Endgültig: 19. Internationales Filmfest Oldenburg nur in abgespeckter Form und die 20. Ausgabe fraglich

Jetzt ist es soweit. Gestern Abend stimmte die  rot-grüne Regierung der Stadt Oldenburg dafür, den im bisherigen Haushaltsplan festgelegten Zuschuss zum Internationale Filmfestival  Oldenburg von zuvor geplanten 95.000,- auf 50.000,- zusammen zu kürzen.

Ich kenne mich als Bremer in der Oldenburger Stadtpolitik nicht besonders gut aus. Ich frage mich aber ernsthaft, was da für Leute sitzen, die ein international renommiertes Festival in der Stadt haben, welches  überregionale Gäste anlockt und auch in der internationalen Fachpresse einen hervorragenden Ruf hat, und diesem dann so die Beine weg schießen. Ich bin häufig genug auf dem Filmfest in Oldenburg gewesen, um mir selber ein gutes Bild von dem Zuspruch zu machen, den das Filmfest genießt.

Die Begründungen der Stadt für die plötzliche Halbierung klingen abenteuerlich.  Da wird dem Festivalleiter Torsten Neumann plötzlich vorgeworfen, die Besucherzahlen von 15.000 schöngerechnet zu haben. Dann wird gesagt „Wenn wir in Oldenburg Schwierigkeiten haben, soziale Projekte zu fördern, aber 100 000 Euro ausgeben sollen, damit Prominente aus New York eingeflogen werden, müssen wir uns fragen, wofür wir stehen“  und dabei völlig unterschlagen, dass Prominente selbstverständlich auch Werbung für das Festival sind, Aufmerksamkeit erregen und die Besucher von außerhalb anlocken. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, sei einmal dahingestellt, aber so ist das nun einmal. Gäste gehören definitiv zu einem Festival und wenn es dann noch bekannte Filmemacher und Schauspieler sind, umso größer ist dann der Werbeeffekt.

Klar kann man sich dem Argument: „Opfer häuslicher Gewalt brauchen dringend Hilfe, und deren Organisationen haben nicht die Möglichkeiten, professionell Sponsoren zu werben – anders als das Filmfest.“ nicht verschließen.  Aber hat mal jemand daran gedacht, dass ein internationales Festival  auch Gelder in die Stadt holt, welche am Ende auch andere Organisation zugute kommen kann? In der Sendung „Journal“  im Nordwest-Radio, war heute Mittag die Rede davon, dass die Fördermittel durch die Ausgaben des Festivals und der Besucher zu 300% wieder zurück in die Stadt Oldenburg fließen. Dies könne auch anhand des Abschlussberichtes des Festivals, welcher jedes Jahr in der Kulturbehörde abgegeben wird, nachgeprüft werden. Dies habe, laut dem Bericht im Nordwest-Radio, aber keiner der Entscheidungsträger getan. Mehr noch, scheinbar kennt auch niemand diesen Bericht, denn wie sonst ist der Vorwurf des Fraktionsvorsitzende der Grünen zu verstehen Festivalleiter Neumann würde seine Zahlen nicht transparent machen.

Ganz abstrus wird es, wenn kritisiert wird, Neumann wäre dem Kulturausschuss die Antwort schuldig blieb, wo denn die Politik sonst kürzen solle. Als ob das nun die Aufgabe eines Festivalleiters wäre. Da kann ich dann wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln.

Um die Finanzlücke zu schließen, schlägt die Politik – außer der Suche nach einem Großsponsor – vor, die Ticketpreise um 2 Euro zu erhöhen. „Diese Summe verlangen wir sogar von Schülern, die Schulvorführungen im CineK besuchen“, sagte der SPD-Fraktionschef. Meiner Meinung nach sollte dann eher dort die Preise gesenkt werden, statt sie woanders zu erhöhen. So dass wirklich jeder die Möglichkeit hat ins Kino zu gehen und nicht nur eine privilegierte Schicht.

Wenn ich so die Berichte lese, dann scheint der Grund für die Kürzungen beim Filmfest ganz woanders zu liegen. Und zwar in den persönlichen Befindlichkeiten der Protagonisten. Man erinnere sich nur daran, wie vor zwei Jahren das Filmfest schon einmal von massiven Kürzungen betroffen war und daraufhin Festival-Leiter Neumann eine große Protest-Kampagne inszenierte, in deren Mittelpunkt die Tatsache stand, dass ein Teil der so eingesparten Fördergelder in die Errichtung eines Amphipienteiches fließen sollten. Dass darauf in der gestrigen Sitzung noch einmal Bezug genommen wurde („Und im Investitionshaushalt findet sich ein Posten von 25.000 Euro für den Bau einer festen Leiteinrichtung für Amphibien in Heidbrook – „das wird Herrn Neumann freuen“, sagt Bischoff(Anm.: SPD-Fraktionschef)  süffisant.) lässt eine tiefe Beleidigung der Politik durch die Aktionen des Filmfestes vor zwei Jahren durchblicken. Auch, dass das Filmfest auf seiner Facebook-Seite ihre Fans aufgefordert hat, ihre lokalen Politiker zu kontaktieren und sich bei diesen gegen die Kürzungen auszusprechen, goss wohl noch mal Öl ins Feuer und wurde als „Versuch, uns lahmzulegen“ bezeichnet.

So kann man sich der Überzeugung nicht verschließen, dass nicht das Filmfestival, sondern deren unbequemer und engagierter Leiter das Problem für die Politik ist. Nur aufgrund einer unterschwelligen Fehde zwischen ihm und den Leitern der rot-grünen Fraktion, wird das Filmfest nun von der Politik sabotiert. Dazu passt auch, dass SPD und Grüne auf die Drohung, Neumann wolle das Filmfest sterben lassen, wenn die Stadt nicht mehr zahle, gelassen mit dem Hinweis: „Wer zehn Mal droht, dem glaubt man nicht mehr“ reagieren. Klingt doch ein klein wenig nach purem Machtgehabe, oder?

Das Internationale Filmfest Oldenburg 2012 wird (wenn nun auch in abgespeckter Form) über die Bühne gehen. Für 2013 wünsche ich mir, dass Torsten Neumann seine Drohung in die Tat umsetzt, damit die Verantwortlichen endlich merken, was für ein Pfund sie da mit dem „ungeliebten“ Filmfestival eigentlich in der Hand haben. Damit es endlich unterstützt und nicht immer wieder neu zusammen gestutzt wird. Und vielleicht kann man ja auf Seiten der Festivalleitung wirklich mal darüber nachdenken, sich mit dem Bundesland Bremen zusammen zu tun und aus dem Oldenburger ein Oldenburger/Bremer Filmfestival zu machen. Dann wäre man nicht allein von der Stimmung im Oldenburger Ratshaus abhängig.  Auch wenn Bremen ebenfalls nie Geld hat, einen Versuch wäre es doch wert.

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