Blu-ray Rezension: „Geheimagent Barrett greift ein“

Der ehemalige Geheimagent und jetzige Privatdetektiv Lee Barrett (George Maharis) wird von seinen ehemaligen Arbeitgebern reaktiviert, um sie bei einem geheimnisvollen Fall zu unterstützen. In einem streng geheimen Labor inmitten der Wüste wurde der Sicherheitschef ermordet, und der führende Wissenschaftler Dr. Baxter ist verschwunden. Bald schon findet Barrett heraus, dass Baxter ebenfalls ermordet und ein tödliches Gas, welches die Erde innerhalb weniger Monate komplett entvölkern könnte, gestohlen wurde. Bald schon geht der erste Warnung ein. Der geheimnisvolle Dieb des todbringenden Gases droht, dieses einzusetzen, falls das Geheimlabor nicht zerstört werden würde. Bei einer Machtdemonstration des Unbekannten, gibt es in Florida kurz darauf die ersten Toten…

Dass „Geheimagent Barrett greift ein“ in der Reihe „Phantastische Klassiker“ erscheint, ist etwas irreführend. Denn obwohl der Film mit seinem Killergas, das es schaffen würde, den gesamten Planeten zu entvölkern, ein Sci-Fi-Element besitzt, ist er im Grunde doch „nur“ eine klassische Agentengeschichte ala James Bond. Wie immer muss der unser Held versuchen, einen Superschurken davon abzuhalten, die Weltherrschaft zu übernehmen. Wobei es in diesem im Falle eine ziemlich leere und einsame Welt wäre. Von daher ist es durchaus verständlich, dass der deutsche Verleih damals, auf dem Höhepunkt der Bonditis, den Originaltitel „Der Satanskäfer“ durch ein dynamisches „Geheimagent Barrett greift ein“ ersetzte. Wobei genannter Barrett kein klassischer Geheimagent, sondern eher ein Freelancer ist, der schon lange nicht mehr für die Regierung arbeitet, da er dort durch fortwährende Insubordination auffällig wurde. Nichtsdestotrotz werden sein Rat und Mithilfe von seinen ehemaligen Vorgesetzten nun dringend benötigt. Besonders rebellisch verhält sich unser Held im Folgenden allerdings nicht, sondern macht einen eher braven Eindruck.

Dieser brave Eindruck mag auch an Hauptdarsteller George Maharis liegen. Ein hierzulande eher unbekanntes Gesicht, welches außer gutem Aussehen (er war 1973 Nacktmodell im „Playgirl“) leider nicht besonders viel Charisma mitbringt und es trotz des behaupteten Hanges, immer wieder seinen eigenen Kopf durchzusetzen zu müssen, an Ecken und Kanten vermissen lässt. Die anderen Schauspieler wie Richard Baseheart, Dana Andrews und Anne Francis (die beiden letzteren unsterblich durch ihre Erwähnung im Kult-Song „Science Fiction/Double Feature“) verhalten sich ganz so, wie ihre Figuren: Die agieren sehr professionell und präzise. Allerdings hat man bei keinem das Gefühl, er würde weitaus mehr als als eben nur seinen Job machen. Diese Professionalität färbt positiv auf die handelnden Figuren ab. Denn auch dies verrichten schnörkellos und ohne viel Aufhebens ihren Job, was der Handlung ein gewisses Tempo und angenehm gradlinige Dynamik gibt. Sie hat aber auch zur Folge, dass niemand wirklich nachhaltig im Gedächtnis bleibt.

Professionell und schnörkellos ist auch John Sturges Regie. Man merkt zwar – was auch in dem sehr informativen Booklet näher ausgeführt wird – dass Sturges nicht wirklich bei der Sache war, und sein Interesse schon bei seinem nächsten Projekt lag. Aber Sturges ist nun einmal ein talentierter Profi, der auch mit halber Kraft einen anständigen Film hinbekommt. Viele kleine Mängel lassen sich sicherlich auch auf das niedrige Budget schieben. So wirkt der Film an vielen Stellen so, als ob weitaus größere, aufwändigere Szenen geplant worden seien, dafür dann aber kein Geld zur Verfügung stand. So musste man scheinbar vor Ort „kleine Lösungen“ improvisieren. So fällt gleich zu Beginn auf, dass davon gesprochen wird, wie übel die Leichen zugerichtet sind. Diese werden aber nie gezeigt oder auch nur visuell angedeutet. Tatsächlich sieht man bis weit nach der Hälfte des Filmes keinerlei Tote, sondern nur die Reaktion derjenigen, die die Toten entdecken. Das kann natürlich als narratives Element genutzt werden, um den Horror in den Köpfen der Zuschauer zu formen – wirkt hier aber tatsächlich allein den Umständen geschuldet. Auch dass ständig von einer globalen Bedrohung geredet wird, der Film aber fast ausschließlich in einem überschaubaren Wüstenabschnitt spielt, erweckt mehr den Eindruck eines Kammerspiels und weniger einer Großproduktion, wie es noch Sturges vorangegangenen Erfolge „Gesprengte Ketten“ oder „Die glorreichen Sieben“ waren. Wenn die tödlichen Konsequenzen eines ersten Einsatzes des Killergases gezeigt werden, so sind dies auch nur aus weiter Distanz aufgenommene kleine, schwarz-weiße Fernsehbilder, die ebenso gut einen Stau zeigen könnten.

Trotz all dieser kleinen Mängel und einer etwas übertriebenen Länge von 114 Minuten kommt bei „Geheimagent Barrett greift ein“ nicht groß Langeweile auf. Was an der routinierten, gradlinigen Regie durch Action-Spezialist John Sturges liegt, die sich nicht lange mit Nebensächlichkeiten aufhält. Auch sorgt die Musik des jungen Jerry Goldsmith für die richtige Stimmung. Und in der Szene, in der Barrett in das Labor geht und einen Hamster dabei hat,um zu prüfen, ob der Raum noch kontaminiert ist oder nicht, ist von Sturges unglaublich spannend inszeniert worden. Der Rest des Filmes ist angenehm gemütlich und lässt Erinnerungen an die guten alten Zeiten hochkommen, als Filme wie „Geheimagent Barrett greift ein“ noch regelmäßig Samstags um 22:20 Uhr in der ARD liefen.

Die Bildqualität der Anolis-Bluray verdient die Höchstnote. Kristallklar und messerscharf. Besser geht es meiner Meinung nach nicht. Auch der Ton ist sowohl in der deutschen, wie auch in der englischen Originalfassung vollkommen klar. Ob man jetzt die Originalfassung oder die gelungene deutsche Kinosynchro bevorzugt, bleibt jedem selbst überlassen. Wobei angemerkt werden muss, dass George Maharis in der deutschen Fassung von Gert Günther Hoffmann gesprochen wird, der Figur also ein gehöriges Bond-Flair mitgegeben wird, welches in der Originalfassung in dieser Form fehlt. Nachdem ich bei den letzten Anolis-Veröffentlichungen das Booklet kritisiert habe, freue ich mich diesmal über einen sehr informativen Text, der von Mike Siegel stammt. Davon gerne mehr. Ferner sind als Bonus enthalten: Ein Audiokommentar von Prof. Dr. Stiglegger, Trailer, Radiospots, Werberatschläge und eine Bildgalerie. Auf der beigelegten DVD findet man eine „Grindhouse-Fassung“ des Filmes. D.h. eine unbearbeitete Variante des Hauptfilms inklusive zeitgenössischer Trailer und Kinowerbung (!). Eine sehr schöne Idee, die ich gerne öfter sehen würde.

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