Filmbuch-Rezension: Michael Cholewa “Vaya Con Dios“

Kaum ein Genre genießt auch heute bei den Fans solch eine Liebe und Hingabe wie der Italo-Western. Was man an den nicht gerade wenigen Veröffentlichungen zum Thema sieht, die hierzulande in Buchform erschienen sind. Ganz oben auf der Liste steht natürlich Christian Keßlers „Willkommen in der Hölle“ von 2001, welches für mich bis heute das deutschsprachige Standardwerk ist. Aber man sollte auch nicht „Für ein paar Leichen mehr“ von Ulrich P. Bruckner vergessen. Dann gibt es noch „Dreckige Spaghetti“ von Uwe Killing, „Gott spricht Gnade – Amen sein Colt“ von Michael Striss, die gute Essay-Sammlung „Um sie weht der Hauch des Todes“, sowie Bücher über Sergio Leone oder Bud Spencer und Terence Hill und noch einiges mehr.

Nun wird dieser Reigen durch ein weiteres Buch ergänzt. „Vaya Con Dios“ heißt das Werk von Michael Cholewa, einst Mit-Herausgeber des wegweisenden Keßler-Buches. Mit an Bord hat sich Michael Cholewa den Filmemacher Andreas Marschall geholt, der im Vorwort auf die Geschichte und Faszination des Italo-Western eingeht. Filmproduzent Tim Luna liefert ein Nachwort, in dem es vor allem um das Plakat zu „Spiel mir das Lied vom Tod“ und dessen Maler Frank McCarthy geht. Als zusätzlicher Autoren für ungefähr 70 der über 470 Filmvorstellungen fungiert der Magdeburger Kabarettist, Kulturschaffende und „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“-Redakteur Lars Johansen.

Was bietet nun das neue Buch dem interessierten Leser? Nun, zunächst einmal Bilder. Sehr viele Bilder. Tatsächlich findet man in „Vaya Con Dios“ Abbildungen aller deutschen Italo-Western-VHS-Kassetten. Das ist natürlich wunderschön und man kann stundenlang in dem mal weniger, häufiger mehr gelungen Artwork aus einer vergangenen Zeit schwelgen. Auch sonst geizt das Buch nicht an alternativen Filmplakaten und Lobby-Cards. Da gehen einem die Augen schon mal über. Zudem sind die Texte, welche Lars Johansen beisteuert fundiert und lesenswert. Man merkt dem Mann einfach an, dass er sich schon seit Jahrzehnten mit dem Thema beschäftigt und bereits einige einschlägige Booklets verfasst hat. Diese Texte sind gut zu lesen und orthographisch einwandfrei. Dagegen fallen die übrigen Texte dann leider ab.

Was mich zu einem Kritikpunkt bringt: Ein Lektorat scheint hier nicht stattgefunden zu haben. So wird aus „Blindman“ auch schon mal ein „Blinman“, und mancher etwas ungelenke und bandwurmartige Schachtelsatz hätte vermieden werden können. Meine Hauptkritik betrifft allerdings das Layout, welches mir leider gar nicht gefällt. Und dies betrifft nicht nur die gewagte Entscheidung, schwarzen Text auf teilweise dunkelbraunen Hintergrund zu drucken. Auch die Bildaufteilung wirkt sehr willkürlich und unaufgeräumt. Unterschiedliche Zeilenabstände und Textaufteilungen irritieren zudem. Und ob es besser gewesen wäre, ein paar der Bilder mangels vernünftiger Auflösung lieber ganz rauszunehmen, möchte ich hier nicht beurteilen. Aber vielleicht betrifft dies alles auch nur mein persönliches ästhetisches Empfinden. Ob einen diese von mir bemängelten Punkte von einem Kauf abhalten würden, muss jeder für sich selber entscheiden.

Wer zuschlägt, bekommt ein sich gut anfühlendes, schweres Hardcoverbuch, welches in der Hand einen wertigen Eindruck hinterlässt. Man kann sich an viel, viel Bildmaterial zum immer wieder anschauen erfreuen und an den von mir hier ja bereits hervorgehobenen Texte von Lars Johansen. Wer noch nicht genug hat, findet im Anhang noch 30 weitere Seite mit artverwandten Filmen, die ohne erklärenden Text vorgestellt werden. Ferner gibt es noch eine Karte der wichtigsten spanischen Drehorte (die italienische fehlt leider) und einige aktuelle Fotos der Westernstädte.

Auf jeden Fall macht das Buch Lust darauf, selber mal wieder einen schönen Italo-Western in den Player zu werfen und sich von Django und Konsorten die blauen Bohnen um die Ohren pfeifen zu lassen.

Michael Cholewa „Vaya Con Dios“, Subversiv Media, 404 Seiten, gebunden, farbige Abbildungen, € 59,90

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