DVD-Rezension: “Die Killer”

Die KillerIn der Kleinstadt Brentwood treffen zwei Killer (William Conrad und Charles McGraw) ein, um in einem Diner dem „Schweden“, Ole Anderson (Burt Lancaster), aufzulauern. Doch Anderson kommt an diesem Abend nicht ins Diner. Die Killer beschließen ihn Zuhause aufzusuchen. Oles Arbeitskollege Nick Adams (Phil Brown), der an diesem Abend auch im Diner ist, versucht ihn zu warnen, doch Ole schickt ihn wieder weg und geht ohne Gegenwehr in den Tod. Sein Geld hat er einem alten Zimmermädchen in Atlantic City vermacht, was die Neugier des Versicherungsdetektivs Readon (Edmond O’Brien) weckt. Dieser versucht herauszufinden, warum Ole nicht floh, als er die Gelegenheit dazu hatte, und weshalb er ermordet wurde. Readon macht sich auf, Oles Vergangenheit zu erforschen und stößt dabei auf eine Geschichte voller gefährlicher Leidenschaft, Verrat und Verbrechen…

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Neben den anderen Immigranten Fritz Lang, Edgar G. Ulmer, Otto Preminger und Billy Wilder, prägte vor allem Robert Siodmak den Film Noir. Zur Jahrhundertwende in Dresden geboren, Sein erster Film als Regisseur war der halb-dokumentarische Klassiker „Menschen am Sonntag„, bei dem neben den oben bereits erwähnten Edgar G. Ulmer und Billy Wilder, auch der später „12 Uhr Mittags„-Regisseur Fred Zinnemann, sowie der legendäre Kameramann Eugen Schüfftan, dessen Stil Licht und Schatten einzusetzen den Film Noir stark prägte, auch wenn er selber nach seiner Immigration in die USA in diesem Genre nicht tätig wurde. Nach seiner Flucht über Frankreich in die Vereinigten Staaten, drehte Siodmak zunächst für kleinere Gesellschaften bis er mit dem von seinem jüngeren Bruder Curt geschriebenen „Son of Dracula“ 1943 zu Universal wechselte, wo er seine größten Erfolge feiern sollte. 1944 inszenierte er seinen ersten Film Noir, „Zeuge gesucht“ (Kritik hier), und sollte das Genre in den folgenden Jahren weiter prägen und mit „The Killers“ 1948 zu einem Höhepunkt führen. Nach dem grandiosen Piraten-Spaß „Der rote Korsar“ kehrte er nach Europa zurück und drehte hier u.a. das Meisterwerk „Nachts, wenn der Teufel kam“, das Mario Adorfs Karriere startete, sowie drei Filme aus Artur Brauners Karl-May-Orient/Mexiko-Zyklus. Sein letztes Werk war der zweiteilige Monumental-Film „Kampf um Rom“.

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„The Killers“, der bei seiner Kinoauswertung noch „Rächer der Unterwelt“ hieß, beruht auf einer Kurgeschichte von Ernest Hemingway. Diese nutzt Siodmak allerdings nur in den ersten Minuten des Filmes, wenn die Killer in die kleine Stadt Brentwood kommen und im Diner auf ihr Opfer, den Schweden, warten. Hauptfigur in Hemingways Kurzgeschichte ist der einzige Gast des Diners: Nick Adams, der in mehreren Geschichten Hemingsways als Protagonist agiert. Hier ist er nur eine Fußnote, denn der Film konzentriert sich ganz auf die Recherchen des Versicherungsdetektivs Reardon und die Lebensgeschichte des Opfers, Ole Anderson. Die große Frage ist es, wie es zum Mord an dem Schweden kommen konnte und warum er diesen passiv erwartet und keine Anstalten zur Flucht macht, obwohl Adams ihn warnen konnte. Diese Geschichte wird in Rückblenden durch verschiedene Menschen erzählt, die in der Vergangenheit mit dem Schweden zu tun hatten. Fragmentarisch setzt sich so die Geschichte von Ole Anderson und seines Unterganges zusammen. Dies erinnert natürlich stark an Orsen Welles‘ unsterblichen „Citizen Kane“, ist bei genauerer Betrachtung aber sehr viel stringenter und chronologischer als Welles‘ Kaleidoskop.

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Für „The Killers“ arbeitete Siodmak wieder mit Kameramann Elwood Bredell zusammen, mit dem er schon „Zeuge gesucht“ in einprägsame Bilder goss. Auch „The Killers“ lebt von dem Spiel mit hartem Licht und tiefen Schatten. Hier sei vor allem auf die meisterhafte Eingangsszene verwiesen, in der die Killer als unheilvolle Nachtgestalten das ansonsten friedliche Bild des verschlafenen Städtchens Brentwood stören. Hin zu dem entsetzt-resignierten Gesicht Burt Lancasters, welches sich in einer traurigen Gesten aus der Finsternis schält, um sein tragisches Schicksal zu erwarten. Die lange Plansequenz, die den Raub der Lohngelder zeigt oder der überraschend realistisch und brutal eingefangenen Boxkampf wirken noch heute frisch und modern. Diese Mischung aus stilisiert expressionistischer Bildgestaltung und einem realistischem Dekor machen den Reiz dieses Meisterwerks des Film Noirs aus. Lediglich die Figur des ein wenig zu über-engagierten Versicherungsdetektivs, der von Edmond O’Brien eher blass verkörpert wird, wirkt stark konstruiert. Wird er doch nur dazu benötigt, die Teile des Puzzles zusammenzuhalten, wodurch seine enthusiastische Neugier nicht ganz nachvollziehbar wirkt.

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Die Hauptrolle vertraute Siodmak einem Mann an, der zuvor keine Erfahrung als Filmschauspieler hatte: Dem ehemaligen Artisten Burt Lancaster. Der athletische Lancaster ist die Idealbesetzung für die Rolle des Ole Anderson. Seine imposante Figur und die gleichzeitig etwas linkisch-unsichere Art passen perfekt zu dem Schweden und lassen ihn zu einer realen Person werden. Es ist beinahe unmöglich den Schauspieler von der Figur zu trennen, was sicherlich auch mit Lancasters Unerfahrenheit zu tun hat. Die Wirkung muss zum Zeitpunkt der Premiere des Filmes noch größer gewesen sein, da Lancaster damals ein völlig unbekanntes Gesicht – und nicht der Superstar der 50er Jahre war, den wir heute kennen. Auch die damals noch recht unbekannte Ava Gardner ist eine vorzügliche Wahl für die skrupellose Kitty Collins, die ihre große sexuelle Anziehungskraft als tödliche Waffe einsetzt. Mit ihrem leicht exotischen Aussehen ist sie die ideale Verkörperung der katzenhaften Femme Fatale, der die Hauptfigur verfällt und die den Helden ohne mit der Wimper zu zucken in den Abgrund zieht. Auch in den andern Rollen beweist Siodmak ein gutes Händchen, insbesondere in der Besetzung der titelgebenden Killer, die eine furchterregende Professionalität und brutale Kälte ausstrahlen.

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Glänzend besetzt und überragend fotografiert ist „The Killers“ ein Aushängeschild des Film Noir und ein weiterer Beweise für Robert Siodmaks Meisterschaft in diesem Genre. Die fragmentarische Natur des Drehbuchs erinnert an „Citizen Kane“, doch „The Killers“ ist ein ganz eigener Film, der mit einer spannenden Geschichte und glänzenden Schauspielern am Anfang ihrer Karriere glänzt.

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Wie schon „Ministerium der Angst“, wartet auch „Die Killer“ mit einem fantastischen Bild auf. Lediglich während der Anfangs-Titel ist es etwas schlechter, danach erstrahlt es in bestem Glanz. Der Ton liegt auf Deutsch und Englisch (mit englischen Untertiteln) vor. Neben der obligatorischen Bildgalerie mit Werbematerial und dem Trailer, befindet sich auch eine Radioadaption von 1949 auf der DVD. Hier spricht neben Burt Lancaster und William Conrad, noch Shelley Winters mit.

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