Das Bloggen der Anderen (08-07-13)

bartonfink_type2– Ich erinnere mich noch sehr gut dran, wie ich das allererste Mal in unserem Kommunalkino war. Das war 1998 und der Anlass war eine Aufführung zum 10. Jahrestag von Jörg Buttgereits „Nekromantik“. Da ich niemanden fand, der mich begleiten wollte, war es auch das erste Mal, dass ich allein ins Kino ging. Überraschend war, dass in dem gut gefüllten Kino fast niemand in meinem Alter war, sondern eher „gehobene“ Herrschaften mit Sektgläsern. Zumindest war das mein Gefühl. Jörg Buttgereit war persönlich anwesend und stand nach dem Film für eine gesellige Plauderrunde zur Verfügung, an die ich mich sehr gerne zurückerinnere. Als Vorfilm gab es damals seinen Kurzfilm „Mein Papi“, der mich sogar noch mehr begeisterte – weil tief berührte – als der Hauptfilm. Auf Stubenhockerei wird er vorgestellt und besprochen. Dort finden sich noch andere nette Reviews, z.B. zu „Night of the Living Dead“ und einiges von Stan Brakhage.

– Karlovy Vary, das ehemalige Karlsbad, ist eine kleine Stadt im Westen der Tschechischen Republik, nahe der deutschen Grenze und 130 km von Prag entfernt. Außerdem beherbergt sie das drittälteste Filmfestival Europas. Irgendwann einmal möchte ich dieses besuchen, mag ich doch Tschechien sehr gerne und wollte auch Prag gerne mal einen privaten Besuch abstatten (geschäftlich war ich schon öfter dort, aber das war immer ein einziges Gehetze). Jetzt kann ich erst einmal in Fréderic Jaegers dreiteiligem Bericht (Teil 1, Teil 2, Teil 3) vom diesjährigen Festival auf critic.de schmökern.

– Zwischen dem 7. und 31. Juli (und möglicherweise auch im August) findet im Metropolis in Hamburg eine große Seijun-Suzuki-Retrospektive durch die Japan Foundation statt. Und hätte Japankino nicht darauf hingewiesen, wäre dies aufgrund der schlechten Informationspolitik der Foundation sicherlich etwas untergegangen.

– Michael Sennhauser war auf dem Neuchâtel International Fantastic Film Festival, welches ein wunderbar gemütliches und entspanntes Festival für den fantastischen Film zu sein scheint. Sennhauser fühlt sich hier jedenfalls sehr wohl und hat auf sennhausersfilmblog eine kleine Liebeserklärung an das NIFF verfasst – mit einer Übersicht über die dort gezeigten Highlights. Ein paar Empfehlungen (nicht unwichtig für unser Phantastival im November) gibt es auch: Den Schweizer Vampirfilm „Chimères“ und Vincenzo Natalis „Haunter“.

– Unter dem Titel „Elio Petri – das vergessene Genie 1929 – 1982“ hat Udo Rotenberg auf  L’amore in città ein schönes Portrait des italienischen Meisterregisseurs verfasst, von dem vor Kurzem einige Filme auch in Deutschland auf DVD erschienen sind (meine entsprechenden Reviews zu „Das 10. Opfer“ und „Die Elio-Petri-Box“ findet man hier und hier).

– Witz, Wahnsinn oder beides? Eine weitere Review zu Jürgen Enz‘ „Herbstromanze“. Irgendwie wird dieser Film gerade durch meine Lieblingsblogs gereicht, und da findet man sich schon irgendwie „un-hip“, wenn man dieses Werk, welches Michael Schleeh in seiner Besprechung auf Negativ wohl nicht zu Unrecht als „Füllhorn der Trübnis“ überschreibt, nicht gesehen hat.

– Dominik Graf ist immer eine Filmbesprechung wert. Auf Magazin des Glücks gibt es gleich zwei. Mir war gar nicht bewusst, dass Graf Anfang der 80er den „Trio“-Film „Drei gegen Drei“ gedreht hat. Ist scheinbar aber auch keine Wissenslücke, obwohl ich Trio, jenseits der Hits, ziemlich gut finde. Sehr viel bekannter ist da sein legendärer „Tatort“: „Frau Bu lacht“.

– Die Cinema war Anfang der 80er die erste Filmzeitschrift, die ich mir regelmäßig kaufte. Mit 14 waren mir die oftmals sehr offenherzigen Bilder diverser damals in die Kinos kommender Erotikfilme gleichermaßen peinlich, wie erregend. Ich erinnere mich noch heute an jedes kleine Detail der großformatigen Fotos aus „Emmanuelle 4“, „Der Schlüssel“, „Die Geschichte der O. – Teil 2“ und… „Gwendoline“. Gesehen habe ich – bis auf den tollen „Der Schlüssel“ – bisher keinen dieser Filme. Aber The Nolte hat auf Die seltsamen Filme des Herrn Nolte jetzt „Gwendoline“ besprochen und ich glaube, zumindest den hole ich mal nach.

– Vor einigen Wochen starb einer der spannendsten Regisseure Russlands: Aleksei Balabanov. Von ihm kenne ich bisher nur den ziemlich schockierenden „Cargo 200“, sein „Of Freaks and Men“ steht aber schon lange auf meiner Wunschliste. Eine Kurzbesprechung seines letzten Films „Me, too“ gibt es auf Filmtagebuch der Eule.

– Martin Beck weißt auf Reihe Sieben auf eine BBC-Dokumentation über das legendäre Filmstudio Cannon hin, die man kostenlos auf YouTube findet. Ohne Cannon hätten die Videotheken in den 80ern wohl anders ausgesehen.  Außerdem macht er sich ein paar interessante Gedanken über die Folgen, die der neuste Disney-Megaflop „Lone Ranger“ hinter sich herziehen kann.

– Vor zwei Jahren habe ich auf dem Internationalen Filmfest in Oldenburg den sympathischen Schweden Filip Tegstedt kennengelernt, der dort sein Debüt „Marianne“ zeigte. Nun berichtet screenread, dass sein Film leider nur in Schweden einen DVD-Verleih fand, weshalb er ihn nun selbst vertreibt. Und screenread fragt: „A future model for the independent market?“ http://www.screenread.de/marianne-tegstedt-self-distribution-vod-independent/

– Lesenswert! Patrick Holzapfel von Jugend ohne Film zieht die Bilanz des ersten Kinohalbjahres 2013 und stellt fest, dass es bisher ein Jahr der Mütter in all ihren Facetten war.

– „Das Leben ist ein langer, ruhiger Fluss“ ist ein geflügeltes Wort. Den gleichnamigen Film von 1988 kennt hier kaum jemand, obwohl er in Frankreich Kultstatus genießt. Davids langes und detailliertes Essay auf Whoknowspresents kann hier Abhilfe schaffen.

– Wieder einmal merke ich, wie unendlich reich an Meisterwerken die zweite Hälfte der 20er Jahre war, kurz vor dem Durchbruch des Tonfilmes, der gnadenlos den Reset-Knopf drückte. Annika ist auf Die Filme, die ich rief bei zwei weiteren meiner „Filme, für die man sterben kann“ angekommen: Die beiden so unterschiedlichen „Sunrise“ von F.W. Murnau und „Der Mann mit der Kamera“ von Dziga Vertov.

– Laika haben „Coraline“ und „ParaNorman“ produziert und jetzt kommt ihr nächster Streich: „The Box Trolls“. Gerold Marks stellt ihn auf Digitale Leinwand vor. Sieht sehr vielversprechend aus.

– Christoph Hochhäuser macht sich auf seinem Blog Parallel Film über das Politische bzw. dessen Abwesenheit im heutigen deutschen Film Gedanken.

– Und zu guter Letzt: Nikolaus Perneczky hat auf Kinolaus einen Text über den sehr tollen „Leben und Sterben in L.A.“ veröffentlicht, den er als Einführung in den Film bei der „Real Eighties“-Veranstaltung in Berlin gehalten hat.

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