehte – entstand. Und der Film auch bei ihnen auch gar nicht schlecht weg.

– Patrick Holzapfel macht sich auf Jugend ohne Film Gedanken. Über eine Zahnbürste, die auf dem Kinositz vor ihm liegt und darüber, ob man überhaupt über einen Film schreiben kann, wenn man von dem Regisseur kein weiteres Werk kennt.

– Peter Gutting ist auf cineastic.de sehr begeistert von Christian Petzolds neuem Film „Phoenix“, der im Berlin der Nachkriegszeit spielt, und hält diesen für Petzolds bis dato bestes Werk.

– „12:01“ ist ein Film, den ich sehr mag, den aber kaum jemand kennt. Der Zeitschleifen-Thriller kam damals fast zeitgleich mit dem ähnlich gelagerten „Täglich grüßt das Murmeltier“ raus, war eine kleine TV-Produktion und ging gleich wieder unter. Auf Deep Reds Kino gibt es nun eine verdiente Würdigung, auch wenn Regisseur Jack Sholder (auch ein kleiner Geheimtipp, zumindest bis in die 90er) unterschlagen wurde.

– Neues aus Hollywood gibt es wie gewohnt beim Kinogänger. Woche 30 und 31.

– Als „Near Dark“ 1987 herauskam, konnte ich noch relativ wenig mit ihm anfangen. Ich fand ihn nicht schlecht, aber die coolen Typen aus „Lost Boys“ mochte ich lieber. Die Neusichtung beider Filme vor einigen Jahren dreht das Ganze dann gehörig um. Annika Stelter hat sich den Film auf Die Filme, die ich rief, ebenfalls angesehen und für gut befunden. Allerdings finde ich nicht, dass der Film sehr 80s ist. Da ist „Lost Boys“ sehr viel übler gealtert.  Und dann noch: „Fanny und Alexander“, den ich umwerfend finde. Hier empfehle ich Annika aber dringend irgendwann auch die 315-minütige Langfassung anzusehen, die mir einst die Weihnachtstage versüßte.

– Die Seltsamen Filme des Herrn Nolte beschäftigen sich diesmal gar nicht mit Kino, sondern mit TV. Aber da mir die besprochene Serie, nämlich die Original-“Twilight Zone“, ebenfalls sehr ans Herz gewachsen ist, gibt es hier dann doch einen Hinweis darauf. Tief betroffen war Herr Nolte von dem britischen TV-Film „Threats“ von 1984, eine Pseudo-Dokumentation über einen 3. Weltkrieg und die Auswirkungen auf die Bevölkerung.

– Vom 18.-20.7. fand in Braunschweig das 3. Cinestrange-Festival statt. Gerne wäre ich dabei gewesen, aber das Event fiel direkt in meinen Urlaub. Immerhin kann ich aber auf Deep Red Radio eine ausführliche Zusammenfassung der Ereignisse lesen.

– Von „Love Eternal“ habe ich nun schon eine Menge Gutes gehört. Nach der Besprechung von Oliver Armknecht auf film-rezensionen.de führt jetzt wohl kein Weg mehr an einer Sichtung vorbei. Ferner: Der ungarische Animationsfilm „The District“, der Oliver mehr optisch als inhaltlich überzeugen konnte und der Anime „Millenium Actress“, der ihn wiederum schwer begeisterte.

Komm & Sieh hat bereits Expendables 3 gesehen. Sir Reals kurze Review verspricht mehr vom bereits gehabten, nur zahmer. Jochen Plinganz empfiehlt den düsteren belgischen Thriller „The Treatment“.  Ebenfalls gut weg, kommt James Gunns Marvel-Film „Guardians of the Galaxy“.

– Eben mit jenem, also „Guardians of the Galaxy“ hat filmosophie auf ihrem gleichnamigen Blog so ihre Probleme. „Die saubere, folgenlose und scheinbar weitgehend schmerzfreie Gewalt in Guardians of the Galaxy ist über die Maßen befremdlich und noch befremdlicher, wenn wir sie im Kontext des hohen Unterhaltungsfaktors der Inszenierung betrachten. Ohne hier den Moralapostel spielen zu wollen: Wollen wir wirklich darüber lachen, wie Lebewesen Schmerzen zugefügt werden?“

– Was Schlombie auf Schlombies Filmbesprechungen über einen meiner Lieblingsfilme, nämlich „Rio Bravo“ (wobei ich „El Dorado“ noch mehr liebe) schreibt, kann ich nicht 100% unterschreiben, aber ich finde es schön, wenn sich mal wieder jemand an diesen Film erinnert und dass er von „bewegendem Kino“ schreibt, versöhnt mich doch dann auch. Ferner: Eine neue Ausgabe der „Die Besprechungen der Anderen“.

– Gabelinger geht auf Hauptsache Stummfilm sehr detailliert auf „Schwarze Narzisse“ ein und resümiert: „Black Narcissus ist Film pur, selten fügen sich sämtliche Beiträge der Beteiligten derart stimmig, ja zwingend zu einem derart atemberaubenden künstlerischen Ganzen wie hier.“

– Thomas ärgert sich auf Schöner Denken über den gigantischen Werbefilm „Transformers 4“.

Stubenhockerei beschäftigt sich wieder mit Avantgardistischem. Brakhages „Creation“ und Achternbuschs „Das Andechser Gefühl“.

– Schade. Auf dem Papier hörte sich das Schwarzenegger-Vehikel „Sabotage“ recht gut an und Regisseur David Ayer hat immerhin „End of Watch“ gedeht. Was symparanekronemoi über den Film schreibt, bestätigt aber leider, was man schon gehört hat. Wirklich gut ist der Film nicht geworden.

– Am 31. Juli wäre Louis de Funés, Held meiner Kindheit, 100 Jahre geworden. Lucas Barwenczik hat deshalb auf B-Roll einen wunderbaren Text über den quirligen kleinen Mann geschrieben. Ferner stellt er den britischen Filmemacher Jonathan Glazer vor und geht auch ausführlich auf dessen brillante Musikvideos ein. Joachim Kurz ist von den ständigen Grabreden auf das Kino genervt.

– Auf mehrfilm hat Christian Gertz den großartigen Dominik Graf interviewt.

– david stellt auf Whoknows presents vier südkoreanische Filme vor, die alle eine Variation des gleichen Themas sind. Drei davon stammen von Kim Ki-young. Eine Version von Im Sang-Soon entstand 2010. Der erste Film heißt „Hanyo“ (The Housemaid) und stammt von 1960. Wieder einmal ein hochinteressanter Artikel.

– Der meistbesprochene Film in dieser Woche ist „To Kill A Man“. Benedikt Wiken findet auf Deep Red Radio viele positive Worte. Oliver Armknecht auf film-rezensionen.de ist zunächst ebenfalls sehr angetan, aber von der zweiten Hälfte enttäuscht. LZ schreibt in der positiven Review auf screen/read: „„To kill a Man“ ist einer jener seltenen Filme, die ihre eigentlich recht einfache Geschichte in ein nachhaltiges Traktat über Schuld und Sühne überführen.“

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4 Antworten zu Das Bloggen der Anderen (04-08-14)

  1. Schlombie sagt:

    Versöhnt? Was verärgert denn an der Rio Bravo-Besprechung? Die ist doch eine Liebeserklärung an den Film. Trotzdem danke für die Erwähnung! 🙂

  2. Oliver sagt:

    Danke für die Erwähnung!

    Die Anzahl der neuen Besprechung wird ja dadurch relativiert, dass ich zwei Monate fast gar keine Filme geschaut habe. Die neue „Renaissance“ wurde begünstigt durch a) ein Strohwitwerwochenende und b) zwei Krankheitstage. Die Erklärung ist also ganz einfach. 🙂

  3. Pingback: Die Gespräche der Anderen #1 | Wiederaufführung

  4. Marco Koch sagt:

    Hi Schlombie. Sorry für die späte Reaktion auf Deinen Kommentar. Godzilla hat mich so sehr in Anspruch genommen. Hast ja recht, Deine Review war ja im Grunde positiv. Aber wenn man „Rio Bravo“ und Hawks so liebt wie ich, dann muss man bei Formulierungen wie „phallokratischen Klischee-Soße“ schon kurz schlucken. 😉

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