Bei meinem vorletzten Filmtagebucheintrag kam ich gerade aus Amsterdam zurück und es gab ein „Amsterdam Spezial“. Da trifft es sich doch gut, dass ich jetzt aus Kopenhagen komme und ein „Kopenhagen Spezial“ schreiben kann. Aber keine Angst, das „Filmtagebuch“ soll nicht zum reinen „Filmreisebuch“ verkommen – auch wenn dies seinen ganz eigenen Reiz hätte 🙂
Also Kopenhagen. Zwei Dinge wollte ich dort auf jeden Fall tun. Das älteste europäische Filmstudio, die Nordisk Filmstudios, besuchen und das „Filmhuset“, den Sitz des Dänischen Filminstituts und der Dänischen Cinemathek.
Fangen wir mal mit den Nordisk Filmstudios an. Im Internet hatte ich gelesen, dass dort auch Touren durch die Studios angeboten würden. Allerdings müsse man für eine englischsprachige Tour mindestens 10 Leute zusammenbekommen. Gut, ich bin dann mal auf gut Glück aus dem Kopenhagener Stadtzentrum mit dem Bus (Linie 26, sind nur 15-20 Minuten) nach Valby gefahren. Meine Hoffnung war, dass man sich entweder einer Gruppe anschließen könne oder zur Not halt eine dänischsprachige Tour mitmacht – auch wenn man nichts versteht. In Valby war es etwas schwer die Studios zu finden, denn sie befinden sich am Ende einer kleinen, engen und unscheinbaren Strasse, die eher aussieht als würde sie in ein Kleingartengebiet führen. Die Filmstudios atmet von außen den Charme der guten, alten Zeit und erinnern an die Wellblech-Bauten, die man aus Hollywood-Dokumentationen über die 10er-Jahre des letzten Jahrhunderts kennt. Im Hof wurde gerade Mittagspause gemacht, das Tor war verschlossen. Aber es gibt dort einen kleinen Empfang, wo wir eine nette, ältere Dame fragten, ob und wann genau man die Studios auch besichtigen könne. Die Antwort lautete „Ja“, ABER im Juli gibt es keine Touren. Erst ab August wieder und dann ausschließlich am Wochenende, nicht in der Woche (was ja auch irgendwo Sinn macht bei einem noch aktiven Filmstudio). Das war also nichts. Die Enttäuschung zwar war groß, aber was soll man machen?
Zumindest konnte ich noch ein paar Fotos schießen und entdeckte den „Asta Nielsen Straedet“, welcher allerdings nichts vom Glanz der größten dänischen Stummfilmschauspielerin ausstrahlt. Ich weiß nicht, ob es in Kopenhagen noch eine weitere, nach dem ersten dänischen Weltstar benannte Straße gibt. Diese staubige Sackgasse ist da doch etwas… na ja.
Am folgenden Tag (ich mache da mal kein Geheimnis draus) feierte ich einen runden Geburtstag. Darum hatte ich mir das Highlight der Reise für genau diesen Tag aufgehoben. Ich wollte das „Filmhuset“, die Dänische Cinemathek, besuchen, welches nicht nur das Dänische Filmmuseum, sondern – so hörte ich zumindest im Vorfeld – einen sehr gut sortierten Buch & Filmshop beherbergen soll. Doch, ach, wieder war die Enttäuschung riesengroß. Auch hier stand ich einmal mehr vor verschlossenen Türen. Die Cinemathek, das Filmmuseum und der Buchladen haben nämlich allesamt im Juli geschlossen. Etwas, was weder in einschlägigen Reiseführern, noch auf der Homepage des Dänischen Filminstituts erwähnt wird. Man kann sich sicherlich vorstellen: Glücklich war ich nicht. Ganz im Gegenteil.
Nachdem der erste Frust dann überwunden war, habe ich mich damit getröstet, dass das ja sicherlich nicht mein letzter Besuch in dieser schönen Stadt gewesen ist. Nächstes Mal weiß ich dann besser Bescheid und werde sowohl den Besuch in den Filmstudios, als auch im „Filmhuset“, nachholen können.
Ins Kino habe ich es bei diesem Städtetrip ausnahmsweise nicht geschafft. Dafür habe ich am letzten Tag aber noch einen vernünftigen DVD-Laden gefunden. Es war mir schon vorher aufgefallen, dass es in Kopenhagen keine der großen Elektroshop-Ketten und in den großen Kaufhäusern keine CD/DVD-Abteilungen gibt. Zwar findet man in der Stadt ein paar kleine CD-Läden, die auch eine Auswahl an DVDs haben, aber so einen richtig großen Laden mit großer Auswahl hatte ich bis dahin vermisst.
Den habe ich dann in der Haupteinkaufstrasse (Østergade 47) genau gegenüber des bekannten Kaufhauses „Illum“ gefunden. Er heißt „Fona“ und im 1. Stock hat er eine große Verkaufsfläche mit CDs und DVDs. Die DVDs sind in der Regel für 49 Kronen (€ 6,70) zu haben. Hier habe ich dann zugeschlagen und mir neben den großartigen „Offscreen“ noch einen weiteren Film des von mir sehr gemochten Regisseurs Christoffer Boe besorgt: Den ebenfalls nicht in Deutschland erhältlichen „Allegro“. Dann habe ich noch Susanne Biers „Brødre“ für 29 Kronen gekauft (diesen Film, der vor kurzem erst ein US-Remake erfahren hat, gibt es zwar als deutsche DVD, aber ohne dänische Tonspur) und „Drabet“ von Per Fy (dessen Film „Arven“ ich sehr schätze). Auch diesen Film gibt es in Deutschland auf DVD zu haben (unter dem tollen Titel „Manslaughter – Totschlag“), auch mit dänischer Tonspur, aber leider ohne Untertitel.
Das war’s mit meinen kleinen Kopenhagen-Bericht. Die nächste Reise geht nach Florenz, aber da werde ich mich diesmal sicherlich weniger auf die cineastischen, als auf die kulturhistorischen Schätze stürzen.