Filmbuch-Rezension: “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“

Es ist schon unfassbar, welche Ausmaße der Kult um Terence Hill und vor allen Dingen Bud Spencer in den letzten Jahren angenommen hat. Ich habe selbst mitbekommen, welche Schlangen vor den Buchläden standen, als Bud Spencer 2011 von seinem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf auf Deutschland-Tournee geschickt wurde, um seine Autobiographie vorzustellen. Davon kann mancher Rockstar nur träumen. Die Filme werden immer neu aufgelegt und verkaufen sich scheinbar weiterhin wie geschnitten Brot. Fans drehen ihre eigenen Filmen über ihre Leidenschaft und diese kommen auch noch ins Kino. Das alles war 2009 noch nicht absehbar, als Christian Hegers Buch „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ das erste Mal erschien und das erste wissenschaftliche Buch zum Phänomen Spencer/Hill war. Ursprünglich als Magisterarbeit entstanden, hat es nur vom Schüren Verlag eine zweite, aktualisierte Auflage erhalten.

Hegers Buch beginnt mit einem kleinen Abriss über die Geschichte des Western und den Übergang vom harten Italo-Western zum Spaß-Western. Dem folgen gut komprimierte Biographien der beiden Hauptpersonen Bud Spencer und Terence Hill bis zu dem Zeitpunkt ihrer ersten echten Zusammenarbeit. Nachdem die drei Colizzi-Western eingängig als Übergang vom klassischen Italo-Western zu einer Ahnung des darauf folgenden Spaß-Westerns beschrieben werden, bilden die beiden „Trinità“-Filme, die Spencer & Hill mit Enzo Baboni gedreht haben, den Schwerpunkt des Buches und stellen gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Paares Spencer/Hill dar, wie man es heute kennt und liebt. Zugleich sind die beiden Filme die Blaupause für alle weiteren Filme des Paares und – zumindest nach Meinung des Autors – der Sargnagel des Genres Italo-Western. Danach stellt Heger noch einige wichtige Solo-Filme der Beiden vor, in denen die in den Trinità-Filmen gefundenen Formeln weiter gestrickt werden und mit der Spencer-Solo-Filmreihe der „Plattfuss“-Filme, den Übergang vom Western zur Gegenwart vollenden.

Zum Abschluss des analytischen Teils geht Heger noch auf die Rezeption des Paares in Deutschland ein (nebst einem interessanten Exkurs bezüglich der deutschen Synchronisation, die je nach Sichtweise und Film entweder eine Bereicherung oder fürchterliche Verhunzung der Filme war), einer persönlichen Schlussbemerkung, sowie ganz aktuell ein Kapitel zu dem erstaunlichen Revival in den letzten Jahren. Auf 80 Seiten folgt dann eine ausführliche Filmographie der Beiden, in denen noch einmal alle Filme (teilweise sehr kritisch) besprochen werden, die im Hauptteil noch nicht abgehandelt wurden. Eine Hommage an Riccardo Pizzuti, dem Stuntman, der durch seine Nebenrollen in den Spencer/Hill-Filmen der 70er und 80er Kultstatus erlangte, rundet das Buch ab.

Christian Hegers Arbeit ist vor allem im dritten Kapitel sehr stark, wenn er die Popularität und Dynamik des Duos Spencer/Hill in einen größeren geschichtlichen, filmischen oder gesellschaftlichen Kontext untersucht. Besonders gut gefallen hat mir hier der Abschnitt „Das komische Duo als Spiegelbild des italienischen Nord-Süd-Gefälles“ gefallen. Was mir weniger gefallen hat, ist die Einstellung des Autoren zum Genre des Italo-Western. Man hat das Gefühl, dieses wird auf die Dollar-Trilogie von Leone reduziert, die dann von weniger begabten Regisseuren billig und gespickt mit ausgesprochen unappetitlicher Gewalt am Fließband kopiert wurde. Zwar wird auch mal ein „Django“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ erwähnt, aber in einem – wie ich finde – etwas herablassenden Ton. Aber vielleicht ist dies auch nur mein ganz persönliches Empfinden, geprägt von meiner starken Liebe zum Genre. Der Aussage, dass Spencer/Hill dem „alten“ Italo-Western den Todesstoß versetzt hätten, stimme ich auch nur bedingt zu. Ja, die Zahl der Spaß-Western stieg mit ihrem gewaltigen Erfolg an der Kinokasse plötzlich rapide an. Aber das ist am Ende eines Genre-Zyklus (wie von Heger am Beispiel der klassischen Horrorfilme von Universal richtig erwähnt) immer der Fall. So war es ein paar Jahre später auch mit dem Eastern. Noch bis 1978 wurden herausragende Italo-Western gedreht, wie beispielsweise „Keoma“ oder zumindest ernsthafte Filme wie „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“, „Silbersattel“ oder „Mannaja – Das Beil des Todes“.

Vor allen Dingen vermisse ich aber eine kritische Auseinandersetzung mit dem Treiben um Bud Spencer kurz vor seinem Tod, als der Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlag immer neue Bücher unter seinem Namen auf den Markt warf, und den den bereits sichtbar kranken Spencer wie ein Zirkuspferd durch die Manage trieb. Hier hätte man meiner Meinung nach ein sehr viel deutlicheren Blick auf die dunklen Seiten des Geschäfts mit Spencer/Hill werfen sollen.

Davon ab ist das Buch sehr informativ und für eine wissenschaftliche Arbeit sehr gut und locker zu lesen. Mir manchmal sogar etwas zu locker, da hätte ich mir an ein paar Stellen ein tieferes Abtauchen gewünscht. Aber grundsätzlich ist „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ derzeit das deutschsprachige Standardwerk zum Thema Bud Spencer und Terence Hill.

Christian Heger “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“, Schüren Verlag, 240 Seiten, € 24,90.

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Das Bloggen der Anderen (20-01-20)

Schattenlichter hat das „Castello Piccolomini di Balsorano“, auch bekannt als „Schloss Balsorano“, besucht und ein schönes Portrait dieses in vielen europäischen Gernefilmen genutzten Drehortes erstellt. „Die Stunde der grausamen Leichen“ wurde dort zwar leider nicht gedreht, die Besprechung zu diesem unterhaltsamen Paul-Naschy-Films kann man sich aber trotzdem gleich im Anschluss mal durchlesen.

– Für mich mit fortschreitendem Alter des Nachwuchs jetzt immer interessanter: Kinderfilme. Und welcher Blog eignet sich besser, um auf dem Laufenden zu bleiben und sich Tipps abzuholen, als Rochus Wolffs Kinderfilmblog. So habe ich dann auch mit großem Interesse seinen Artikel über „Die zehn meist erwarteten Kinderfilme 2020“ gelesen.

– Apropos Kinder- und Jugendfilm: Auf film-rezensionen.de hat Oliver Armknecht Tim Trageser interviewt, dessen „Wolf-Gäng“ nach einerFantasy- Jugendbuchreihe von Wolfgang Hohlbein, bald ins Kino kommt.

– Ein Blick zurück ins Jahr 1980. Welche Filme standen damals in den deutschen Kino-Charts ganz oben? Filmlichtung stellt die Plätze 10 bis 6 vor und kommentiert diese. Da gibt es ein paar dicke Überraschungen (Platz 10!).

– André Malberg hat auf Eskalierende Träume drei sehr lange Texte verfasst, die ich alle drei aus Zeitgründen noch (!) nicht gelesen habe. Da ich aber mit seiner Arbeit bei Eskalierende Träume vertraut bin, empfehle ich alle drei einmal blind weiter. Er schreibt über den Mond und die deutsche Variante von „Das perfekte Geheimnis“, Dominik Grafs „Polizeiruf 110: Die Lüge, die wir Zukunft nennen“ und den Schweiger-Tatort „Tschill Out“.

– Demgegenüber habe ich aber alle neuen Texte von Oliver Nöding auf Remember It For Later gelesen. Es geht weiter mit der kleinen Jess-Franco-Retro. „La fille de Dracula“ bekommt das bei Franco ungewöhnlich langweilige Prädikat „Mittelmaß“, während „Los amantes de la isla del diablo“ sehr gelobt wird. Auch Joe D’Amatos Erstling „La morte ha sorriso all’assassino“ kommt gut weg – und nach dem Text über Clive Barkers „Nightbreed“ im Director’s Cut, habe ich mir diesen gleich mal bestellt.

– Noch nicht bestellt, aber schon lange auf dem Wunschzettel steht der russische Film „Vij“, welchen funxton auf seinem Blog bespricht.

– Bluntwolf erinnert auf Nischenkino an das Regiedebüt des bedeutenden Drehbuchautors Ernesto Gastald, der unzählige wegweisende italienische Genrefilme der 60er und 70er schrieb: „Libido“. Zu Rolf Olsens „Blutiger Freitag“ habe ich teilweise andere Meinungen als Bluntwolf, sein Fazit unterschreibe ich aber: „Sehr empfehlenswert“.

– Zweimal „Herausragend“ gibt es bei Schlombies Filmbesprechungen. Einmal für den Ultra-Klassiker „Casablanca“ und einmal für Ingmar Bergmans psychologischen Horrorfilm „Die Stunde des Wolfs“.

– Dass Burt Lancaster auch zweimal Regie geführt hatte, habe ich fast vergessen – auch wenn ich in den 80ern großer Fan war und das „Sein Leben – Seine Filme“-Buch aus der wunderbaren Heyne Filmbibliothek verschlungen habe. Was wohl daran liegt, dass ich „Der Mitternachtsmann“ sowieso nicht mehr auf dem Schirm hatte. Lucas Gröning hilft meinem Gedächtnis auf Die Nacht der lebenden Texte auf die Sprünge.

– „Unzuverlässige Bilder“ gibt es auf Jugend ohne Film. Simon Wiener schreibt über „ Le Monde vivant“ von Eugène Green.

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Blu-ray-Rezension: „Baby Blood“

Yanka (Emmanuelle Escourrou), die Assistentin und Geliebte des Raubtier-Dompteurs eines kleinen Zirkus, hat unter der gewalttätigen und aufbrausenden Mann sehr zu leiden, fügt sich aber in ihr Schicksal. Dies ändert sich, als eine neue Wildkatze aus Afrika im Zirkus eintrifft. Diese trägt einen jahrtausendealte Parasiten in sich. Die Wildkatze überlebt dies nicht und der Parasit sucht sich einen neuen Wirt: Yanka. Yanka flüchtet aus dem Zirkus in die große Stadt. Hier macht sie sich auf die Suche nach Futter für den Parasiten, der darauf wartet wiedergeboren zu werden. Und dieser ernährt sich von menschlichem Blut…

Alain Robaks „Baby Blood“ und ich haben eine sehr merkwürdige Beziehung zueinander. Unsere erste Begegnung hatten wir auf VHS. Dort war der Film zwar in Deutschland um einige Gewaltspitzen entschärft, aber immer noch recht blutig. Vor allem hatte es mir damals die Hauptdarstellerin Emmanuelle Escourrou angetan, die in „Baby Blood“ recht freizügig agierte. Und die Mischung aus Sex, Blut und Horror sprach mich auch sehr an. Im Wissen darum, dass ich damals nicht den vollständigen Film sah, sondern nur eine (wenn auch leicht) kastrierte (no pun intented) Fassung, war meine Neugierde natürlich groß, was mir da entgangen war. Als ich den Film dann auf einer Filmbörse als DVD des Labels Dragon fand, wanderte sie augenblicklich in meinen Einkaufsbeutel. Allerdings war dann Zuhause die Enttäuschung groß, denn was ich nun mit einigem zeitlichen Abstand zur Erstsichtung zu sehen bekam, konnte mit der Erinnerung nicht standhalten. Das alles zwar ganz okay, konnte aber bei Weitem nicht mit dem Eindruck konkurrieren, den die Erstsichtung bei meinem zehn Jahre jüngeren Ich hinterlassen hatte. Mehr faszinierte mich da schon der, ebenfalls auf der DVD enthaltende, Kurzfilm „Corridor“. Nun sind nochmal zehn Jahre vergangen und „Baby Blood“ ist als Teil der wunderbaren „Drop-Out“-Reihe des Labels „Bildstörung“ auf Blu-ray veröffentlicht worden. Was mich ob meiner Erinnerung an die letzte Sichtung doch wunderte. Doch da man sich bisher immer auf die Filmauswahl der „Bildstörung“-Leute verlassen konnte, war ich sehr gespannt, wie sich die nunmehr dritte Begegnung mit „Baby Blood“ gestalten sollte.

Die Antwort: Weitaus besser als erwartet, doch für den ganz großen Jubel reicht es wiederum nicht. „Baby Blood“ hat ganz wundervolle Anlagen. Der ganze Beginn ist von einer magischen Poesie mit seinem irgendwie heruntergekommenen Zirkus, der latenten Gewalt, den Raubkatzen, der naiven Erotik von Mademoiselle Escourrou und dem blutigen Highlight in einem verwahrlosten Viertel der Stadt, welches wirkt wie eine andere, verwüsteten Welt. Gerade in der ersten Hälfte erzählt „Baby Blood“ sehr effektiv und verzaubert mit seiner blutigen Geschichte einer Selbstermächtigung. Männer kommen hier nur als gewalttätige Karikaturen vor. Lügner, Schwindler, die nur sich selbst lieben und in Frauen vor allem Objekte sehen, die es gilt sexuell auszunutzen. Durch den Parasiten in ihrem Körper wird Yanka gezwungen ihnen nun nicht mehr als wehrloses Opfer, sondern als starke Täterin gegenüberzutreten. Und sie beginnt in diesen lächerlichen Kreaturen keine Menschen mehr, sondern vor allem Futterlieferanten für ihr „Baby“ zu sehen. Dadurch erhält ihr Blick eine Klarheit, die sich auf den Zuschauer überträgt. Wie konnte man diese dummen Schwätzer, sexistischen Hohlköpfe je für eine echte Bedrohung halten. Wo sie sich doch beim Anblick einer attraktiven Frau in sabbernde Trottel verwandeln und jede Vorsicht fahren lassen? Yanka wird zur fleischgewordenen Kastrationsangst dieser Möchtegern-Casanovas, brutalen Machos und halbgaren Incels.

Doch zwei Dinge stören mich weiterhin an „Baby Blood“. Zum einen fallen Yanka bald auch Personen zum Opfer, die es nicht unbedingt verdient haben, als Parasiten-Futter zu enden. So wie eine ältere Dame, die es mit Yanka nur gut meint. Man könnte argumentieren, dass diese Frau mit ihrer Freude über die vermeintliche Schwangerschaft Yankas Klischees und Modelle bedient, die überkommen und Yanka wieder in ein Rollenkorsett pressen wollen. Andererseits handelt die Dame in echter Fürsorge, und dass sie begeistert eine klassische Mutterrolle propagiert, mag man ihr nicht derartig übel nehmen, dass dies ihr hässliches Ende rechtfertigen würde. Zumal Yanka auch nicht viel anders handelt, als es die Gesellschaft von einer Mutter erwartet. Sie kümmert sich ausschließlich um ihr „Kind“ und ordnet diesem alles unter.

An dieser Stelle bricht „Baby Blood“ seinen Ton, und das Gefühl macht sich breit, dass der Film seine konsequente Linie verlässt, um Richtung „coole“ Gewalt abzuwandern. Dazu passt dann auch eine spätere, völlig übertriebene Splatterszene, bei der es dann u.a. auch einen völlig Unschuldigen trifft. Das fügt sich nicht zum Vorangegangenen und hat den Geschmack von Fan-Service für die Gore-Fraktion. Zum anderen ist es wieder einmal ein männliches Wesen, welches Yanka antreibt, sich an der Männerwelt zu rächen. Und dies nachdem es Yanka sogar quasi vergewaltigt hat. Es braucht also wieder den „starken Mann“, um der Frau zu zeigen, was sie machen soll. Nun kann man argumentieren, dass der Parasit ein uraltes Wesen ist und damit über den Geschlechtergrenzen steht – die männliche Stimme und recht typisch männlichen Sprüche sprechen aber wortwörtlich eine andere Sprache.

Die Idee des äonen-alten Wesens, welches sich am Ende als oktopus-artiges Etwas entpuppt, klingt natürlich nach Lovecraft, und dass sein Plan, die Menschheit zu unterjochen auf mehrere tausend Jahre angelegt ist, ein schöner Gag. Überhaupt kann man „Baby Blood“ einen hohen Unterhaltungswert nicht absprechen. Hervorzuheben ist auch die grandiose Leistung der damals noch blutjungen Emmanuelle Escourrou, die ihre Rolle der Yanka im besten Sinne des Wortes „verkörpert“. Schade, dass da dann bis auf einige wenige kleine Rollen und ein offenbar vollkommen misslungenen „Baby Blood“-Sequel namens „Lady Blood“ von 2008 nicht mehr viel kam. Die Anlagen wären da gewesen aus ihr einen Star wie Béatrice Dalle zu machen. Wie leider auch Regisseur und Drehbuchautor Alain Robak nach diesem Film keine nennenswerte Spuren mehr in der Filmgeschichte hinterließ. Als Grund hierfür führt er in einem der dieser Veröffentlichungen beigegebenen Interviews an, dass dies seltsamerweise am Erfolg von „Baby Blood“ gelegen hatte, der ihn ans Horror-Grenre gefesselt hätte. Und dieses wäre in seiner Heimat Frankreich eben nicht nur nicht gefragt, sondern regelrecht verfemt gewesen. In beiden Fällen kann man diese Entwicklung nur zutiefst bedauern,

In Sachen Veröffentlichung hat Drop-Out wieder Großes geleistet. Die Bildqualität dieser Blu-ray kann man einfach nur als superb beschreiben. Der Ton ist klar wie ein Bergsee. Neben diesen nicht unwichtigen Qualitäten punktet Bildstörung aber wieder mal mit den vielen, ungemein spannenden Extras. Das beginnt mit dem französischen Audiokommentar von Alain Robak und Emmanuelle Escourrou, der mit optionalen deutschen Untertiteln versehen wurde. Auf einer Extra-DVD befinden sich dann zahlreiche interessante Interviews, natürlich mit Robak und Escourrou, aber auch mit Kameramann Dernard Déchet und den beiden Darstellern Jean-François Gallotte und Christian Sinniger. Insgesamt geht dieses Segment eine Stunde. Dann ist neben dem oben erwähnten Kurzfilm „Corridor“ (7:39 min), noch der deutlich längere Kurzfilm „Sado et Maso vont en bateau“ (15:38 min., ursprüngliche eine Episode aus dem Anthology-Film „Parano“ von 1994) enthalten. Ebenfalls mit an Bord: Drei von Robak inszenierte Musikvideos, sowie ein netter Spaziergang mit Robak zu den Drehorten (8:29 min.). Wer dann noch nicht genug hat, kann – neben dem Original- und deutschen Trailer, sich noch das dicke, 28-seitige Booklet mit Texten von Jochen Werner, Ariel Esteban Cayer und Christian Kessler zu Gemüte führen. Danke Bildstörung. Alles richtig gemacht.

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Das Bloggen der Anderen (13-01-20)

– Nicht nur das letzte Jahr, sondern auch die letzte Dekade ist vorbei. Grund genug für Eskalierende Träume haufenweise Listen zu erstellen. Mit den besten Filmen der Dekade und den Besten der letzten beiden Jahre. Meistens ohne Kommentar, oft mal ausufernd. Ideal für Listen-Süchtige. Wem danach der Sinn nach schönen, zusammenhängenden Texten steht, der kann dann André Malbergs Ausführung über Ingmar Bergmans frühen Film „Kris“ lesen.

– Ausgesprochen interessant ist Rajko Burchardt Artikel auf kino-zeit.de über „Die geheime Welt der Fan-Restaurierungen“. Lesenswert!

– „Grudge“ hoch 3! Den Originalfilm habe ich vor Jahren gesehen und fand ihn okay, aber nicht überragend. Daher erschließt es sich mir nicht so ganz, weshalb es solch ein Konvolut an „Grudge“-Filmen gibt. Als kleine Übersicht kann auf Die Nacht der lebenden Texte Lucas Knabes Besprechung des japanischen Films von 2002 lesen, Lucas Gröning steuert eine Review zum US-Remake von 2004 bei und Volker Schönenberger nimmt sich das diesjährige Reboot vor.

– Auf film-rezensionen.de interviewt Rouven Linnarz den Regisseur Christian Alvart zu seinem deutschen Remake des grandiosen spanischen Thrillers „Mörderland“. Und Oliver Armknecht sprach mit Jessica Hausner auf dem Fantasy Filmfest über ihren Film „Little Joe“.

– Auch Bianca J. Rauch sprach mit Jessica Hausner. Das Interview – welches ganz andere Schwerpunkte als das auf film-rezensionen.de setzt – kann man auf Filmlöwin nachlesen. Dort gibt es auch eine Besprechung des Films, ebenfalls von Bianca J. Rauch.

Filmlichtung erinnert sich an „Matrix“ und erklärt, warum der Film für ihn so großartig ist.

– Bluntwolf stellt auf Nischenkino den poliziotteschi „Kommissar Mariani – Zum Tode verurteilt“ vor. Sowie den Giallo „Die Katze mit den Jadeaugen“ (von dem ich mir gar nicht sicher bin, ob ich den jemals gesehen habe).

– Ein bunten Strauß Film gibt es wieder auf Oliver Nödings Remember It for Later. Neben John Fords „Der Teufelshauptmann“, mit dem er bisher noch nicht recht warm geworden ist, der ihn aber trotzdem beeindruckt hat und Andersons „The Master“, den er ausdrücklich lobt, gibt es auch zwei Ausflüge ins „Europloitation“-Gefilde. Den von Mario Bava mit-inszenierten „Caltiki, Il Mostro Immortale“ findet er angenehm gemütlich, Jess Francos „Dracula contra Frankenstein“ kann er demgegenüber aber nur sehr wenig abgewinnen.

Schlombies Filmbesprechungen machen eine Reise in die Vergangenheit und stellen Victor Sjöströms 1921 entstandenen „Der Fuhrmann des Todes“ vor. Für mich eine gute Gelegenheit auf das Buch über Victor Sjöström des geschätzten Jens Dehn hinzuweisen.

– Patrick Holzapfel schreibt auf Jugend ohne Film ein paar Gedanken zu „When a Woman Ascends the Stairs“ von Mikio Naruse auf.

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Filmbuch-Rezension: „Anthony Mann – Kino der Verwundung“

Anthony Mann war einer der ersten Regisseure, dessen Name mir geläufig war und dessen Filme ich immer auf dem Schirm hatte, wenn sie dann mal auf einem der drei deutschen Fernsehsender lief. Was in den frühen 80ern öfter mal der Fall war. Gerade „Meuterei am Schlangenfluss“ habe ich geliebt und gefühlt wurde der auch mindestens zweimal im Jahr gezeigt. Und jedes Mal saß ich dann wieder vor der Glotze und war ganz in den Film hineingezogen. Aber auch die anderen Mann/Stewart-Western habe ich verschlungen. Für mich war Mann damals DER Western-Regisseur, zusammen mit Howard Hawks und seinen John-Wayne-Western. Mit John Ford konnte ich damals noch nicht so viel anfangen. Und dann kamen mir schon bald die Italo-Western unter die Nase und der klassische amerikanische Western wurde in den Hintergrund gedrängt. Doch Anthony Manns Western blieben mir bis heute eine wunderbare Erinnerung, auch wenn ich seine Filme leider schon länger nicht mehr gesehen habe. Aber das wird sich sicherlich bald wieder ändern.

Der Bertz+Fischer-Verlag setzt seine Reihe mit wirklich überragenden Büchern fort, die Regisseure in den Fokus rücken, die seltsamerweise hierzulande noch nicht in dieser in gebührenden Form gewürdigt wurden. War es vor einiger Zeit noch das hervorragende Buch von René Ruppert über Helmut Käutner, welches mich begeisterte, so steht Ines Bayers umfassendes Werk über Anthony Mann diesem in keiner Weise nach. Ines Bayer wählt eine eher ungewöhnliche, aber zwingend logische Herangehensweise. Im ersten Teil des Buches, genannt „The Mann“, geht sie sehr detailliert auf Manns speziellen Stil und die Themen ein, die in Manns Werk immer wieder auftauchen. Auf 65 Seiten werden dieser Stil und die Themen zusammengefasst und mit den entsprechenden Filme verknüpft. Immer wieder weißt Ines Bayer auch darauf hin, dass Mann in erster Linie ein Handwerker im Studio-System war – dass es ihm aber gerade dadurch gelungen ist, relativ unbehelligt immer wieder Dinge, die ihm wichtig waren, in seinen Filmen unterzubringen. Auch unterfüttert sie diese bei Mann immer wieder auftauchenden Themen mit biographischen Details, so dass sich ein rundes und logisches Bild ergibt. Dabei fällt auf, dass Mann selber hier recht häufig in Form von Interviews zu Wort kommt, um über seine Art zu Arbeiten zu sprechen. So hat man oftmals zwei Blickwinkel: Den analytischen von Ines Bayer und den persönlichen von Mann selber.

Im zweiten, mit 200 Seiten deutlich längeren Teil „Die Filme“ wird auf Manns filmisches Werk eingegangen. Dabei wird aber nicht chronologisch ein Film nach dem anderen abgehakt, sondern seine Werke in größere, thematisch zusammenhängende Abschnitte gegliedert. Das beginnt mit einem mir völlig unbekannten Anthony Mann. Nämlich den Regisseur von Komödien und Musicals. Gerade dadurch, dass man Mann damit heute überhaupt nicht in Verbindung bringt, ein hochspannendes Kapitel. Weiter geht es mit den Kriminalfilmen und Film Noirs, dann folgen die Western, die mit 60 Seiten den größten Raum einnehmen. Und die einem mit all ihren verletzten Körpern und Seelen ja auch beim Untertitel des Buches „Kino der Verwundung“ als erstes in den Sinn kommen. Der vierte Abschnitt dieses Teil beschäftigt sich mit Manns Sicht auf Amerika. Hier werden Filme wie „The Glenn Miller Story“ oder „God’s Little Acre“ abgehandelt. Danach folgt ein Abschnitt, in dem jene Filme zu finden sind, die in Europa spielen (und größtenteils auch gedreht wurden) und sich mit der Europäischen Geschichte beschäftigen, wie „El Cid“, „Der Untergang des Römischen Reichs“ oder sein letzter Film, der in Berlin gedrehte Spionage-Thriller „A Dandy in Aspic“.

Statt eines Fazits, nimmt sich Ines Bayer Anthony Manns unheimlich intensiven Kriegsfilm „Men in War“ vor, und klopft diesen auf die im Vorfeld aufgestellten Thesen ab und analysiert ihn als Quintessenz eines Mann-Films. Es folgt noch ein biografischer Abriss, eine Filmografie und ein extrem umfangreiches, neun-seitiges Literaturverzeichnis. Und diesen Fleiß in der Recherche und Analyse merkt man auch. Ines Bayers Buch ist sehr fundiert geschrieben, jederzeit nachvollziehbar, klar strukturiert und präzise in seinen Aussagen. Obwohl eine wissenschaftliche Dissertation ist das Buch zwar anspruchsvoll, aber nicht abgehoben verkompliziert geschrieben. Auch Nicht-Wissenschaftler können es bedenkenlos in die Hand nehmen und sich von Ines Bayer in die Welt des Anthony Mann führen lassen. Vor allem macht das Buch auch neugierig, selber in dessen Kosmos einzutauchen und endlich mal wieder die alten Filme (vielleicht sogar mit neuen Augen) zu sehen. Eine ganz dicke Empfehlung.

Ines Bayer „Anthony Mann – Kino der Verwundung“, Bertz+Fischer, 304 Seiten, € 36,00

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Mein ganz persönlicher Jahresrückblick 2019

So, jetzt verschwinde endlich 2019! Nein, auf persönlicher Ebene war 2019 wahrlich kein schönes Jahr. Todesfälle, extrem teure Baustellen, viele Sorgen und kaum Zeit zum Durchatmen haben mich des Öfteren an den Punkt gemacht, wo ich einfach nur noch die Decke über den Kopf ziehen und den Rest des Jahres einfach verschlafen wollte. Die globale Großwetterlage macht es nicht besser. Wo man hinschaut, hat man das Gefühl, es wird alles nur noch schlimmer, die Menschen immer hasserfüllter und skrupelloser. Und was noch schlimmer ist: Dem Rest scheint das inzwischen egal zu sein. Ich setzte meine Hoffnung nur noch in den Nachwuchs, die junge Generation. Bei uns alten, bequemen Säcken habe ich langsam (fast) alle Hoffnung verloren.

Vielleicht liegt die miese Grundstimmung für 2019 auch daran, dass ich gerade dieses Jahr das Gefühl hatte, nicht vorwärts zu kommen und ständig wieder zurückgeworfen zu werden. Einige Projekte, die ich mir fest vorgenommen habe, sind einfach nicht fertig geworden, oder ich habe sie gar nicht erst angefangen. Was teilweise daran lag, dass ich dieses Jahr stark anderweitig eingebunden war (siehe oben), aber auch, weil einige Leute einfach nicht mitzogen, Dinge verschoben, vertröstet und sich dann nie wieder gemeldet haben. In diesem Zusammenhang traf mich sicherlich am stärksten das böse Ende eines Buchprojekts, in welches ich viel Arbeit und Hoffnung gesteckt hatte. Wer mich kennt weiß, welches gemeint ist. Gegenüber allen anderen möchte ich hier keine dreckige Wäsche waschen. Nur so viel: Das Verhalten einiger Beteiligter, die ganz bewusst nicht mit offenen Karten gespielt haben, hat mich da sehr traurig gemacht. Andere Dinge haben sich auch wieder nicht ergeben, vielleicht auch, weil ich da dieses Jahr nicht die Kraft hatte, mich dort mit letzter Konsequenz hinter zu klemmen. Mal gucken, wie das nächstes Jahr wird.

Nun aber zu den erfreulichen Dingen, denn auch die gab es. Die Filmreihe “Weird Xperience”, die ich zusammen mit Stefan im Cinema Ostertor mache, hat sich ein treues Stammpublikum erspielt, und über zu wenige Gäste müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Auch merken wir, dass die Reihe so wie sie ist, sehr gut angenommen und vor allem gemocht wird. Die vielen netten Worten nach den Vorstellungen sind da ein schöner Lohn für die Arbeit, die wir beide dort (gerne) hineinstecken. Beim Open Air Kino am Schlachthof waren wir dieses Jahr nur einmal, was an Terminfindungsschwierigkeiten lag. Aber auch hier war der tolle Zuspruch des Publikums reiner Balsam für die Seele.

Auch ins Kino habe ich es wieder etwas öfter geschafft. Gerade in den ersten Monaten des Jahres. Das ist alles noch weit von dem entfernt, was ich gerne hätte – aber auch eine ziemliche Steigerung zu den Jahren davor. Dass das möglich ist, dafür danke ich meiner Familie. Wie auch dafür, dass ich in diesem Jahr fünf Mal in die Ferne ziehen konnte. Erst wie jedes Jahr zum Mondo-Bizarr-Weekender in Düsseldorf, was wieder tierischen Spaß gemacht hat. Dann zum 5-Jährigen Geburtstag unserer „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ nach Magdeburg, wo ich endlich mal einige Redaktionskollegen und unseren Herausgeber Jörg Matthieu persönlich kennenlernen konnte. In der zweiten Jahreshälfte ging es erst zu meinem Lieblingsfilmfestival nach Oldenburg, dann zum 10. Deliria-Italiano-Forentreffen nach Hamburg, was wieder eine ganz wundervolle Sache in familärer Atmosphäre war, mit liebgewonnen Leute und einer hervorragendenden, abwechslungsreichen Filmauswahl. Und schließlich ging es noch zum Internationalen Filmfest in Braunschweig.

Wie sah es mit diesem Blog aus? Eigentlich so wie immer. Es gab immer mal Zeiten, in denen ich mir eine Auszeit gönnen musste. Aber am Ende gelang es mir dann doch, regelmäßig zu posten. Und sei es nur bei „Das Bloggen der Anderen“. Von den Besucherzahlen war das Jahr wieder etwas enttäuschend. Knapp 2% weniger Aufrufe. Wobei aber allerdings ein Tag heraussticht. Am 28. September wollten fast 800 Leute meine Besprechung des Filmes „Ende“ lesen. Wow. Wermutstropfen: Ziehe ich die noch mal von den Besuchern 2019 ab, dann wären es beinah 6% weniger Besucher. Allerdings vor dem Hintergrund, dass ich in 2019 mit 78 Artikeln auch genau 6% unter den 83 aus 2018 lag. Dann passt das wieder. Schön: Meine Stammleserbleiben konstant bei 7%. Merkwürdigkeit des Jahres: Die meisten Besucher kamen aus Chicago (???), nämlich 1.516 (????). Gefolgt von Berlin (1.485), Hamburg (1.381) und München (1.092). Bremen liegt auf Platz 5. Hier habe ich aber gegenüber 2018 22% an Besuchern verloren. Da muss ich mal dran arbeiten, dass das wieder besser wird. Der Blog heißt schließlich „Filmforum BREMEN“.

Zum Abschluss die obligatorischen Listen. Gegenüber dem Vorjahr habe ich mit 177 Filmen 14 mehr gesehen als im Vorjahr und weitaus mehr als in den letzten sechs Jahren. Mehr habe ich nur vor 2013 sehen können. Also vor der Geburt der Kinder. So langsam normalisiert sich hier die Lage wieder.

Top 10 aktuelle Filme (Produktionsjahr 2018/2019)

1. Parasite (Bong Joon Ho, 2019)
2. Once Upon a Time Hollywood (Quentin Tarantino, 2019)
3. Der Goldene Handschuh (Fatih Akin, 2019)
4. Climax (Gaspar Noé, 2018)
5. Joker (Todd Philipps, 2019)
6. Cold War (Pawel Pawlikowski, 2018)
7. Corpus Christi (Jan Komasa, 2019) – meine Besprechung
8. Border (Ali Abbasi, 2018)
9. The Lighthouse (Robert Eggers, 2019)
10. Mandy (Panos Cosmatos, 2018)

Weitere Empfehlungen: Donnybrook (Tim Sutton, 2018 – meine Besprechung), Gasoline Thieves (Edgar Nito, 2019 – meine Besprechung), Patrick (Tim Mielants, 2019 – meine Besprechung), The Guilty (Gustav Möller, 2018)

Top 10 ältere Filme (nur Erstsichtungen)

1. Pod mocnym aniolem (Wojciech Smarzowski, 2014)
2. The Wild Boys (Bertrand Mandico, 2017) – meine Besprechung
3. Sorcerer (William Friedkin, 1977)
4. Wind River (Taylor Sheridan, 2017)
5. Polytechnique (Denis Villeneuve, 2009)
6. Arrival (Denis Villeneuve, 2016)
7. Die Farbe des Granatapfels (Sergei Parajanov, 1969)
8. Lola Montez (Max Ophüls, 1955) – meine Besprechung
9. Chato’s Land (Michael Winner, 1972)
10. One Cut of the Dead (Shin’ichirô Ueda, 2017)

Weitere Empfehlungen: Das Luftschiff (Rainer Simon, 1983 – meine Besprechung), Opfergang (Veit Harlan, 1944), Um Kopf und Kragen (Budd Boetticher, 1957)

Ich wünsche allen meinen Lesern frohe, besinnliche und vor allem entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr! Bleibt gesund! Wir lesen/sehen uns wieder in 2020!

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Das Bloggen der Anderen (23-12-19)

Das Jahr neigt sich immer schneller dem Ende zu. Noch etwas über eine Woche verbringen wir im Jahr 2019, dann beginnt bereits ein neues Jahrzehnt. D.h. ein letztes Mal „Das Bloggen der Anderen“ in den 10er Jahren des 21. Jahrhunderts. Die Rubrik habe ich am 17. August 2012 gestartet. Habe also das Jahrzehnt fast gänzlich begleitet. Vielleicht schreibe ich da nächstes Jahr mal was drüber. Jetzt heißt es erst einmal „Bühne frei!“ für das letzte „Bloggen der Anderen“ in diesem Jahrzehnt.

– Und das beginnt gleich mit einem besonders schönen Artikel. Mein über die ganze Jahre sehr liebgewonnener Blog Whoknows presents schreibt ausführlich über Franz Osten und sein Werk „Shiraz“ aka „Das Grabmahl einer großen Liebe“, den er 1928 in Indien realisierte. Wie immer beleuchtet Manfred Polak sehr detailliert und lehrreich einen – zumindest mir – vollkommen unbekannten Aspekt der Filmgeschichte. Wundervoll.

– Das critic.de-Team scheibt teilweise sehr persönlich über seine besten Filme und schönsten Kinomomente 2019. Ebenfalls sehr lesenswert.

– Rouven Linnarz hat für film-rezensionen.de ein Interview mit den japanischen Kult-Regisseur Sabu geführt.

– Aus dem Herzen gesprochen. Filmlichtung schreibt über „Einige verschollene Filme, die ich gern sehen würde“. Zudem erinnert er mich daran, dass ich in Sachen Studio Ghibli und dessen Meister Hayao Miyazaki noch immer eine gewaltige Bildungslücke habe: „Chihiros Reise ins Zauberland“.

– Volker Schönenberger zeigt sich auf Die Nacht der lebenden Texte ziemlich enttäuscht von Rob Zombies „3 from Hell“. Das habe ich ja schon befürchtet und mich auch noch nicht an Zombies „31“ gewagt. Ich hoffe mal, mir wird der Film besser gefallen als Volker – und Dank seines Tipps, schaue ich mich mal lieber nach dem Unrated-Cut um.

– Auf einer Linie liege ich mit funxton und seiner Meinung zu „Once Upon a Time in Hollywood“. Wo der Film auf meiner Jahres-Top10-Liste landen wird, erfahrt ihr dann morgen.

– Durch das Bio-Pic mit Eddie Murphy ist Rudy Ray Moore wieder im Gespräch. Und Bluntwolf erzählt auf Nischenkino, wer der Typ ist, und was es mit einem seiner bekanntesten Filme, „The Human Tornado“ auf sich hat. Schade, dass der Film hierzulande nur von einer alten Bootleg-Schmiede veröffentlicht wurde.

– Ein Blick zurück in die 50er. „Moselfahrt mit Liebeskummer“ heißt ein Film den Kurt Hoffmann 1953 inszeniert. Werner Sudendorf schreibt drüber auf new filmkritik.

Schlombies Filmbesprechungen kann nicht verstehen, warum scheinbar alle Welt „Monster Busters“ abfeiert. Bei „13 Geister“ sind wir übrigens einer Meinung. Ich fand den auch sehr unterhaltsam.

– „Dragged Across Concrete“ steht schon weit oben auf meiner Einkaufsliste. Nach symparanekronemois Besprechung ist er sogar noch ein-zwei Plätze höher gerutscht.

– Oliver Nöding hat auf Remember It For Later eine wunderbare Liebeserklärung an Andrei Konchalovskys „Runaway Train“ verfasst. Dem kann ich nur aus ganzem Herzen zustimmen.

– Zu guter Letzt ausnahmsweise etwas in Englisch (auch, wenn das nicht zum Konzept dieser Rubrik gehört – aber Ausnahmen mache ich auch gerne mal). André Malberg hat sich auf Eskalierende Träume mit Roger Watkins’ Erwachsenenfilm „The Pink Ladies“ beschäftigt. Das ist doch ein guter Abschluss für dieses Jahr.

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Bericht vom 33. Braunschweig International Film Festival – Tag 2

Der nächste Tag begann für mich viel zu früh, denn der erste Film sollte bereits um 11:00 Uhr beginnen und vorher hieß es noch, sich fertig zu machen, zu frühstücken und aus dem sehr bequemen und komfortablen Foursides-Hotel auszuchecken. Irgendwann erreichte mich eine SMS von Holger, der mich scheinbar mit dem Hinweis, dass Mario Adorf (Ehrengast des Braunschweig International Filmfestival) ebenfalls gerade im Frühstücksraum verweilen würde, zur Eile treiben wollte. „Netter Versuch“, dachte ich noch, um dann später erstaunt feststellen zu müssen, dass das kein Trick war, sondern Herr Adorf tatsächlich neben uns saß. Dies freute mich umso mehr, als unser erster Film an diesem Tag „Deadlock“ war, und ich hoffte, dass Mario Adorf dazu eine Einführung halten und interessante Geschichten über den Dreh erzählen würde. Leider kam es nicht dazu, weil der 93-jährige Herr Adorf nach dem Frühstück bereits nach Hamburg aufgebrochen war, um dort den Dokumentarfilm über ihn vorzustellen. Schade. Immerhin befand sich aber seine Tochter unter den Zuschauern im überraschend gut gefüllten Astor-Kino.

Overlook-Feeling im Foursides-Hotel

Ebenso wie zu meiner großen Freude der Kollege und ehemalige „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ -Mit-Redakteur Christian Genzel, dessen Blog Wilsons Dachboden ich hier schon öfter mal empfohlen habe und der gerade einen Dokumentarfilm über Porno-Pionier Howard Ziem dreht. Christian hatte ich nur kurz am Vortag sprechen können, als wir gemeinsam in der Schlange zum Universum-Kino standen. Viel mehr konnten wir uns an diesem Tag auch nicht unterhalten, was ich sehr schade fand. Auch Christoph Seelinger war mit dabei, so dass Holger und ich uns wirklich in guter und anregender Gesellschaft befanden.

Deadlock – Roland Klicks „Deadlock“ endlich einmal auf der großen Leinwand zu sehen, war eine Offenbarung. Kaum ein Film ist so sehr für das Kino gemacht worden, wie dieser. Zwar hatte er mich auch schon auf DVD beeindruckt, aber hier war er nun atemberaubend. Diese Weiterlesen

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Bericht vom 33. Braunschweig International Film Festival – Tag 1

Wie im Vorjahr zog es mich auch dieses Jahr wieder zum Braunschweig International Filmfestival (BIFF). Wieder aus einem guten Grunde. Unsere Zeitschrift „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“, bei dem ich ehrenamtlich als stellvertretender Chefredakteur tätig bin, war zum zweiten Mal Medienpartner des BIFF. Da ist es natürlich Ehrensache, zumindest zu jenen beiden Veranstaltungen, welche die 35MM mit dem BIFF durchführt, anwesend zu sein. Diese fanden wieder am Samstag, also dem vorletzten Tag des Festivals, statt. Im Gegensatz zu 2018, als ich Sonntagmorgen in aller Herrgottsfrühe wieder abgereist bin, gönnte ich mich diesmal auch noch den Sonntag. Zusammen mit meinem Bremer Filmfreund Holger machte ich mich also am Samstagmorgen auf den Weg nach Braunschweig – um umgehend von der Deutschen Bahn ausgebremst zu werden. Der direkte Zug nach Braunschweig hatte 40 Minuten Verspätung, und es war nicht ganz klar, ob er überhaupt fahren würde. Also umdisponieren und mit dem Bummelzug über Hannover ans Ziel der Reise. Ich ersparen den werten Leserinnen und Lesern nun die lange Geschichte dieser Odyssee durch Niedersachsen und springe gleich ins Astor-Kino, welches wir dank eines todesmutigen Taxifahrers gerade pünktlich zum Beginn des ersten Filmes erreichten. Während Holger schnell ins Kino durchlief, hatte ich noch mit meiner Akkreditierung zu kämpfen, die nicht aufzufinden war. Auch hier verkürze ich schnell – mir wurde schnell ein Ersatz ausgestellt und die „echte“ Akkreditierung fand sich nach dem Film dann doch noch an. Abgekämpft und noch mit dem gesamten Gepäck beladen, konnte ich mich endlich in die sehr gemütlichen Sessel des frisch umgebauten und in ein Luxuskino verwandelten ehemaligen C1 und heutigem Astor sinken lassen.

She’s Missing – Heidi (Lucy Fry) und Jane (Eiza Gonzalez) sind beste Freunde. Zumindest sieht das Heidi so. Eine einsame Seele, die irgendwann in einem kleinen Wüstenkaff hängen geblieben ist, als ihr Freund sie sitzen gelassen hat. Jane ist die einzige Person zu der sie eine tiefgreifendere Beziehung hat. Jane hingegen ist nicht so sehr auf Heidi Weiterlesen

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Cinema Ostertor: Interkulturelle Filmgespräche mit der Bremer Filmemacherin Annette Wagner

Ich habe es in letzter Zeit leider sehr häufig versäumt, auf interessante Filmveranstaltungen in Bremen hinzuweisen. Auf den letzten Metern des Jahres, versuche ich dies noch einmal gut zu machen.

Noch den ganzen restlichen Dezember über zeigt die Bremer Filmemacherin Annette Wagner jeden Sonntag um 13:30 Uhr unter dem Titel INTERKULTURELLE FILMGESPRÄCHE im Cinema Ostertor drei ihrer ARD-Dokumentationen. Diese Filmportraits stehen unter dem Motto „Wie wollen wir zusammenleben?“ und im Anschluss ist das Publikum eingeladen, mit der Filmemacherin über die Filme zu sprechen.

Die Filme im Einzelnen:

So, 15.12.2019

Vom Prügler zum Prediger. Der ungerade Weg des Streetworkers Erich Esch (30 min)

Obdachlos zu werden, das kann jedem passieren. Sozialarbeiter Erich Esch war selbst einmal ‚ganz unten’. Er saß sogar wegen Totschlag im Gefängnis. Heute hilft er anderen Menschen im Hamburger Schanzenviertel, ihr Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.

 

 

So, 22.12.2019

Die Einladung: Chanukka feiern mit Alon, Friederike und Naima (45 min)

Der jüdische Musiker Alon lädt die Muslima Naima und die Christin Friederike ein, mit ihm gemeinsam Chanukka zu feiern. Durch die strengen Speisevorschriften seiner Religion ist das kein einfacher Plan. Doch ein orthodoxer Rabbiner, ein türkischer Lebensmittelhändler und Alons Großmutter tragen zum Gelingen des interreligiösen Festes mit koscherem Essen bei.

So, 29.12.2019

Sophie findet ihren Weg. Leben mit Down-Syndrom (30 min)

Teilhabe bedeutet für die Produktion dieses Filmes: Sophie (20) durfte selbst an diesem Dokumentarfilm über ihren Alltag als Berufsschülerin, Freizeitschauspielerin, Jugendhausbesucherin mitdrehen. Der Film enthält auch Aufnahmen aus Annette Wagner erstem Porträt von Sophie von 2006: Da war sie 10 Jahre alt und erste inklusive Grundschülerin Stuttgarts.

Zu dem letzten Film findet man auch hier ein spannendes Interview mit Annette Wagner: https://www.evangelisch.de/inhalte/120516/21-03-2015/ich-drehe-und-du-drehst-das-ist-geil

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