Filmbuch-Rezension: Robert Lorenz „Heartland. Der US-amerikanische Südwesten im Film“

Robert Lorenz führt die, mir bisher unbekannte, Seite Filmkuratorium.de, auf der sich zahlreiche Film- und Serienbesprechungen, aber auch „Movie-Walks“ – also Drehortbegehungen, finden. Jetzt hat Robert Lorenz auch ein Buch als Print-On-Demand veröffentlicht. Dieses besteht ebenfalls aus Filmbesprechungen, die allerdings durch eine gemeinsame Klammer zusammengehalten werden. Das Buch heißt „Heartland. Der US-amerikanische Südwesten im Film“, was die Eingrenzung der Besprechungen vorgibt. Es handelt sich hier ausnahmslos um Filme, die in den südwestlichen US-Bundesstaaten zwischen Mississippi und Kalifornien spielen. Den heißen, ländlichen Gebieten, wo Gottesfurcht, Armut und Patriotismus hoch im Kurs stehen. Wo Dinge noch „selber geregelt“ werden, und der Rassismus seine hässliche Fratze zeigt. Aber auch ein Sehnsuchtsland, welches das Bild vom „Wilden Westen“ und dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ ebenso geprägt hat, wie den Mythos der Grenze. Und hier blühen einige der besten Geschichten, die das US-Kino zu bieten hat. Geschichten von Liebe, Rache, Verrat, Enttäuschung und Betrug.

Einige der großen und kleinen Filme, die in dieser mythischen Gegend spielen, hat Robert Lorenz in seinem sehr gut lesbaren Buch „Heartland“ versammelt. Insgesamt 30 Stück, die sich über 200 Seiten erstrecken, was für jeden Film vier bis acht Seiten bedeutet. Auf diesen Seiten stellt Lorenz den Film kurz vor, arbeitet heraus, was ihn so großartig und sehenswert macht, und spannt den großen Bogen zu dem einem Thema, welches alle Filme verbindet: Den Südwesten der USA. Dabei geht er chronologisch vor – was die Zeit angeht, in der die Filme spielen. Der erste von vier Teilen, in die das Buch gegliedert ist, beschäftigt sich mit dem „alten Westen“, die anderen Teile mit der Zeit der großen Depression, die „verspätete Moderne“ (den 50er-60er Jahren) und den „amerikanischen Träumen“ (die Zeit ab 1970). Dabei reicht die Bandbreite von dem Burt-Lancaster-Film „Apache“ von 1954 über Peckinpahs „Ballad of Cable Hogue“ und Walter Hills „Hard Times“ bis Peter Bogdanovics „Last Picture Show“ und „Der elektrische Reiter“ mit Robert Redford.

Wer tiefschürfende, psychologische, historische oder soziologische Analysen erwartet, der ist hier fehl am Platze. Darum geht es Lorenz auch gar nicht. In einem ausgesprochen angenehmen Plauderton schreibt er über die Filme, lobt hier und dort Crew und Schauspieler, arbeitet heraus, warum ihm dieser Film wichtig ist und wie er mit dem Thema Südwesten umgeht. Dies aber nie oberflächlich, sondern fundiert und jederzeit nachvollziehbar. Hat man erst einmal drei-vier dieser Besprechungen gelesen, fällt es einem schwer das Buch aus der Hand zu legen, sondern man ist versucht, den Band in einem Rutsch durchzulesen, was bei 224 Seiten auch nicht schwer fällt. Man hat das Gefühl, als ob einem in einer gemütlichen Bar ein netter und sympathischer Mensch gegenüber sitzt und bei einem kühlen Glas Bier von seinen liebsten Filmen erzählt. Da hört man gerne zu, nimmt hier und dort neue Information mit, schärft den Blick für das große Ganze und geht am Ende mit einer langen Liste von Filmen nach Hause, die man jetzt unbedingt mal sehen/wiedersehen möchte.

Bilder gibt es leider keine, das wäre bei Print-On-Demand auch kaum möglich. Es stört aber auch nicht. Abgerundet wird die Veröffentlichung mit einem Anhang, auf dem auf 20 Seiten noch Kurzbesprechungen aller vorgestellten Filme in alphabetischer Reihenfolge zu finden ist.

Robert Lorenz „Heartland. Der US-amerikanische Südwesten im Film“, epubli, 224 Seiten, € 12,80

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1 Antwort zu Filmbuch-Rezension: Robert Lorenz „Heartland. Der US-amerikanische Südwesten im Film“

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