DVD-Rezension: “The Twilight Zone – Die komplette erste Staffel”

Twilight_Zone_BlackThe Twilight Zone“ ist ein Stück amerikanischer Pop-Kultur. Ihr Einfluss auf Autoren und Filmemacher, die die Serie als Kind oder Jugendliche sahen, war immens. Obwohl sie nur fünf Jahre lief, wird sie noch heute immer wieder zitiert. Sei es durch Anspielungen auf die berühmtesten Folgen (hier erfreut sich insbesondere die achte Folge der ersten Staffel, „Time Enough At Last„, dt. „Alle Zeit der Welt“, großer Beliebtheit) oder dadurch, dass in einer mysteriös-unheimlichen Situation jemand die ikonische Titelmelodie (die allerdings erst ab Staffel 2 Verwendung fand) vor sich hin summt. In Deutschland hatte die „Twilight Zone“ nur einen geringen Bekanntheitsgrad. Dies liegt vor allem daran, dass nur wenige Folgen Ende der 60er im ZDF unter dem sperrigen Titel „Unwahrscheinliche Geschichten“ ausgestrahlt wurden und, nachdem sie Anfang der 70er noch einmal als „Geschichten, die nicht zu erklären sind“ auf Bayern 3 liefen, erst 1991/92 bei Pro7 ins Programm genommen wurden. Danach verschwanden sie hierzulande im Archiv. Der Einfluss der „Twilight Zone“ ist in Deutschland eher indirekt durch Schriftsteller wie Stephen King (der für eine Neuauflage der Serie in den 80ern Drehbücher schrieb) oder Filmemacher wie Steven Spielberg (der mit „Amazing Stories“ seine eigene TV-Anthologie-Serie schuf) spürbar.

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Von der Idee und Ausführung her entspricht „Twilight Zone“ der „Alfred Hitchcock presents„-Reihe. Hier wie dort, führt der Namensgeber/Schöpfer als markante Figur in die Geschichte ein und spricht das Schlusswort. Während in die Hitchcock-Serie allerdings nur sehr selten übernatürliche Elemente eingebracht wurden, sind diese, ebenso wie Science Fiction, für Rod Serlings Geschichten essentiell. Serling benutzt seine Geschichten, die er in der ersten Staffel bis auf eine Ausnahme alle samt selber schrieb, vor allen Dingen dazu, Botschaften zu transportieren und die Zeit in die er lebt, zu kommentieren. So ist z.B. eine der bekanntesten Folgen der ersten Staffel, „The Monsters Are Due On Marple Street“ (dt. Die Monster der Marple Street), ein kaum verschleierter Kommentar zur Kommunisten-Hatz und Paranoia der McCarthy-Ära. Nachdem in einem kleinen Vorort der Strom ausfällt, fantasiert ein Junge eine Geschichte von einer außerirdischen Invasion zusammen. Dies führt dazu, dass die Bewohner der Marple Street anfangen, sich gegenseitig zu verdächtigen, einer 5. Kolonne der Aliens anzugehören. Die ganze Geschichte endet dann auch ganz konsequent in einer zerstörerischen Hysterie und der Erkenntnis, dass es keine außerirdischen Waffen braucht, die Menschheit zu vernichten. Das erledigen Aggression, Misstrauen und Vorurteile schon ganz von allein. Eine typische Aussage von Rod Serling, der mit seinem liberalen Ansichten in Amerika immer wieder aneckte.

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Eine der berühmtesten – und oft zitierte – Episode, ist die bereits oben erwähnte „Time Enough At Last“ in der Burgess Meredith die Hauptrolle spielt. Er verkörpert hier den Bankangestellten Henry Bemis, einen fantastischen Bücherwurm, der eine Atomkatastrophe überlebt, weil er sich zum Lesen in den Tresorraum zurückgezogen hat. Als er zu seinem Arbeitsplatz zurückkehren will, findet er sich als letzter Menschen auf Erden, in einer zerstörten Welt wieder. Sein einziger Trost, und Grund am Leben zu bleiben, ist es, dass er nun endlich genug Zeit hat, um in Ruhe zu lesen. Der bittere und schwarze Schlussgag gehört zu den berühmtesten und meist erinnerten Momente der amerikanischen Fernsehgeschichte. Er findet sich als Hommage in Episoden der „Simpsons“, „Futurama“ und diversen anderen TV-Shows wieder. Die Folge wird auch im „Twilight Zone“-Film von 1983 erwähnt. „Time Enough At Last“ befindet sich auch regelmäßig auf den vorderen Plätzen, wenn nach den besten TV-Episoden aller Zeiten gefragt wird.

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Ebenfalls ausgesprochen beliebt, ist eine von Rod Serlings persönlichen Lieblingsfolgen: Die unspektakuläre, melancholische Sendung „Walking Distance“ (dt. Vielleicht in einer Sommernacht). Gleich zu Beginn wird hier deutlich, wie viel Wert die Regisseure der Reihe auf Details legen. Ganz beiläufig wird gezeigt, wie die Hauptfigur auf einen Spiegel zugeht, um sich dann in der Reflexion wieder in entgegengesetzter Richtung zu entfernen. Dabei ist der Spiegel und seine Umgebung aber so ins Bild gesetzt, dass man das Gefühl hat, der Protagonist würde durch den Spiegel nach vorne gehen, obwohl er tatsächlich zurück geht. Eine wunderbare Visualisierung des Themas der Folge, der Rückkehr in die Vergangenheit und dahin, wo man herkommt. „Walking Distance“ zeigt, dass die „Twilight Zone“-Geschichten auch ganz ohne Monster oder seltsame Bedrohungen funktionieren. Und dass sie keiner Pointe bedurften. Der Trip in die Vergangenheit endet für den Protagonisten so plötzlich und unerklärlich, wie er begann. Es hat sich (bis auf ein Humpeln) auch nichts drastisches für ihn geändert. Nur die traurige Erkenntnis, dass die Vergangenheit vorbei ist und nie wiederkommen wird. Dass es keinen Ort in der Vergangenheit gibt, an den man zurückkehren kann. Die ganze Episode bewegt sich dabei auf Spielfilmniveau. Nicht nur von Ausstattung, Kameraarbeit und schauspielerischer Leistung, sondern auch gerade in Bezug auf den Soundtrack. Dieser stammt von keinem anderen als Hitchcocks damaligen Stammkomponist Bernard Herrmann, der nicht nur die Titelmusik für die gesamte erste Staffel, sondern auch einige Soundtracks für einzelne Folgen komponierte.

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Mit der Veröffentlichung der ersten „Twilight Zone“-Staffel lässt Koch Media die Herzen der Fans dahin schmelzen. Die Box enthält nicht nur alle 36 Folgen der ersten Staffel, sondern zusätzlich noch den „Pitch“, der genutzt wurde, um die Sendung zu verkaufen (dieser besteht aus der ersten Episode „Where Is Everybody?“ (dt. Die leere Stadt) und einer langen Einführung von Rod Serling, in der er das Konzept der Serie erklärt und schon mal den Inhalt einzelner Folgen anreißt), sowie der von Rod Serling inoffiziellen Pilot-Folge – einer Episode aus der Reihe Westinghouse Desilu Playhouse – „The Time Element„, die sozusagen der Ursprung der Serie ist. Doch dies ist noch lange nicht alles. Zu fast jeder Folge gibt es einen Audiokommentar oder eine Tonspur, auf der z.B. ein Vortrag von Rod Serling vor Schülern des Sherwood Oaks Colleges zu hören ist. Es werden alte Werbetafel gezeigt und Promos für die „Twilight Zone“ und anderen TV-Serien aus 1959. Es gibt Video – und Audio-Interviews mit Schauspielern, die Musik der Episoden kann teilweise isoliert gehört werden. Man findet hier auch ganze 18 Radio-Adaptionen verschiedener Folgen und dankenswerterweise wurden auch die lange nicht mehr zu sehenden Abmoderationen von Rod Serling wieder eingefügt. In diesen kündigt er dann die Episode der nächsten Woche an. Ein prall gefülltes Paket also, für welches man Wochen braucht, bis man alles ausgepackt hat. Die Bild- und Tonqualität der Folgen ist sehr gut. Manchmal, gerade bei großen Flächen, kommt es zu einem leichten Rauschen, welches aber nicht großartig auffällt. Dafür ist das Bild scharf und frei von Schäden. Mit der ersten „Twilight Zone“-Box hat Koch Media kräftig vorgelegt. Da fällt einem das Warten auf eine hoffentlich bald erscheinende zweite Box durchaus schwer.

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Eine Antwort zu DVD-Rezension: “The Twilight Zone – Die komplette erste Staffel”

  1. „Dass es keinen Ort in der Vergangenheit gibt, an den man zurückkehren kann.“

    Schon mal was von Willoughby gehört? 🙂

    Ich hab die paar Folgen damals auf Bayern 3 gesehen, und A STOP AT WILLOUGHBY ist die einzige, an die ich mich einigermaßen erinnern kann. Mal sehen, ob da nicht das Christkind für Gedächtnisauffrischung sorgt …

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