DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei blaue Panther”

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Jo Walker – alias Kommissar X – wird von einer Versicherungsgesellschaft beauftragt, die 3 Millionen Dollar schweren Juwelen wiederzubeschaffen, die einst durch den Gangsterboss Arthur Hillary geraubt wurden und seitdem verschwunden sind. Da trifft es sich gut, dass Hillary gerade von seinen beiden Gefolgsleuten Anthony und Smokey aus dem Gefängnis befreit wurde. Die Juwelen versteckte er kurz nach dem Überfall bei seinem Zwillingsbruder Robert, den er jetzt kaltblütig auf der Weltausstellung in Montreal umbringt, um dessen Identität anzunehmen…

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Beim fünften Streich der Serie übernahm wieder Gianfranco Parolini alias „Frank Kramer“ das Regie-Ruder. Und schon kommt das Schiff nach dem schwachen vierten Teil wieder auf Kurs. Vorbei sind die kindischen Albernheiten des Vorgängers. Auch das Drehbuch ist diesmal gradliniger und vor allem weniger „löchrig“ als bei den „Grünen Hunden“. Der Film profitiert stark von den Aufnahmen an Originalschauplätzen bei der Weltausstellung in Montreal. Obwohl die exotischen Landschaften diesmal also fehlen, erscheint die Produktion dadurch weitaus teurer.

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Und endlich kehrt das Duo Walker/Rowland in den Mittelpunkt der Handlung zurück, nachdem es in den „Grünen Hunden“ durch das chaotische Drehbuch und die Einführung unnötige Nebenfiguren beinahe an den Rand gedrängt wurde. Tony Kendall ist wieder der uneingeschränkte Held der Geschichte und auch Brad Harris als Rowland bekommt weitaus mehr zu tun, als noch in Folge 4. Hier ist seine Figur dem Kommissar X fast ebenbürtig, denn es wird ihm sogar eine tragische Liebesgeschichte gegönnt, was Harris auch schauspielerisch (na ja) weitaus mehr fordert als sonst. Man merkt ihm deutlich an, dass es ihm große Freude bereitet, einmal mehr als nur der Sidekick für seinen Freund-Feind Jo Walker zu sein. Wobei beide auch wieder prächtig miteinander harmonieren, auch wenn ihre Beziehung diesmal mehr liebevolle Feind- denn Freundschaft ist.

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Das größte Plus des Filmes ist die Besetzung der wunderschönen Erika Blanc als geheimnisvolle Schwägerin des von Franco Fantasia mit viel Schmackes gegebenen Gangsterbosses Arthur Hillary. Erika Blanc veredelte in den späten 60ern und frühen 70ern unzählige Italo-Western, Gialli und Horrorfilme mit ihrer umwerfenden Präsenz. Insbesondere ihre Darstellung des Sukkubus im belgisch-italienischen “La plus longue nuit du diable“ (auch bekannt als „The Devil’s Nightmare“) dürfte unvergessen bleiben. In den „Blauen Panthern“ setzt Gianfranco Parolini sie immer wieder ins rechte Licht, wodurch sie attraktiver denn je erstrahlt.

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Auf Seiten der Bösen ist es wieder ein Handlanger-Duo, welches für die nötige Gefahr sorgt. Siegfried Rauch bleibt dabei leider recht wenig zu tun. Man würde gerne mehr von ihm sehen, doch die meiste Zeit ist er dazu verdammt, gutaussehend in der Gegend herumzustehen. Erst am Ende greift er umso beherzter ins Geschehen ein und wird von Gianfranco Parolini dabei gerne expressionistisch in Szene gesetzt. Als Rauchs Partner „Smokey“ hat sich der Regisseur kurzerhand selber als Schauspieler engagiert. Im geschmacklosen Sakko und mit kleinem Hütchen auf dem Kopf zeigt er seinen guten Sinn für das Skurril-Humorige.

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Bei den Damen können weder Corny Collins, die viel zu harmlos und bieder daherkommt, noch die quirlige und mit viel Sex-Appeal ausgestattete Hannelore Auer Erika Blanc das Wasser reichen. Immerhin sorgt Hannelore Auer in ihren exotischen Kostümen und mit ihrer guten Laune für willkommene Schauwerte. Kaum zu glauben, dass diese junge Dame Ende der 70er einen bekannten deutschen Volksmusiker heiratete und mit ihm als „Heino und Hannelore“ ihre Karriere weiterführte. Die Welt ist manchmal schon sehr merkwürdig. Merkwürdig ist auch Tony Kendalls Klamottengeschmack. Karierte Shorts mit langen weißen Socken… das wäre James Bond nicht passiert.

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Storytechnisch geht auch dieser Kommissar-X-Teil weiter weg von der Eurospy-Stimmung des ersten Teils. „Drei blaue Panther“ erweist sich als bodenständiger Krimi, der an ähnliche Gangstergeschichten innerhalb der Edgar-Wallace-Serie erinnert. Armeen von knapp bekleideten Mädchen, bunt kostümierte Superschurken und geheime Festungen sucht man hier leider vergeblich. „Drei blaue Panther“ ist auch der „amerikanischste“ unter den bisher veröffentlichten „Kommissar X“-Folgen. Was nicht nur am kanadischen Schauplatz, sondern auch der relativ ernsthaften Umsetzung liegt. Was natürlich nicht bedeutet, dass die „Blauen Panther“ nicht mit leichter Hand inszeniert worden wären. Immer schwingt ein Augenzwinkern mit und die deutsche Synchronisation von Rainer Brandt tut ihr Übriges dazu, das Ganze nicht zu ernst werden zu lassen.

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In ihrem fünften Film findet das bestens aufgelegte Duo Walker/Rowland zu alter Stärke zurück. Die kindische Albernheit des Vorgängerfilmes wird über Bord geworfen und die Geschichte um die „Drei blauen Panther“ gradlinig und relativ bodenständig erzählt. Dabei kommt aber natürlich auch der Humor nicht zu kurz, und mit der göttlichen Erika Blanc besitzt der Film noch einen weiteren guten Grund, ihn zu mögen.

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Die Bildqualität der Anolis-DVD fällt gegenüber den anderen beiden „Kommissar X“-Veröffentlichungen etwas ab, was aber am Ausgangsmaterial liegen dürfte. Die Farben wirken nicht mehr so brillant und scharf, wie noch bei den „Grünen Hunden“, das Bild etwas verwaschener. Wahrscheinlich wurde beim Dreh ein anderes Filmmaterial genutzt, da auch das Format von 1,85:1 auf 1,66:1 geschrumpft ist. Als Beigabe ist diesmal wieder eine zweiteilige Super8-Fassung des Filmes mit dabei. Ansonsten finden sich wieder Filmprogramme, Werberatschläge, der Trailer und ein wieder einmal sehr informatives 12-seitiges Booklet von Jörg M.Jedner/Jo Steinbeck unter den Extras.

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