DVD-Rezension: “Alexandre Ajas Maniac”

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Der junge Frank Zito lebt in Los Angeles, wo er eine kleine Reparaturwerkstatt für Schaufensterpuppen unterhält. Als Kind litt Frank unter seiner kürzlich verstorbenen Mutter, die als Prostituierte arbeitete und dabei keine Rücksicht auf das seelische Heil des kleinen Jungen nahm. Aufgrund dieses Traumas hat sich Frank zu einem schizophrenen Serienkiller entwickelt, der nachts Frauen auflauert und sie skalpiert. Als er eines Tages zufällig die hübsche junge Fotografin Anna kennenlernt, scheint er erstmals seinen mörderischen Trieb unter Kontrolle bringen zu können.

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1980 gelang Regisseur William Lustig mit seinem Spielfilm-Debüt „Maniac“ ein Paukenschlag. In Deutschland wurde das düstere Serienkiller-Portrait umgehend beschlagnahmt, was aber seine Reputation nur noch weiter förderte. „Maniac“ wurde zum Kultfilm, zum „must see“. Hauptdarsteller Joe Spinell, der auch das Drehbuch verfasste, wurde als Frank Zito eine Legende. Der zwei Jahre später entstandene Film „Love to Kill“ – wieder mit seiner „Maniac“-Partnerin Caroline Munro – wurde teilweise als Semi-Fortsetzung vermarktet. Ein von Joe Spinell vorangetriebenes Sequel mit dem Namen „Maniac 2: Mr. Robbie“, kam durch den Tod Spinells nie zustande. Viele Regisseure ließen sich von „Maniac“ inspirieren, nicht zuletzt Alexandre Aja, dessen Name beim Remake nun fett über dem Titel prangt. In seinem erfolgreichen Erstling „Haute Tension“ hatte er diverse Einstellungen aus dem großen Vorbild übernommen. Ein Remake dieses Kultfilms hatte bei den Fans, wie so oft, erst einmal schlechte Karten. Insbesondere, da mit Elijah Wood ein Schauspieler für die Hauptrolle gecastet wurde, der auf den ersten Blick so gar nicht in die Rolle des schizophrenen Serienkillers Frank Zito passt, wie man sie von Spinells ikonischer Darstellung her kannte. Wahrscheinlich haben sich die Macher des Filmes deshalb gut abgesichert und berufene Schützenhilfe geholt. Bevor „Alexander Aja’s Maniac“ beginnt, erscheint William Lustig persönlich noch einmal auf dem Bildschirm, um dem Remake seines berühmtesten Filmes seinen Segen zu geben. Zudem wurde der Film von seinem Unternehmen „Blue Underground“, das sich auf die Heimkino-Veröffentlichungen von Horror-Kultfilmen spezialisiert hat – mit produziert.

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Hauptkritikpunkt war im Vorfeld also die Besetzung der Hauptrolle mit Elijah Wood, dem ewigen Frodo. Viele sahen in dem schmächtigen, androgyn wirkenden Wood eben nur den mit großen Augen durch Mittelerde stapfenden Hobbit. Dabei wurde aber vergessen, dass er schon einmal sehr überzeugend einen sadistischen Charakter gespielt hat. In der Robert Rodriguez/Frank Miller-Produktion „Sin City“ gab er – zugegeben, kaum zu erkennen – einen bestialischen Frauenmörder. Und tatsächlich macht Wood seine Sache hier sehr gut. Sein Aussehen war schon in den „Herr der Ringe“-Filmen ziemlich „creepy“, gerade wenn er unter dem Bann des einen Ringes stand. In „Maniac“ wirken seine Blässe und die grossen wässrig-blauen Augen durchaus kränklich und beunruhigend. Mit seiner Besetzung wird aber auch eine kleine Schwäche des Originals begradigt. Im Original „Maniac“ ist Frank Zito ein Frauenheld, dem es gelingt, die wunderschöne Caroline Munro zu verführen. Allerdings wirkt Joe Spinell ausgesprochen schmierig und nicht sonderlich attraktiv, was diesen Handlungspunkt für mich schon immer etwas unglaubwürdig machte. Andererseits hat er sich die Rolle ja selber auf den Leib geschrieben, und an mangelndem Selbstvertrauen hat Herr Spinell sicherlich nicht gelitten. Auf Spinells Inkarnation des Frank Zito wird im Remake sogar einmal Bezug genommen, wenn eines der potentiellen Opfern beim Blind Date mit Woods Zito beiläufig erwähnt, sie hätte Angst gehabt, ihre Verabredung würde sich als „dicker Mann mit langen Haaren und fettiger Haut“ entpuppen. Was einer Beschreibung Spinells ziemlich nahe kommt.

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Um zu verschleiern, dass der kleine und zarte Wood sicherlich Schwierigkeiten hätte, eine ausgewachsene Frau zu überwältigen, wurde zu einem Trick gegriffen, der „Maniac“ zu einer intelligenten Version des Originals macht, und ihm gleichzeitig eine interessante, eigenständige Note verleiht. Wir sehen den Film durch die Augen des Killers. Wir sind mit im auf der Jagd und werden gezwungen, die Realität so wahrzunehmen, wie sie sich ihm darstellt. Wir erleben die Morde fast immer aus seiner Perspektive, die Welt wird durch Visionen und Angstzustände verdreht und manchmal sind Wahn und Wirklichkeit nicht mehr voneinander zu unterscheiden. Nur einmal verlässt die Kamera ihre subjektive Position, wenn Zito bei einem Mord wortwörtlich „aus der Haut fährt“. Ansonsten erkennen wir den Schauspieler Elijah Wood nur in Spiegelungen oder Erinnerungsfetzen.

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Natürlich soll der Zuschauer durch diesen Kniff gezwungen werden, die Postion des Killers einzunehmen. Sich mit ihm zu identifizieren, dadurch mit seiner dunklen Seite konfrontiert und in eine unangenehme, schwer zu ertragene Lage gebracht werden. Soweit die Theorie. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das bei irgendjemandem klappt. Das Erlebnis des Filmsehens ist doch ein passives, und die veränderte Perspektive wird zunächst einmal als nur das erkannt, was es ist: Eine besonderes Gimmick, um eine Geschichte zu erzählen. Durch die gekonnt eingesetzte Point-of-View-Technik gelingt es Regisseur Franck Khalfoun aber auch, zusammen mit Kameramann Maxime Alexandre, einige starke und intensive Bilder zu finden.

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Statt im dreckigen New York an der Schwelle der 80er Jahre, spielt „ Maniac“ im gegenwärtigen L.A. Maxime Alexandre fängt die Stadt mit seiner Kamera in wunderschön durchkomponierten Bildern ein. Die Straßen sind leer und von einem unwirklich schwefelig-gelben Licht beschienen. Leben scheint es nur in den entfernten Hochhäusern zu geben, die stets nur von unten gefilmt werden. So erscheinen die Straßen wie Schluchten, wie Orte, die vom Bürgertum in seinen sicheren Festungen vergessen wurden. Hier lauern Kranke wie Zito ihren Opfern auf, und ist man aus den sicheren Türmen hier heruntergefallen, gibt es keine Sicherheit mehr. Die Art, wie Khalfoun die Nacht in L.A in Bilder fasst, erinnert einmal natürlich an Michael Manns großen L.A.-Nacht-Film „Collateral“ und noch mehr an Winding Refns Meisterwerk „Drive“. Wie „Drive“, benutzt auch „Maniac“ einen großartigen Score. Das klingt nach frühen 80ern, aber auch eigenartig zeitlos. Wie eine ferne Erinnerung an die kühl-distanzierten, menschenfeindlich-gierigen und in gnadenloses Neonlicht getauchten Achtziger Jahre. Leider gibt es den ausgesprochen gelungenen und mitreißenden Soundtrack des Komponisten Rob bisher nur als Download. Hier würde ich mir sehr gerne die CD ins Regal stellen.

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Ursprünglich war der Film als Projekt für Alexandre Aja, einem ausgewiesenen Fan des Originals und mittlerweile so etwas wie der Remake-Spezialist für Horrorfilme – geplant. Aus Zeitgründen überließ Aja das, von im mitverfasste, Drehbuch dann aber seinem alten Spezi Franck Khalfoun und verlegte sich lediglich auf die Produktion. Nichtsdestotrotz wirbt der Film in Deutschland jetzt direkt im Titel mit Ajas gutem – und seit „Haute Tension“ sehr bekannten – Namen. Der Name Aja verspricht eine gewisse Härte und „Maniac“ ist wahrlich nicht für zart besaitete Gemüter geeignet. Die blutigen Effektszenen sind realistisch-brutal und „old school“ angelegt, was erklärt, dass es in Deutschland zwei Varianten des Filmes gibt. Eine gekürzte mit „FSK18“-Siegel und eine ungeschnittene mit „SPIO/JK: keine schwere Jugendgefährdung“. Die FSK18 ist wohl für Kaufhäuser und die SPIO/JK für den Online-Handel bestimmt.

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Das Remake des grimmigen Kultfilmes von 1980 ist überraschend gut gelungen und kann dem Original noch einige eigenständige und interessante Facetten hinzufügen. Neben guten Darstellern, wissen vor allem die superbe Fotografie und der wunderbare Soundtrack zu gefallen.

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Das Bild der Ascot-Elite-DVD kann man nur als brillant beschreiben. Auch der Ton erfüllt hohe Ansprüche. Die Extras klingen zunächst vielversprechend, entpuppen sich aber bei näherem Hinsehen als typisches, mit vielen Filmausschnitten aufgepepptes, Promomaterial.

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