Gastrezension: „Ex Machina“

Kaum konnte ich hier die erste Gastrezenison verkünden, schon folgt der zweite Streich. Diesmal hat Simon Kyprianou – der auch Gastautor bei „Die Nacht der lebenden Texte“ und Autor bei „35 Millimeter – Das Retro-Filmmagazin“ ist – einen Beitrag verfasst. Ich hoffe, er gefällt Euch.

Ex Machina – Träumen Androiden von elektrischen Schafen?

Gastrezenion von Simon Kyprianou

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Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) gewinnt in seiner Firma an einem Gewinnspiel, das es dem 26-Jährigen ermöglicht, eine Woche mit dem öffentlichkeitsscheuen, allseits bewunderten Konzernchef Nathan (Oscar Isaac) zu verbringen. Ein Hubschrauber setzt Caleb inmitten wilder Natur ab. Das riesige Areal befindet sich in Nathans Besitz, völlig abgeschieden steht dort sein hochmodernes Anwesen. In dieser Einöde also werden Caleb und Nathan eine Woche miteinander verbringen.

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Der zurückhaltende Caleb …

Bald schon offenbart Nathan, dass nicht das Gewinnspiel der Grund für Calebs Anwesenheit ist, sondern ein ganz anderer: Obwohl er sich immer mehr als cholerischer Alkoholiker entpuppt, ist es Nathan gelungen, die perfekte künstliche Intelligenz herzustellen: in Gestalt des Androiden Ava (Alicia Vikander) – eines mechanischen Skeletts, überzogen mit hautähnlicher Substanz, das in einer Zelle im Kellergewölbe des Hauses untergebracht ist.

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… kommt in das Haus in der Einöde …

Caleb soll mit dem Turing-Test die Vollkommenheit des Androiden bestätigen. Doch während er mit Ava Gespräche führt, wachsen in der Einöde die Spannungen: zwischen Ava und den Menschen, aber auch zwischen Caleb und Nathan. Caleb entdeckt, dass Nathan schon einige Vorgängermodelle gebaut hat, weniger intelligent, die er als Sexsklavinnen hält. Ava ihrerseits versucht, Caleb zu verführen, um ihre Flucht zu ermöglichen.

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… wo Nathan ihm seine neuesten Forschungsergebnisse zeigt

„Ex Machina“ ist ein kluger Film über künstliche Intelligenz, der erste kluge Film über dieses Thema seit Langem. In seiner ersten Regiearbeit vermeidet es der britische Autor Alex Garland („The Beach“, „28 Days Later“), die Thematik zu vereinfachen. Er fürchtet sich nicht vor ihrer Komplexität und versucht gar nicht erst, Antworten zu finden, sondern stellt Fragen und eröffnet Denkräume: Die allumfassende Überwachung, die derzeit so heiß diskutiert wird, ist Grundlage für das Gehirn der Androiden. Nathan arbeitet mit einer Telefonfirma zusammen, um Daten illegal zu sammeln und zusammenzuführen.

 

Sind Androiden unser Untergang?

Wenn die Androiden sklavenähnlich ausgebeutet werden, liegen Bezüge zum Umgang zwischen Menschen nahe. Die Androiden werden aber auch als potenzieller selbsterschaffener Untergang dargestellt, obwohl Garland ihr Potenzial niemals verleugnet. Er macht es sich also nicht so einfach wie Neill Blomkamp in „Chappie“, – sie sind bei Garland keineswegs Alternative zum Menschen.

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Kann Android Ava lieben?

„Ex Machina“ ist wunderbar präzise geschrieben und inszeniert. Die Isolation und die langsam fortschreitende Eskalation beobachtet Garland mit bedrohlicher Langsamkeit. Und wenn es am Ende im labyrinthischen Kellergewölbe zur Katastrophe kommt, dessen in rotes Licht getauchte Gänge Garland filmt wie Stanley Kubrick die Hotelgänge in „Shining“, dann ist „Ex Machina“ längst kein Science-Fiction-Film mehr, sondern ein reinrassiger, furchteinflößender Horrorfilm.

Veröffentlichung: 3. September 2015 als Blu-ray im Steelbook, Blu-ray und DVD

Länge: 108 Min. (Blu-ray), 104 Min. (DVD)
Altersfreigabe: FSK 12
Sprachfassungen: Deutsch, Englisch u. a.
Untertitel: Deutsch, Englisch u. a.
Originaltitel: Ex Machina
GB 2015
Regie: Alex Garland
Drehbuch: Alex Garland
Besetzung: Alicia Vikander, Domhnall Gleeson, Oscar Isaac, Corey Johnson, Sonoya Mizuno, Claire Selby, Symara A. Templeman, Tiffany Pisani, Gana Bayarsaikhan, Elina Alminas
Zusatzmaterial: Die Handlung, Die Besetzung, Das Design, Die Entstehung von AVA, Der Turing Test
Vertrieb: Universal Pictures Germany GmbH

Copyright 2015 by Simon Kyprianou

Fotos & Packshot: © 2015 Universal Pictures Germany GmbH

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1 Antwort zu Gastrezension: „Ex Machina“

  1. mnemo sagt:

    Neulich mal geguckt, war überraschend gut. Wie ein Kammerspiel.

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