Vor einigen Jahren ließ ich mir – kurz bevor es Out-of-Print ging – zu Weihnachten Jörg Buttgereits Buch „Japan – Die Monsterinsel“ von 2006 schenken. Eines, welches ich umgehend verschlungen habe, und das mir endlich mal einen vernünftigen Überblick über die Welt das Kaiju, also des japanischen Monsterfilms, gab. Die „Godzilla“-Reihe war mir natürlich bekannt. Wie viel Filme es da gab, konnte man auch locker im Internet recherchieren. Aber wie das so ist, manchmal braucht man einfach etwas haptisches. Ein schönes, altmodisches Nachschlagewerk, das man auf den Nachttisch legen kann oder bei Bedarf aus dem Regal ziehen, um darin herum zu schmökern. Zudem wollte ich einmal wissen, was es denn über die beliebte Riesenechse hinaus noch so in der bunten Welt der Kaiju gab. Wie diese Filme eventuell zusammenhingen und welche spannenden Hintergründe es da gab. All dies lieferte mir „Die Monsterinsel“.
Natürlich ist das Buch aufgrund der Herangehensweise – Japan-Experte Jörg Buttgereit sammelte Freunde um sich, die dann über einen dieser Filme ein kurzes Essay schreiben – teilweise sehr heterogen. Unter den klingenden Namen derjenigen, die sich am Buch beteiligten sind der leider viel zu früh verstorbene Hans Schifferle, Christian Keßler, Markus Stiglegger und Olaf Möller; „Splatting Image-Recken wie Bodo Traber, Stefan Höltgen und Ingo Strecker; sowie Buttgereit-Weggefährten wie Daktari Lorenz und Franz Rodenkirchen und noch viele andere. Da reiht sich Fachwissen und Liebe zum Kaiju, neben die erste Entdeckungen dieser Welt und das manchmal etwas spöttische Erstaunen darüber. Daraus ergibt sich aber ein bunter und abwechslungsreicher Reigen. Auch wenn ich vorgezogen hätte, dass Jörg Buttgereit alle Texte selber geschrieben hätte, da er nicht nur über einen lebendigen Schreibstil, sondern auch viel Hintergrundwissen verfügt.
Das Buch selber gibt einen hervorragenden Überblick über die Welt der „Kaiju“ und wird mit zahlreichen Interviews aufgewertet. Teils mit den Machern hinter den klassischen Kaijus, aber auch Jan de Bont, der Kameramann des US-“Godzilla“ von 1994 steht Rede und Antwort. In Deutschland ist „Die Monsterinsel“ sicherlich DAS Standardwerk und daher jedem Liebhaber dieser Filmgattung ans Herz gelegt. Aber lohnt sich auch das „Upgrade“, wenn man bereits die Ausgabe von 2006 besitzt? Die Antwort ist ein klares J-ein. Im Vergleich zur älteren Ausgabe ist das Buch stark geschrumpft, dafür aber auch dicker geworden. Gewichen ist das schöne Hardcover, dafür wirkt „Die Monsterinsel“ nun sehr viel kompakter. Dadurch sind die Bilder auch kleiner geworden, dafür jetzt aber auch besser über das ganze Buch verteilt. Hauptgrund für einen Neukauf wäre die Aufnahme einiger Titel, die zuvor nicht berücksichtigt wurden (wie der nordkoreanische „Pulgasari“, der mit einem Interview mit Special-Effects-Regisseur Teruyoshi Nakano daherkommt), sowie natürlich aller relevanten Filme, die nach 2006 erschienen sind. Hier sind vor allem die US-Filme aus dem „Monsterverse“ genannt, wie der aktuelle „Godzilla Vs. Kong“. Aber auch die neuen „Godzilla“-Animes oder „Der große Japaner“ von Hitoshi Matsumoto. Verzichtet wurde auf den DVD-Index, wann und wo welcher Film in Deutschland erschienen ist. Höchstwahrscheinlich, da die meisten Scheiben mittlerweile nicht mehr (zumindest zu bezahlbaren Preisen) zu bekommen sind. Fazit: Wer sich für japanische Monsterfilme interessiert und „Die Monsterinsel“ von 2006 noch nicht im Regal stehen hat, für den ist diese Neuauflage ein klares „must have“. Ein „Upgrade“ kann man machen, ist aber nicht zwingend notwendig.
Jörg Buttgereit “Japan – Die Monsterinsel (erweiterte Neuauflage)“, Martin Schmitz Verlag, 432 Seiten, € 30,-