News: Nach 41 Jahren wird Orson Welles‘ letzter Film „The Other Side of the Wind“ von Netflix fertiggestellt

Vor einigen Jahren sah ich den wunderbaren Dokumentarfilm „Orson Welles: The One Man Band“, welcher sich mit dem  Leben und Werk von Orson Welles befasste. Dieses wunderbare Kleinod befand sich auf der deutschen DVD von Welles‘ brillantem „F wie Fälschung“. Zu sehen gab es unter anderem Ausschnitte aus Welles‘ vielen unvollendeten Werken. Darunter waren auch viele Szenen aus seinem letzten Film „The Other Side of the Wind“, den er zwar abgedreht, aber niemals fertiggestellt hatte. Und – Junge, Junge – das war etwas. Die außergewöhnlichen Bilder versprachen ein visionäres Meisterwerk. Aber, ob das Versprechen eingelöst worden wäre – das konnte niemand sagen. Denn die Filmrolle lagerten irgendwo. Darauf wartend, dass sich jemand ihrer annimmt.

In der Zwischenzeit gab es immer mal wieder Gerüchte, dass der Film des 1985 verstorbenen Welles doch noch fertig gestellt wird. Einmal wollte Welles Freund Peter Bogdanovic (der bei „The Other Side of the Wind“ neben der anderen Regielegende John Huston die Hauptrolle spielt) sich des Werkes annehmen. Vor zwei Jahren gab es eine Crowd-Funding-Aktion, bei der $400,000 für die Fertigstellung des Filmes zusammenkamen. Und nun endlich tut sich etwas. Spiegel Online berichtete, dass der Streaming-Dienst Netflix die weltweiten Rechte an dem Film gekauft hat und das unvollendete Werk nun fertigstellen wird. Die 1083 Filmrollen mit Material seien schon in Los Angeles eingetroffen. Wer nun befürchtet, der Film würde nur zum Streaming zur Verfügung gestellt werden, für den gibt es eine wundervolle Nachricht: Scheinbar plant Netflix auch Kinovorführungen. Das wäre für mich ein Traum, der wahr wird. Ich bin sehr freudig gespannt.

Geschrieben wurde „The Other Side of the Wind“ von Welles und der kroatischen Schauspielerin Oja Kodar, die er 161 bei den Dreharbeiten von „Der Prozess“ traf und die bis an sein Lebensende eine Liebesbeziehung verband. Oja Kodar spielt auch eine der Hauptrollen in „The Other Side of the Wind“ und ist auch in Welles‘ Film „F für Fälschung“ eine der Hauptfiguren. Gedreht wurde unter widrigen Umständen zwischen 1970 und 1976. An der Kamera stand Gary Graver, der unter dem Pseudonym Robert McCallum unzählige Klassiker des amerikanischen Pornofilms drehte.

„The Other Side of the Wind“ ist – laut Wikipedia – “a satire of both the passing of Classic Hollywood and the avant-garde filmmakers of the New Hollywood of the 1970s. The film was shot in an unconventional mockumentary style in both color and black-and-white, and it incorporated a film-within-a-film that spoofed the work of Michelangelo Antonioni.” Er handelt von dem altem Regisseur Jake Hannaford, der einen Tag nach seinem 70sten Geburtstag stirbt. Der Film erzählt von der rauschenden Geburtstagsparty in der Nacht vor seinem Tod und von dem gewagten Film-im-Film „The Other Side of the Wind“, welcher Hannafords Comeback werden sollte.

Das Netflix-Projekt wird vom  Produzenten Frank Marshall geleitet, der damals auch an dem Film mitgearbeitet hatte. Das Material muss noch fertig geschnitten werden, es fehlt die komplette Filmmusik sowie die gesamte Postproduktion. Marshall und sein Team wollen sich dabei an persönlichen Notizen von Welles orientieren. Wann „The Other Side of the Wind“ endlich fertiggestellt wird ist noch offen. Eine Deadline gibt es nicht. Laut Netflix-Manager Ted Sarandos darf sich das Team so viel Zeit nehmen wie nötig. Auch eine gute Nachricht.

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