Blu-ray-Rezension: „Krieg im Weltenraum“

Auf der Erde geschehen seltsame Dinge. Eine Brücke schwebt in die Luft als gerade ein Zug angerauscht kommt, Venedig wird überflutet und eine Raumstation zerstört. Rasch stellt sich heraus, dass Außerirdische dahinterstecken und die Macht über die Erde übernehmen wollen. Die UN schickt daraufhin zwei Raumschiffe zum Versteck der Außerirdischen, welches sich auf dem Mond befindet…

Anmerkung: Alle Screenshots stammen von der ebenfalls enthaltenen DVD, nicht der Blu-ray.

Ishirō Honda ist nicht nur der „Vater“ von Godzilla, sondern hat in seiner langen Karriere auch zahlreiche andere Filme realisiert, die entweder den kaíju – den japanischen Monsterfilmen – oder dem Science-Fiction-Genre zugeordnet werden können. Während seine kaiju hierzulande recht bekannt sind und eine unglaubliche Fangemeinde hinter sich wissen, so laufen seine Science Fiction Filme bisher noch etwas unter dem Radar. Und dies obwohl in den 50er und 60er Jahren die meisten dieser Werke den Weg in den Westen und zumeist über den Umweg USA auch nach Deutschland fand. Trotzdem sind Filme wie „Weltraumbestien“ oder „UFOs zerstören die Erde“ trotz eines Kinostarts noch recht unbekannt. Anolis hat innerhalb seiner Reihe „Rache der Galerie des Grauens“ bereits Hondas „Das Grauen schleicht durch Tokyo“ veröffentlicht, nun folgt der zweite Schlag mit „Krieg im Weltenraum“. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftig auch weitere Filme aus Hondas eher unbekannteren Schaffen in solch liebevollen Editionen in Deutschland erscheinen.

Dass der Film nicht bekannter ist und kein großer Fankult um ihn herum entstanden ist, kann aus heutiger Sicht nur schwer nachvollzogen werden. Kinder und Jugendliche, die ihn 1959 im Kino gesehen haben, müssten eigentlich förmlich weggeblasen worden sein von den Spezialeffekten, die ihrer Zeit weit voraus waren. Zwar ist noch lange kein „2001“-Standard erreicht worden (der ja auch erst neun Jahre später mit weitaus größeren finanziellen Ressourcen entstand), vergleicht man „Krieg im Weltenraum“ aber mit zeitgleich entstandenen US-Produktionen oder den italienischen Science-Fiction-Filmen eines Antonio Margheriti (an die man stellenweise stark erinnert wird) aus den 60er Jahren, dann liegen dazwischen Welten. Bunt und einfallsreich geht es bei „Krieg im Weltenraum“ zu, und was man von Raumschiffen, Raumstationen und Mondbasen zu sehen bekommt, sieht einfach verdammt gut aus. Da sieht man keine Fäden im Bild hängen, keine Glühlämpchen die Sterne simulieren. Natürlich wirkt auch „Krieg im Weltenraum“ zu keinem Zeitpunkt übermäßig realistisch, aber so professionell und kompetent gemacht, dass es einfach eine große Freude ist, die wunderhübschen Modelle zu betrachten.

Ein Grund, weshalb „Krieg im Weltenraum“ nicht der vielgeliebte Klassiker wurde, den alle Welt kennt, mag an der Handlung liegen, die auf viele Personen verteilt wird, so dass man keinen eindeutigen Helden ausmachen kann, dem die ungeteilte Sympathie gilt. Auch wirken die Szenen, in der UNO-Mitglieder bei einer großen Konferenz in Tokio große Reden halten, im Gegensatz zu den Weltraumszenen eher unfreiwillig komisch. Auch das insbesondere in den späteren Godzilla-Filmen immer wieder auftauchende Motiv der außerirdischen Geisteskontrolle, kann nicht unbedingt überzeugen und wirkt eher bemüht, um etwas Schwung in den Mittelteil zu bekommen. Wie auch seltsame Szenen, in denen Crewmitglieder der Raumschiffe plötzlich anfangen durch das Schiff zu schweben, weil sie unachtsam mit der Schwerkraft waren (also ob man diese einfach besiegen kann, indem man sich vernünftig konzentriert) sorgt eher für hochgezogene Augenbrauen. Sind die irdischen Raketen aber erst einmal auf dem Mond gelandet, darf man all dies aber wieder vergessen, denn die Expedition auf dem Erdtrabanten ist wunderbare Science-Fiction, so wie sie Spaß macht. Da gibt es überall was zu entdecken, knallbunte, blinkende und leuchtende Raumbasen, überdimensionierte Strahlenwaffen und bizarre Außerirdische.

Sobald sich die Action dann wieder auf die Erde verlagert wird, geht dem Filmfreund erst recht das Herz auf.Dann dürfen sich Tohos Trickspezialisten so richtig austoben und ein Zerstörungsfeuerwerk abfackeln, gegen das Ray Harryhausens Arbeit an „Fliegende Untertassen greifen an“ fast schon unspektakulär wirkt. Mit großer Freude werden da Gebäude in die Luft gesprengt, die Freiheitsstatur zerpulvert und generell alle Sehenswürdigkeiten der Welt platt gemacht, während Raketen durch den Himmel sausen.Wer ein Herz für solch kindliche Zerstörungswut hat, der ist hier genau richtig. Untermalt wird dies alles mit einem typischen Akira-Ifukube-Soundtrack, der vor allem für seinen herrlichen „Godzilla“-Marsch und generell für die meisten Soundtracks der klassischen „Godzilla“-Reihe und zahlreiche andere kaijun-Klassiker verantwortlich war. Hier trifft seine immer leicht swingend klingende Militärmusik wieder einmal perfekt den Ton des Filmes.

„Krieg im Weltenraum“ ist ein knallbuntes, durchaus spektakuläres Science-Fiction-Abenteuer vom „Godzilla“-Vater Ishirō Honda, welches mit liebevollen Spezialeffekten und viel Toho-typischer Zerstörung aufwartet. Da drückt man gerne eine Auge zu, wenn die Zeichnung der Figuren recht oberflächlich geraten ist.

Der achte Teil der „Rache der Galerie des Grauens“ ist wieder ein Doppel-Disc-Set mit einer Blu-ray und einer DVD. Die Bildqualität der Blu-ray ist sehr gut, die Farben sehr kräftig, das Bild klar oder „klinisch“ auszusehen. So müssen Filme aus den 50er Jahren in HD aussehen. Dadurch sind die Trickeffekte natürlich einfach zu durchschauen, was sich aber nicht vermeiden lässt. Der Ton liegt in deutsch (mit einer wundervollen zeitgenössischen Kinosynchronisation), japanisch und englisch vor. Man kann zwischen der japanische Fassung, sowie amerikanische bzw. deutsche Kinofassung wählen. Als Extras sind wieder zwei Audiokommentare mit an Bord, einer mit Dr. Rolf Giesen und Jörg M. Jedner (der auch zusammen mit Jo Steinbeck das informative, schön bebilderte 20-seitige Booklet verfasste), und ein weiterer mit Steve Ryfle und Ed Godziszewski, die gemeinsam an der Dokumentation „Bringing Godzilla Down To Size: The Art Of Japanese Special Effects“ gearbeitet haben. Daneben gibt es Filmtrailer, eine etwa 8-minütige Super-8-Fassung, Werberatschläge, Filmprogramme und Bildergalerien.

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