Filmbuch-Rezension: “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“

Es ist schon unfassbar, welche Ausmaße der Kult um Terence Hill und vor allen Dingen Bud Spencer in den letzten Jahren angenommen hat. Ich habe selbst mitbekommen, welche Schlangen vor den Buchläden standen, als Bud Spencer 2011 von seinem Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf auf Deutschland-Tournee geschickt wurde, um seine Autobiographie vorzustellen. Davon kann mancher Rockstar nur träumen. Die Filme werden immer neu aufgelegt und verkaufen sich scheinbar weiterhin wie geschnitten Brot. Fans drehen ihre eigenen Filmen über ihre Leidenschaft und diese kommen auch noch ins Kino. Das alles war 2009 noch nicht absehbar, als Christian Hegers Buch „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ das erste Mal erschien und das erste wissenschaftliche Buch zum Phänomen Spencer/Hill war. Ursprünglich als Magisterarbeit entstanden, hat es nur vom Schüren Verlag eine zweite, aktualisierte Auflage erhalten.

Hegers Buch beginnt mit einem kleinen Abriss über die Geschichte des Western und den Übergang vom harten Italo-Western zum Spaß-Western. Dem folgen gut komprimierte Biographien der beiden Hauptpersonen Bud Spencer und Terence Hill bis zu dem Zeitpunkt ihrer ersten echten Zusammenarbeit. Nachdem die drei Colizzi-Western eingängig als Übergang vom klassischen Italo-Western zu einer Ahnung des darauf folgenden Spaß-Westerns beschrieben werden, bilden die beiden „Trinità“-Filme, die Spencer & Hill mit Enzo Baboni gedreht haben, den Schwerpunkt des Buches und stellen gleichzeitig auch die Geburtsstunde des Paares Spencer/Hill dar, wie man es heute kennt und liebt. Zugleich sind die beiden Filme die Blaupause für alle weiteren Filme des Paares und – zumindest nach Meinung des Autors – der Sargnagel des Genres Italo-Western. Danach stellt Heger noch einige wichtige Solo-Filme der Beiden vor, in denen die in den Trinità-Filmen gefundenen Formeln weiter gestrickt werden und mit der Spencer-Solo-Filmreihe der „Plattfuss“-Filme, den Übergang vom Western zur Gegenwart vollenden.

Zum Abschluss des analytischen Teils geht Heger noch auf die Rezeption des Paares in Deutschland ein (nebst einem interessanten Exkurs bezüglich der deutschen Synchronisation, die je nach Sichtweise und Film entweder eine Bereicherung oder fürchterliche Verhunzung der Filme war), einer persönlichen Schlussbemerkung, sowie ganz aktuell ein Kapitel zu dem erstaunlichen Revival in den letzten Jahren. Auf 80 Seiten folgt dann eine ausführliche Filmographie der Beiden, in denen noch einmal alle Filme (teilweise sehr kritisch) besprochen werden, die im Hauptteil noch nicht abgehandelt wurden. Eine Hommage an Riccardo Pizzuti, dem Stuntman, der durch seine Nebenrollen in den Spencer/Hill-Filmen der 70er und 80er Kultstatus erlangte, rundet das Buch ab.

Christian Hegers Arbeit ist vor allem im dritten Kapitel sehr stark, wenn er die Popularität und Dynamik des Duos Spencer/Hill in einen größeren geschichtlichen, filmischen oder gesellschaftlichen Kontext untersucht. Besonders gut gefallen hat mir hier der Abschnitt „Das komische Duo als Spiegelbild des italienischen Nord-Süd-Gefälles“ gefallen. Was mir weniger gefallen hat, ist die Einstellung des Autoren zum Genre des Italo-Western. Man hat das Gefühl, dieses wird auf die Dollar-Trilogie von Leone reduziert, die dann von weniger begabten Regisseuren billig und gespickt mit ausgesprochen unappetitlicher Gewalt am Fließband kopiert wurde. Zwar wird auch mal ein „Django“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“ erwähnt, aber in einem – wie ich finde – etwas herablassenden Ton. Aber vielleicht ist dies auch nur mein ganz persönliches Empfinden, geprägt von meiner starken Liebe zum Genre. Der Aussage, dass Spencer/Hill dem „alten“ Italo-Western den Todesstoß versetzt hätten, stimme ich auch nur bedingt zu. Ja, die Zahl der Spaß-Western stieg mit ihrem gewaltigen Erfolg an der Kinokasse plötzlich rapide an. Aber das ist am Ende eines Genre-Zyklus (wie von Heger am Beispiel der klassischen Horrorfilme von Universal richtig erwähnt) immer der Fall. So war es ein paar Jahre später auch mit dem Eastern. Noch bis 1978 wurden herausragende Italo-Western gedreht, wie beispielsweise „Keoma“ oder zumindest ernsthafte Filme wie „Verdammt zu leben – verdammt zu sterben“, „Silbersattel“ oder „Mannaja – Das Beil des Todes“.

Vor allen Dingen vermisse ich aber eine kritische Auseinandersetzung mit dem Treiben um Bud Spencer kurz vor seinem Tod, als der Schwarzkopf&Schwarzkopf-Verlag immer neue Bücher unter seinem Namen auf den Markt warf, und den den bereits sichtbar kranken Spencer wie ein Zirkuspferd durch die Manage trieb. Hier hätte man meiner Meinung nach ein sehr viel deutlicheren Blick auf die dunklen Seiten des Geschäfts mit Spencer/Hill werfen sollen.

Davon ab ist das Buch sehr informativ und für eine wissenschaftliche Arbeit sehr gut und locker zu lesen. Mir manchmal sogar etwas zu locker, da hätte ich mir an ein paar Stellen ein tieferes Abtauchen gewünscht. Aber grundsätzlich ist „Die rechte und die linke Hand der Parodie“ derzeit das deutschsprachige Standardwerk zum Thema Bud Spencer und Terence Hill.

Christian Heger “Die rechte und die linke Hand der Parodie – Bud Spencer, Terence Hill und ihe Filme“, Schüren Verlag, 240 Seiten, € 24,90.

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