Vorschau: Das 30. Internationale Filmfest Oldenburg – Erste Filme angekündigt

Die ersten Filme für das 30. Internationale Filmfest Oldenburg – welches vom 13. bis 17. September stattfindet – wurden gerade angekündigt. Ich habe wieder einmal die Ankündigungstexte der Pressemeldung übernommen und im Anschluss mit meinen eigenen Anmerkungen versehen. Die beiden TV-Produktionen habe ich außen vorgelassen. Man geht ja auch ein Filmfestival um Kino zu sehen, keine TV-Serienformate. Also, ich zumindest.

Willie and Me, Deutschland/USA 2023, Eva Haßmann – „Als Hommage an den legendären Country-Sänger, dessen Lieder und Texte die Inspiration für das Drehbuch und die Regie des Films waren, erzählt Eva Hassmann die Geschichte einer deutschen Hausfrau, die einer tristen Ehe entflieht und sich auf eine spontane Reise nach Las Vegas begibt, um Willies Nelsons Abschiedskonzert zu erleben. Selbstbewusst und unbekümmert wie die besten Komödien des goldenen Zeitalters Hollywoods mischt sie als Autorin und Regisseurin (und als Hauptdarstellerin und Produzentin) verschiedene Genres zu einer unwiderstehlichen Melange aus Roadmovie, Screwball Comedy, Musikfilm und Indie Drama.“ – Der Eröffnungsfilm. Reiht sich ein in die Eröffnungsfilme der letzten Jahre. Deutsches Kino für ein großes Publikum. Das macht auch Sinn. Mich interessiert der Film eher weniger.

The Wait, Spanien 2023, F. Javier Gutierrez (Deutschlandpremiere) – „Nach dem großen Erfolg seines Erstlingsfilms „Before the Fall“ folgte Javier Gutiérrez dem Ruf Hollywoods und drehte den dritten Teil der Horrorsaga „The Ring“, der mit 83 Mio Dollar an den Kinokassen reüssierte. Trotzdem verbuchte man den Film als Desaster, Gutiérrez kehrte enttäuscht von der Gefräßigkeit der Traumfabrik zurück nach Spanien und drehte seine ganz persönliche Abrechnung mit Hollywood. „The Wait“ ist ein Film wie eine Urgewalt, ein hartes Familiendrama, Cinemascope-Bilder zum Niederknien schön und eine Story, die ganz langsam in einem Alptraum landet, aus dem es kein Erwachen gibt. Europa hat eines seiner größten Talente zurück.“ – Diese Ankündigung verrät leider nichts über den Inhalt des Filmes. Die IMDb hilft da auch nicht weiter, zeigt aber ein Kinoplakat, welches auf einen Horrorfilm hindeutet. Als Genres werden dort „Drama, Fantasy“ angegeben. Ein Link zur Mubi läasst den Film zu „Horror, Fantasy“ werden und erhüllt folgende Zusammenfassung: „Eladio, an upright ranch caretaker, takes a bribe from a veteran hunter. Weeks later, his whole life falls apart. What looked like the opportunity of a lifetime, turns into a nightmare when he discovers that his bad fortune isn’t casual.” Ich bin auch jeden Fall schon mal sehr gespannt.

Passenger C, USA 2023, Cassian Elwes (Internationale Premiere) – „Die wahre Geschichte von Cassian Elwes, dem erfolgreichen Filmproduzenten und Hollywood Agenten, der auf einem Nachtflug von New York nach LA in einen Zwischenfall mit einem aggressiven Passagier gerät. Die Begegnung mit diesem Mann verändert sein Leben, er definiert seinen inneren Kompass neu. Als Produzent hat er einige der großen Independent Filme der vergangenen Jahre ermöglicht, „Dallas Buyers Club“ war einen weltweiter, oscarprämierter Hit, jetzt schafft Cassian Elwes mit seinem Regiedebüt ein spannenden Spagat – einerseits ein emotionales Drama mit intensiven Momenten und tollen Darstellern, anderseits ein aufregender und sehr persönlicher Blick hinter die Kulissen der Traumfabrik. Als Co-Produzentin beweist Veronica Ferres sehr viel Einfühlungsvermögen für starkes Independentkino.“ – Hmmmm, der Name der Co-Produzentin lockt mich jetzt nicht. Auch der Plot klingt eher nach übergroßer Nabelschau und Ego-Show. Ich bin skeptisch, schreibe den Film aber noch nicht ab.

Whenever I’m Alone With You, Frankreich 2023, Guillaume Campanacci/Vedrana Egon (Weltpremiere) – „Von Guillaume Campanacci & Vedrana Egon kommt eine romantische Komödie, inspiriert von der französischen Nouvelle Vague. Die Hauptdarsteller spielen sich selbst, ergänzt durch Guillaumes gesamte Familie, einschließlich seiner 96-jährigen Großmutter. Im zauberhaften Südfrankreich trifft der suizidale Guillaume auf Vedrana, eine Ballerina aus Sarajevo. Die Mission: Sein Herz neu zu entfachen. Doch seine Ex-Verlobte taucht auf, schwanger mit seinem Kind. Jean-Luc Godard trifft auf Cinéma Vérité und Magischen Realismus – ein kühnes, fesselndes Kinoerlebnis.“ – Der letzte Satz klingt fantastisch. Und das Cure-Zitat als Titel natürlich auch. Die Sätze davor sprechen mich noch nicht so wirklich an. Würde ich auf der Liste eher nach hinten schieben.

Little Girl Blue, Frankreich 2023, Mona Achache (Weltpremiere) – „“Es gibt nichts, was geschehen könnte, das mich davon abhalten würde, Teil dieses Films zu sein“ – ein starkes Statement aus dem Munde der oscarprämierten Marion Cotillard. Am 1. März 2016 beging Carole Achache Suizid, hinterließ jedoch keinen Abschiedsbrief, sondern 25 Kisten gefüllt mit tausenden Fotos, Briefen und Aufnahmen. Diese entdeckt ihre Tochter Mona Achache – vergrabene Geheimnisse, die ihren Tod noch rätselhafter erscheinen lassen. Mona agiert in diesem persönlichen Dokudrama selbst vor der Kamera und engagiert Marion Cotillard, die in die Rolle ihrer Mutter schlüpft. Durch die Kraft des Films und die Schönheit der Verkörperung lässt sie ihre Mutter wiederauferstehen, um ihren Weg nachzuvollziehen und herauszufinden, wer sie wirklich war.“ – Das klingt sehr interessant. Marion Cotillard mag ich sehr gerne und der Ansatz gefällt mir. Mal schauen. Die IMDb-Bewertungen (wenn auch wenige) sind sehr gut.

Robot Dreams, Spanien/Frankreich 2023, Pablo Berger (Deutschlandpremiere) – „Basierend auf der Graphic Novel der amerikanischen Autorin Sara Varon, erzählt „Robot Dreams“ von Dog and Robot im New York der 80er Jahre. Eine Geschichte über Freundschaft, ihre Bedeutung und ihre Zerbrechlichkeit. Ein Liebesbrief an den Big Apple. Dog lebt in Manhattan und hat es satt, allein zu sein. Eines Tages beschließt er, sich einen Roboter zu bauen, einen Begleiter. Ihre Freundschaft blüht auf, bis sie im Rhythmus des New York der 80er Jahre unzertrennlich werden. Eines Sommerabends muss Dog voller Trauer Robot in Coney Island am Strand zurücklassen. Werden sie sich jemals wiedersehen? Die Filme von Charlie Chaplin, Buster Keaton und Harold Lloyd waren Pflichttermine für die Robot Dreams-Crew, ihr kleines Meisterwerk des Animationsfilms wird schon jetzt als heißer Oscarkandidat gehandelt.“ – Das spricht mich schon mal sehr an. Ich bin gespannt auf den Film und werde definitiv versuchen ihn zu erwischen. Ich hoffe mal, der Spielplan gibt das her. Bislang hatte ich da bei Animationsfilmen immer wenig Glück. Regisseur Berger hat auch „Blancanieves“ gedreht, von dem ich viel Gutes gehört habe. Ich glaube, der lief auch mal in Oldenburg.

King of Algiers, Frankreich 2023, Elias Belkeddar (Internationale Premiere) – „ Im Debütfilm des französischen Regisseurs Elias Belkeddar spielt César-Award-Gewinner Reda Kateb den Gangster Omar, in der Unterwelt ehrfurchtsvoll „die Erdbeere“ genannt. Auf der Flucht in Algier gestrandet, um einer 20-jährigen Haftstrafe in Frankreich zu entkommen, findet er Zuflucht bei seinem Freund Roger (César-Award-Gewinner Benoît Magimel). Die Chemie der beiden Hauptdarsteller auf der Leinwand ist umwerfend. Temperamentvoll, melancholisch und einfach nur herzerwärmend entfachen die beiden eine Liebesgeschichte über Freundschaft und die Schönheit der einfachen Freuden des Lebens.“ – Hier schreckt mich der letzte Satz eher ab. Grundsätzlich könnte der Film aber interessant sein. Und Reda Kateb ist ja ein Guter.

The Nothingness Club, Portugal 2023, Edgar Pêra (Deutschlandpremiere) – „Ein surrealer Blick auf die Welt und das Leben des portugiesischen Modernisten-Schriftstellers Fernando Pessoa, der unter etwa 75 verschiedenen „Heteronymen“ schrieb: vollständig ausgearbeitete fiktive Personen mit ihren eigenen, unverwechselbaren Geschichten, literarischen Stilen und Lebensphilosophien. Der Kultfilmemacher Edgar Pêra, der mit dem faszinierenden „Magnetic Pathways“ bereits Gast in Oldenburg, entführt die vielen literarischen Persönlichkeiten Pessoas in eine Noir-Welt aus verrauchten Bars und Femme Fatales, in der die größte Bedrohung von dem zunehmend gewalttätigen und geistesgestörten Álvaro de Campos (einer von Pessoas berühmtesten Künstlernamen) ausgeht. Eine filmische tour de force, die man erleben muss, ohne zu versuchen, sie zu verstehen.“ – Ehrlich gesagt bin ich jetzt nicht wirklich durchgestiegen worum es in dem Film geht. Ich vermute mal, dass die „Heronyme“ als eigenständige (Film)-Welten dargestellt werden. Quasi ein „Multiversum“ in einem Autoren. Damit kann ich allerdings auch komplett falsch liegen. Auf jeden Fall bin ich neugierig.

The Belgian Wave, Belgien 2023, Jérôme Vandewattyne (Weltpremiere) – „Nachdem er mit „Spit’n’Split“ einen der wildesten Bandfilme aller Zeiten vorgelegt hat, zeigt sich Belgiens enfant terrible Jerome Vandewattyne erneut als Meister des Paranoiakinos. „The Belgian Wave“ nimmt sich eines der spektakulärsten Phänomene der jüngeren belgischen Geschichte an – eine Reihe an ungeklärten UFO Sichtungen Ende der 80er Jahre, die das Land in Aufregung versetzte. Ein gefundenes Fressen für den letzten echten Punkrocker des Autorenkinos, der aus dem Stoff eine psychedelische Jagd nach der Wahrheit macht, die ja eigentlich ganz einfach zu finden wäre, wenn man denn nur das Unmögliche einfach akzeptieren würde.“ – „Spit’n’Split“ war großartig. Da freue ich mich schon sehr auf Vandewattynes neuen Film. Zumal mich belgische Filme in Oldenburg noch nie enttäuscht haben. Bin dabei!

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