Das Bloggen der Anderen (16-03-13)

bartonfink_type2– Letzte Woche, am 07.März, verstarb der große Damiano Damiani. Mir sticht im Herzen ein großes Schuldgefühl, weil ich diesem Meister des gesellschaftskritischen Mafiafilms – diesem Regisseur, der seinen Zeigefinger immer mit größtmöglicher Leidenschaft und niemals langweilig in die Wunde eines korrupten Staates gelegt hat, keinen Nachruf geschrieben habe. Aber es fehlte einfach die Zeit. Gut also, dass L’Amore in città diese Aufgabe hervorragend erledigt hat. Gleichzeit gibt es auch noch eine Review zu Damianis „Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?“.

– Ich mag ja den Alex de la Iglesias, seit ich damals „El Dia de la Bestia“ sah. Seitdem verfolge ich seine Filme, auch wenn ich nicht alle gesehen habe (die nie in Deutschland erschienen Komödien fehlen mir) und auch nicht alles großartig finde („800 Bullets“ z.B. fand ich recht enttäuschend und mit „Perdita Durango“ werde ich auch nicht warm). Aber der gute Mann ist immer für eine Überraschung gut. Martin Beck hat auf Reihe Sieben den Trailer zu de la Iglesias neustem Film gepostet. Und das sieht wieder nach einer recht wilden Angelegenheit aus. Noch jemanden, den ich eigentlich sehr mag, ist Jackie Chan. Allerdings habe ich dessen Karriere, nach seinen grottenschlechten und ziemlich un-Jackie-mäßigen US-Filmen, irgendwie aus den Augen verloren. Ich glaube, der letzte Film, den ich mit ihm gesehen habe, war „New Police Story“, der ganz okay war. Jetzt ist ein neuer Film von und mit ihm raus gekommen, namens „Chinese Zodiac“. Martin Beck hat ihn gesehen und ist überhaupt nicht begeistert.

Disney hat seine Helden Micky, Donald & Co. wiederbelebt und 19 neue Cartoons mit ihnen produziert. Das Design ist allerdings… gewöhnungsbedürftig. Auf Sir Donnerbods Bagatellen kann man schon mal einen Blick riskieren.

Einen wunderbaren, langen Text über das, mir bisher vollkommen unbekannte, frühe Musical „Hallelujah I’m a bum“ hat – Manfred Polak auf Whoknows presents geschrieben. Darin erfährt man nicht nur viel über den Film, sondern auch seinen Regisseur Lewis Milestone, Hauptdarsteller Al „The Jazz Singer“ Jolson und – zu meiner großen Überraschung – Harry Langdon. Langdon war mal nah daran, als gleichwertigen Konkurrent von Chaplin aufgebaut zu werden, was aber nicht gelang. Auch, weil Langdon seine Figur nicht selber konzipiert hatte und auch nicht wirklich verstand. Ich glaubte immer, er hätte den Wechsel zum Tonfilm schauspielerisch nicht überlebt und bin jetzt überrascht, ihn hier wiederzusehen.

– Dominik Höcht ärgert sich auf filmherum über BluRays, die dem Nutzer das Vorspulen verbieten und mit Werbung bombardieren. Dabei lädt er zur Diskussion ein.

Ich lehne es ja ab, Listen mit Lieblingsfilmen oder gar „besten Filme aller Zeiten“ zu veröffentlichen. Jahresbestenlisten bilden da eine Ausnahme und dienen mir größtenteils dazu, selber mal in Ruhe das Filmjahr Revue passieren zu lassen. Trotzdem finde ich es immer mal wieder spannend, mir die Listen anderer anzusehen. Auch, weil man hier und da immer mal eine Empfehlung findet, was man sich anschauen sollte. Auf Hooded Justice habe ich jetzt wieder eine Liste gefunden. Gut, davon kenne ich in der Tat schon alles, aber vielleicht wird ja der eine oder andere inspiriert. Ich finde die Auswahl jedenfalls für Einsteiger recht nett.

– Es gibt einige Dinge, die einem die Bloggerei ziemlich verleiden können. Was phil von Nerdtalk passiert ist, gehört definitiv dazu und ist eine unbestimmte Furcht, die auch bei mir immer mitschwingt. Unbewusste Urheberrechtsverletzung und der damit verbundene Verlust einer großen Summe Geld. Mir würde das locker das Genick brechen.

– Den, meiner Meinung nach, interessantesten Blogeintrag findet man in dieser Woche bei Jugend ohne Film. Darin geht es um einige Statements zum aktuellen Kino (und junge Filmemacher), die Michael Haneke und Alexander Horwarth, anlässlich einer Robert-Bresson-Retrospektive im Filmmuseum Wien, gegeben haben. Zunächst dachte ich, beim Überfliegen des Anfangs, der Text würde zu einer wütenden Attacke auf die beiden Männer werden. Aber da habe ich mich gründlich getäuscht. Der Autor bringt einige hochinteressante Punkte und bezieht eine nachvollziehbare Gegenposition, über die ich lange nachgedacht habe, und der ich dann auch in vielen Punkten zustimmen kann. Sehr gut argumentiert und jedem meiner Leser hier ans Herz gelegt.

– Ebenfalls sehr lesensert: Der desillusionierende Artikel von Lucas Foerster auf critic.de, in dem er von einigen Gelegenheiten berichtet, bei denen eine digitale Projektion aufgrund von technischen Unzulänglichkeiten oder schlichtes Desinteresse der Veranstalter/Hersteller der digitalen Kopie, deutlich zeigt, wie unausgereift und „filmfeindlich“ diese Technik (noch?) ist.

– Nochmal Lukas Foerster. Auf seinem eigenen Blog Dirty Laundry stellt er den Film „The Good Fairy“ von Keisuke Kinoshita vor. Dem japanischen Regisseur, dem auf der Berlinale eine Retrospektive gewidmet war. Und der Text macht Lust, seine eigene kleine Retro zu organisieren.

– Eine sehr schöne Art, sich mit Filmen zu beschäftigen, ist das Gespräch zwischen zwei Menschen. Sei es jetzt im privaten Kreis, oder in Form einer Diskussion im Rahmen einer Filmaufführung, TV-/Radiosendung oder eben in einem Blog. Ich finde dies so sympathisch, informativ (da eine Partei immer einen Punkt aufwerfen kann, an die die andere zunächst nicht gedacht hat und sich gegebenenfalls auch reiben kann) und vor allem persönlich, dass ich mich wundere, dass diese Art des Schreibens, nicht öfter genutzt wird. Auf Hard Sensations wird diese Form der Auseinandersetzung nun schon zum vierten Mal von Silvia Szymanski und Maria Wildeisen, innerhalb ihrer Reihe „Vergewaltigung im Film“, zelebriert. Diesmal reden die Beiden über Abel Ferraras „Die Frau mit der 45er Magnum“.

– Interessanterweise haben gerade in dieser Woche, auch Sano und Christoph von Eskalierende Träume dieses Prinzip übernommen und führen ein langes Gespräch über den Film „I lunghi capelli della morte“ von Antonio Margheriti. Herausgekommen ist ein, wie ich finde, interessanter, emotioneller und informativer Dialog. Dieser entstand allerdings schon vor 2,5 Jahren und wurde erst nach einigen Kontroversen veröffentlicht. Christoph distanziert sich heute davon. Gut, er mag seine Gründe dafür haben, ich finde diese Form des Dialoges (wie oben auch bei Szymanski/Wildeisen) sehr angenehm und würde gerne mehr in diesem Stil lesen. Leider habe ich beim Filmforum Bremen niemanden, mit dem ich in selber einen solchen Dialog führen könnte, sonst würde ich das gerne einmal tun.

– Alex Klotz hat auf Hypnosemaschinen mal wieder einen sehr obskuren, aber nicht desto weniger hochinteressanten, Film ausgegraben: Den britischen TV-Film „The Year of the Sex Olympics“ von 1968. Spannend.

– Super-8 gab es bei uns Zuhause zwar auch, aber bis auf einen Film mit Western-Legende „Fuzzy“, den mein Vater mal von einem Arbeitskollegen geliehen hatte, habe ich nie einen dieser „Kauf-Super-8“-Filme gesehen. Das kam erst später, als die gerne mal als Extras auf DVDs zu finden waren. Schade eigentlich. Thomas Groh macht auf seinem filmtagebuch auf eine Facebook-Seite aufmerksam, die sich dieser Prä-Video-Heimkino-Phase widmet.

– Paul fasst auf La vie cinéphilié sehr gut zusammen, was ich nach „Holy Motors“ gedacht habe. Scheinbar war er ebenso fasziniert, aber auch merkwürdig kalt gelassen nach dem Film.

– Ich wusste gar nicht, dass Tobe Hooper ein Buch geschrieben hat. Hat er aber (mit Co-Autor). Das Werk heißt „Midnight Movie“ und MacReady von den Drei Cineasten hat es gelesen. So richtig etwas darunter vorstellen kann ich mir zwar nicht, aber seine Buch-Review macht neugierig, denn dieser literarische Erstling des „Texas Chainsaw Massacre“-Regisseurs scheint ziemlich durchgeknallt zu sein.

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