Der amerikanische Astronaut Lee Miller verrichtet allein auf der Raumstation ISS seine Arbeit. Bald soll er zur Erde zurückkehren, doch plötzlich bricht die Verbindung an. Der letzte mysteriöse Funkspruch deutet an, dass auf der Erde etwas passiert ist. So bleibt Lee Miller allein zurück. Seine Hoffnung, irgendwann entdeckt und gerettet zu werden, schwindet immer mehr. Dafür überwältigen ihn immer wieder Wahnvorstellungen und langsam droht er seinen Verstand zu verlieren.
Wenn man der Legende glauben darf, dann hat Regisseur William Eubank nicht nur vier Jahre an diesem Film gearbeitet, sondern auch die Kulisse für die Raumstation ISS aus ausrangierten Haushaltsgeräten im Garten seiner Mutter errichtet. Das sieht man dem optisch beeindruckenden Film wahrlich nicht an. Auch, dass er nur 500.000 US-Dollar gekostet haben soll, ist schwer zu glauben, denn er sieht nach sehr viel mehr aus. Die vierjährige Drehzeit widerlegt dann auch die immer wieder aufgestellte These, dass „Love“ sich in erster Linie von dem großartigen „Moon“ inspirieren ließ.
Wobei der Vergleich beider Filme zwangsläufig gestellt werden muss. Hier wie dort handelt es sich mehr oder weniger um ein Ein-Personen-Stück, welches von der Einsamkeit eines von der Erde abgeschnittenen Astronauten handelt, der langsam von (scheinbaren?) Wahnvorstellungen überwältigt wird. Bei beiden Filmen spielt überdies die atmosphärische Musik (bei „Moon“ vom genialen Clint Mansell; bei „Love“ von der US-Band „Angels&Airwaves, die den Film auch produzierten) eine wichtige Rolle. Allerdings ist Gunner Wright (in seiner ersten größeren Rolle) kein Sam Rockwell, auch wenn er seine Sache recht gut macht.
„Love“-Regisseur Eubank war zuvor nur als hochtalentierter Kameramann (auch bei „Love“ führt er die Kamera, was dem Film sehr zugute kommt) und Videoclip-Regisseur aufgefallen. Und wie ein sehr langer Videoclip wirkt „Love“ dann auch. Die Handlung ist auf ein Minimum reduziert und der Film lebt über weite Strecken von seiner beeindruckenden Optik im Zusammenspiel mit dem Soundtrack.
Leider belässt es Eubank aber nicht bei dieser Reduktion. Scheinbar hat er in der Filmschule einmal zu oft Stanley Kubricks Meisterwerk „2001“ gesehen und kam nun auf die Idee, seinen Film ähnlich mit Bedeutung aufzuladen. Dazu gehört auch ein im amerikanischen Bürgerkrieg spielender Prolog, der zwar wirklich beeindruckend aussieht, aber nichts mit dem eigentlichen Film zu tun hat und wie ein Fremdkörper wirkt. Zwar wird das Bürgerkriegsmotiv später wieder aufgegriffen und Lee Miller findet ein Buch, welches die zu Beginn gezeigten Ereignisse beschreibt, aber dies lenkt mehr vom Thema des Filmes (Einsamkeit; dass Interaktion mit seinen Mitmenschen, Liebe und ein Miteinander lebensnotwendig sind, da ihr Mangel zwangsläufig zum Zerfall führt) ab.
Wenn dann am Ende das große Finale von „2001“ nicht nur zitiert, sondern richtiggehend plagiiert wird, dann ist dies nicht nur ärgerlich, sondern zeigt einmal mehr, dass Debüt-Regisseure noch lernen müssen, dass weniger manchmal mehr ist. Zwar gelingt es William Eubank, in diesen Szenen eine mythische Stimmung zu schaffen, aber gleichzeitig verliert er seine eigentliche Geschichte aus den Augen und der überambitioniert wirkende Wille zur Bedeutsamkeit trübt den guten Eindruck. Trotz aller technischen Brillanz und beeindruckender Bilder wäre hier weniger einfach mehr gewesen.
Für die Rezension lag die BluRay aus dem Hause Splendid vor, die ein gutes Bild liefert, auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass hier noch mehr drin gewesen wäre. Der Sound – für den Film sehr wichtig – kommt aber sehr klar und dynamisch aus den Boxen. Die Extras enthalten 18 Minuten geschnittener Szenen und zwei von William Eubank gedrehte Musik-Videos der Band „Angels & Airwaves“ zu Musik aus dem Film, sowie Making Ofs zu den beiden Videos („Anxiety“ und „Hallucinations“). Die „Interviews“ verdienen diese Bezeichnung leider nicht, denn hier handelt es sich lediglich eine Minute, die kurze Statements der Beteiligten anlässlich der Aufführung des Filmes beim „Fantastic Fest“ enthält.