Im Sommer war ich mit meiner Familie drei Nächte in Potsdam. Für uns alle war es der erste Besuch dort, und wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine Stadt wie ein Museum. Irgendwann schaut man gar nicht mehr auf die prachtvollen Fassaden, Villen und Paläste, sondern versucht, irgendwo ein ganz normales Haus zu finden – was erstaunlich schwer ist. Alle touristischen Hotspots haben wir nicht geschafft, beschlossen aber schon, den Besuch im nächsten Jahr zu wiederholen. Eine wunderschöne Stadt.

Auf dem Programm stand natürlich auch das relativ kleine Filmmuseum, das wirklich hübsch ist. Zunächst hatten wir ein wenig Probleme, den Eingang zu finden. Denn scheinbar befand er sich früher an der Ecke des Hauses, und für Unbedarfte sieht es dort so aus, als sei er immer noch dort. Weit gefehlt: Dort ist inzwischen eine Bar. Ein sehr netter Angestellter wies uns schließlich den richtigen Weg. Aus der Bar zur Seite der Hauptstraße hinaus und dann noch ein Stück nach rechts (bzw. links, wenn man vor dem Gebäude steht), dann findet man den eher unscheinbaren Eingang.
Der Besuch ist nicht übermäßig teuer. Sehr schön fanden wir außerdem, dass wir im Foyer von einem etwas älteren Herrn angesprochen wurden, der zum Filmmuseum gehört. Ich vermute, dass er ehrenamtlich dort tätig ist – zumindest hatte ich diesen Eindruck, zumal auf seinem Namensschild ein Doktortitel prangte. Der Herr erzählte uns einiges über das Museum, seinen Aufbau und darüber, was für Kinder besonders interessant sein könnte. Er warnte uns auch davor, dass die Sonderausstellung im ersten Stock (separat vom Filmmuseum, aber im Eintrittspreis inbegriffen) möglicherweise nichts für Kinder im Alter unserer Kinder sei. Dort ging es um einen Netflix-Film, der die Entführung Adolf Eichmanns durch den Mossad und seine spätere Verurteilung in Israel thematisiert. In diesem Zusammenhang wurden Dokumente, Fotos und Filme zum Fall Eichmann gezeigt. Ich habe mir die Ausstellung später allein angesehen und denke, dass unsere Kinder sie in Begleitung durchaus hätten sehen können. Den Hinweis verstehe ich dennoch, da einiges recht hart war.
Doch zurück zum eigentlichen Museum: Im Vergleich zu dem in Berlin ist es regelrecht winzig, im Vergleich zu Düsseldorf klein. Durch die unmittelbare Nähe zum Studio Babelsberg ist es natürlich stark auf Ufa und Defa fokussiert – was für uns „Wessis“ besonders spannend ist. In Berlin und Düsseldorf (mehr Filmmuseen kenne ich bislang nicht) ist der Blick auf die deutsche Filmgeschichte stark bundesdeutsch geprägt. In Potsdam hingegen wird zunächst die Geschichte der Ufa im Deutschen Reich behandelt, anschließend die Defa als deren Fortsetzung, und nach der Wiedervereinigung schließlich Babelsberg als Filmproduktionsstandort. Auch die zahlreichen ausländischen Filmemacher*innen, die dort arbeiteten, werden berücksichtigt.









Das ist spannend, da es einerseits einen konsequenten roten Faden (Babelsberg) gibt und andererseits die Defa-Produktionen gewürdigt werden, die im Westen oft unter den Tisch fallen. Große Überraschungen bleiben zwar aus, denn die prominent präsentierten Filme waren meist auch in der BRD bekannt, etwa „Die Legende von Paul und Paula“ oder „Solo Sunny“. Die Aufbereitung ist jedoch sehr gelungen. Überall gibt es Möglichkeiten, mithilfe zusätzlicher Infotafeln, Audiostationen und Videogeräte tiefer einzutauchen. Vitrinen mit Requisiten, Modellen und Kostümen kennt man aus anderen Museen ebenfalls, hier wurden jedoch zusätzlich schöne Kulissen gebaut. Auffällig ist, wie liebevoll alles gestaltet ist. Man spürt, dass eine klare Idee dahintersteckt und sich viele Gedanken gemacht wurden.






Im hinteren Teil geht es um Technik – allerdings nicht als seelenlose Parade von Geräten, sondern interaktiv. Schnitt wird anhand eines Interviews erklärt, und man kann selbst aktiv werden, ebenso bei der Vertonung. Dafür steht ein kleines Tonstudio zur Verfügung, in dem man Filmszenen unterschiedliche Tonspuren unterlegen kann, um deren Wirkung zu vergleichen. Das ist sehr schön umgesetzt.






Den Abschluss bildet ein kleines Kino, in dem man es sich gemütlich machen und Ausschnitte aus Ufa-, Defa- und Nachwendeproduktionen ansehen kann. Die Tonqualität könnte hier besser sein, ist aber noch akzeptabel. Spaß macht es auf jeden Fall.
Als Fazit würde ich sagen, dass der Spruch „Klein, aber fein“ hier absolut zutrifft. Das Filmmuseum Potsdam ist für Filminteressierte definitiv einen Besuch wert. Da es übersichtlich ist und einem klaren roten Faden folgt, erschlägt es einen nicht, sondern führt gut durch die Ausstellung. Durch die Interaktivität und die vielen Möglichkeiten, sich intensiver mit der Filmgeschichte Babelsbergs zu beschäftigen, wird es zudem nicht langweilig.
Im Nachhinein fällt mir allerdings auf, dass das kritische Thema des Propagandafilms – das gerade in Bezug auf Babelsberg sowohl zu Ufa- als auch zu Defa-Zeiten relevant ist – sowie ein offensiver Umgang mit der nicht immer einfachen Geschichte des Standorts weitgehend ausgeblendet werden. Stattdessen konzentriert sich die Ausstellung auf positive und ruhmreiche Episoden. Lehrreich ist sie dennoch.