DVD-Rezension: “Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill”

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Die junge Lehrerin Lilly Quark (Samantha Scott/“Donna Duzzit“) ist auf dem Weg nach Porno Hill. In der Kutsche trifft sie Django (Steve Stunning/“Jason Eversteiff“), dem sie von einer Karte zu einer geheimen Goldmine erzählt, den sie von ihrem Vater geerbt hat. Django beschließt dem armen Mädchen zu helfen, denn in Porno Hill angekommen, erfährt die lokale Bordellbetreiberin (Marsha Jordan) von der Karte. Daraufhin versucht sie, mit Hilfe des bösen Hacker (Steve Vincent) und seinen beiden Helfern Güldenstein und Rosenkohl in ihren Besitz zu kommen.

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Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill“ ist eine eher ungewöhnliche Wahl für eine Veröffentlichung in der neuen Reihe Cinema Treasures von Ascot-Elite. Wie „Crawlspace“ und „Das Kommando“ handelt es eine Produktion, bei der einst Ascot-Elite-Gründer und Sexfilm-Gott Erwin C. Dietrich (ECD) seine Finger im Spiel hatte. Nachdem er bereits mit „Robin Hood und seine lüsternen Mädchen“ einen billigen US-Sexfilm aus der Schnellschuss-Fabrik von David F. Friedman – der zusammen mit Herschell Gordon Lewis die ersten Gore-Filme wie „Blood Feast“ und „Two Thousand Maniacs!“ produzierte und hauptsächlich mit „nudie cuties“ (oftmals in FKK-Feriencamps spielend) und sogenannten „roughies“ (Sex und Gewalt) sein Geld verdiente – mittels deutscher Synchro und hinzugefügten Szenen in eine waschechte ECD-Produktion verwandelt hatte, verfuhr er bei „Brand of Shame“ ebenso und taufte diesen in „Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill“ um. Zudem wurde in Berlin eine Synchronisation angefertigt, die zu Recht einen legendären Status genießt.

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Was da auf der Tonspur zusammengelabbert wird, geht auf keine Kuhhaut. Während die ebenfalls berühmten Spaßsynchros aus der Feder Rainer Brandts noch einen Kalauer über den nächsten stapelten, wird hier hemmungslos drauflos gequatscht, was das Zeug hält. Das muss dann auch nicht alles einen Sinn ergeben oder vor Sprachwitz sprühen. Die Masse macht’s. Man wird das Gefühl nicht los, dass alle Sprecher unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Drogen standen und sich von Labberflash zu Labberflash kifften. Überraschend ist dabei vor allem, dass es sich um renommierte und bekannte Sprecher wie Andreas Mankopff, Joachim Kemmer, Edith Hancke oder Gerd Duwner handelt. Dementsprechend wirbt der Film dann auch schon gleich auf dem Cover mit „Der Kultwestern mit der irrwitzigsten deutschen Film-Synchronisation seit Erfindung des Mikrofons!“.

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Dem ursprünglichen Film wurden noch einige Szenen mit einem Pärchen namens „Bumsi und Bumso“ hinzugefügt, die sich weder qualitativ (sie sind um einiges besser gefilmt als „Brand of Shame“), noch von der Umgebung (schönste Schweizer Bergwiesen) irgendwie einpassen. Aber egal, Dilettantismus ist bei „Django Nudo“ Programm und wird groß zelebriert. So spricht der Held der Geschichte auch gerne mal aus dem Off über die Dialoge, „Obszönitäten“ werden pro aktiv ausgepiepst (ein Gag, der beim ersten Mal noch lustig ist, später aber die Nerven auch mal strapaziert) und wenn es zu sehr zur Sache geht, wird das Bild kurzerhand rot gefärbt. Natürlich ist das alles gefakt. Explizit dürfte der Film auch im Original nicht gewesen sein, denn wie es sich für einen US-roughie gehört, gibt es zwar viele große Brüste zu sehen, aber keine „full frontal nudity“. Das besorgen dann erst die von Dietrich hinzugefügten Bumsi/Bumso-Szenen.

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Der zugrundeliegende „Brand of Shame“ dürfte einer der schlechtfotografiertesten Filme aller Zeiten sein. Dass sich der Kameramann das Pseudonym „I.M. Blind“ gab, hat schon so seinen Grund. Besonders gruselig ist der erste Überfall, bei dem die Kamera die angreifenden Reiter regelmäßig aus dem Bild verliert und dafür die Stiefel der Kutscher filmt. Viel besser wird es aber auch später nicht. Bei den Sexszenen wird ständig irgendein Körperteil in extremer Großaufnahme gezeigt, was nicht unbedingt erotisch, dafür aber fast schon avantgardistisch wirkt. Körper als Landschaften, Nasen als Monumente und Münder als Canyons. Dazu passt auch das Gequietsche und Gestöhne, die unpassenden Seemannslieder und wiehernden Gäuler, die die Tonspur zukleistern. Man wähnt sich schon fast bei David Lynch.

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Die Schauspieler geben sich auch keine Mühe ihr mangelndes Talent zu kaschieren. Die beste Figur gibt da noch Steve Vincent (Pseudonym „Bart Black“) als „Hacker“ ab. Der Held „Django“ wirkt dagegen wie ein Buchhalter auf einer Kostümparty, aber immer noch authentischer als die debilen Helfershelfer „Güldenstein und Rosenkohl“. Demgegenüber wissen die „lüsternen Mädchen“, zumindest optisch, sehr zu gefallen. Mit Marsha Jordan ist sogar ein bekanntes Gesicht (aus ähnlich gelagerten Filmen) mit dabei.

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„Django Nudo“ ist ein hervorragender Partyfilm für aufgeschlossene Filmfans, die sich in heiterer Runde bei reichlich Alkohol und Knabberzeug zusammengefunden haben. Bei einsamer Sichtung ist „Django Nudo“ schon eher hartes Brot.

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Das Bild der DVD ist der dilettantischen Schmierigkeit des Originalfilms entsprechend. Das dürfte aber schon bei den damaligen Kinoaufführungen der Fall gewesen sein, denn die von ECD eingefügten Szenen besitzen eine sehr viel bessere Qualität. Wahrscheinlich stand ECD damals auch nur eine minderwertige Kopie zur Verfügung, die er dann mit eigenem Material aufpeppte. Aber das passt auch alles hervorragend zum Gesamterlebnis „Django Nudo“. Der Ton ist Ordnung, aber etwas dünn. Als Extra gibt es einen Audiokommentar mit dem zuverlässigen Christian Keßler (wer würde hier besser geeignet sein) und erstmals Heinz Klett vom „Geheimnisvollen Filmclub Buio Omega“ in Gelsenkirchen. Dort war der Film vom Publikum einst für die Jubiläumsvorstellung gewünscht worden.

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4 Antworten zu DVD-Rezension: “Django Nudo und die lüsternen Mädchen von Porno Hill”

  1. Bei den Sexszenen wird ständig irgendein Körperteil in extremer Großaufnahme gezeigt, was nicht unbedingt erotisch, dafür aber fast schon avantgardistisch wirkt. Körper als Landschaften, Nasen als Monumente und Münder als Canyons.

    Klingt wie ein Remake von GEOGRAPHY OF THE BODY. 😉

  2. totalschaden sagt:

    Hm … eigentlich war die Scheibe ja fest eingeplant, aber deine Kritik dämpft meine Vorfreude doch ein wenig. Das das Ganze – trotz des Titels – derart weit in Richtung Nonsens abdriftet, wusste ich nun doch nicht. Ist denn der Audiokommentar von Keßler und Klett so gut, wie man erwarten sollte?

  3. Marco Koch sagt:

    Naja, es ist halt ein sehr schlecht gemachter Sexfilm (mit hübsch anzusehen Damen – immerhin), der durch eine besonders sinnfreie Synchro aufgewertet wurde. Ein wirklich großer Partyspaß, aber allein natürlich nur halb so lustig, wie in großer Runde. In den Audiokommentar habe ich nur punktuell mal rein gehört. Klang gut, war informativ und gleichzeitig lustig. Gefiel mir.

    @Manfred: Ja, an den musste ich in der Tat auch denken 😉

  4. Ray sagt:

    Gestern habe ich mir den Django Nudo auch mal gegeben. Bei aller Freude über den Trash Faktor und die Tatsache, ihn nach 43 Jahren erstmals in deutsch sehen zu können irritiert mich jedoch, daß das Bild wie bei einem schlechten NTSC-Transfer fürchterlich ruckelt. Da ja eine deutsche Filmkopie abgetastet wurde, dürfte doch so ein ärgerliches Phänomen eigentlich nicht auftreten, zumal Ascot ja auch kein Billig-Label ist.

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