Das Bloggen der Anderen (29-06-15)

bartonfink_type2–  Leider gibt es kaum noch eine Woche ohne bedauerliche Todesmeldungen. In der letzten Woche verstarb der Komponist James Horner bei einem tragischen Flugzeugunglück. screen/read hat ihm einen ausführlichen Nachruf gewidmet.

– Wer noch einmal Horners Klängen lauschen möchte, für den hat Mostly Movies einen Zusammenschnitt seiner besten Scores im Netz gefunden.

–  Dem vor drei Wochen verstorbenen Christopher Lee zu Ehren bespricht JackoXL auf Die drei Muscheln den ungewöhnlichen Hammer-Film „Dracula jagt Mini-Mädchen“ (ich bin sicherlich nicht Einzige, der früher bei dem Titel zunächst an däumlingsgroße Girls gedacht hat).

–  Udo Rotenberg beendet auf Grün ist die Heide seine tiefschürfende und für den des Genres Unkundigen sicherlich sehr überraschende Analyse des deutschen Heimatfilms. Wie ich finde hochspannend und bereits jetzt eines der Highlights dieses Jahres. Diesmal geht es um den Zenit in den Jahren 1955-1957 und den schleichenden Niedergang und der Hinwendung zur Sexklamotte in den Jahren 1958-1969.  Nicht zu vergessen: Die nachgeschobene und hoch informative Einleitung.

– Oliver Nöding war in der vergangenen Woche auf Remember It For Later ausgesprochen produktiv. Und was für mich persönlich von ganz besonderer Bedeutung ist: Er widmet sich drei Filmen, die auch in meinem Leben eine ganze besondere Rolle gespielt haben und mich zu dem Filmliebhaber gemacht haben, der ich heute bin. Da ist einmal „Lawrence von Arabien“. Ich erinnere mich noch sehr genau an die erste TV-Ausstrahlung, die ich sah. Diese war dreigeteilt und mit langen Pausen. Ich begann den Film im Wochenendhaus meiner Eltern zu schauen, dann besuchten wir Bekannte, wo der Film nebenher flimmerte und mich in seinen Bann zog. Doch auch dort bleiben wir nicht lange und so schaute ich dann Zuhause weiter, fasziniert davon, dass der Film (damals soweit ich mich erinnere in zwei Teilen mit einer langen Pause für die Nachrichten ausgestrahlt) noch immer lief und kein Ende zu nehmen schien. Gerade für mich war er „endlos“, denn vor dem Schluss musste ich ins Bett. Die Bilder, die Lean entwarf sollten mich dort noch lange verfolgen. Noch länger verfolgte mich „Gesprengte Ketten“, der mich völlig umwarf und lange, lange Zeit für mich DER Film blieb. Daran zu erkennen, dass ich noch Monate nach dem Film mit einem Tennisball in der Hand „Bunkerkönig“ spielte. Und „Nightmare on Elm Street“ war dann der erste echte „Splatter“, den ich sah und der Grundstein für eine sehr, sehr lange Faszination und Liebe für das Genre. So stark, dass ich Drumherum viel verpasste, was ich in den letzten20 Jahren Stück für Stück dann aber nachgeholt habe.

–  Verpasst hatte ich damals auch „Missing in Action – Teil 2“, was aber scheinbar kein großer Verlust war, wenn ich totalschaden von Splattertrash trauen kann. Nachprüfen werde ich es sicherlich bald, denn dieser Chuck-Norris-Streifen wartet noch in dem großen Stapel ungesehener DVDs auf mich.

–  Teil der 80er waren aber auch Yuppie-Filme wie „Wall Street“ oder das Michael J. Fox-Vehikel „Das Geheimnis meines Erfolges“ von 1987. Heute frage ich mich, warum ich damals diese „Lebe-den-amerikanischen-Traum“-Filme so toll fand. Jetzt denke ich mit einem eher unangenehmen Gefühl an sie zurück.  Der Intergalactic Ape-Man von Intergalaktische Filmreisen hat den Film einer erneuten Betrachtung unterzogen.  Und auf der anderen Seite der Filmmedaille hat er auch dem japanischen Katastrophenfilm „Gorath – Ufos zerstören die Erde“ von 1962 einige Zeilen gewidmet. Ein Film, der mir heute sicherlich besser gefallen würde als „Das Geheimnis meines Erfolges“.

– Schon immer sehr gut gefallen hat mir allerdings „Wenn Du krepierst – lebe ich“ und da schließe  ich mich gerne Mauritia Mayers Worten auf Schattenlichter an: „Wenn du krepierst – lebe ich“ ist ein schwer einzuordnender, jedoch in mancherlei Hinsicht herausragender Film“.

–  Schön, wenn Schlombie und ich mal einer Meinung sind. Kommt ja selten genug vor. Dass er auf Schlombies Filmbesprechungen so angetan von dem tollen „Der rote Rausch“ ist, freut mich sogar ganz besonders.

–  Auf Wilsons Dachboden hält Gastautor Dr. Wily ein flammendes Plädoyer für einen Film, den ich auch nicht gerade als Höhepunkt des Neo-Slasher-Films in der „Scream“-Nachfolge der späten 90er angesehen habe: „Ich weiß was Du letzten Sommer getan hast“.

–  Zweimal deutsche Filmgeschichte auf Das Magazin des Glücks. Einmal wird der von Michael Althen und Hans Helmut Prinzler 2008 hergestellte Film „Auge in Auge – Eine deutsche Filmgeschichte“ besprochen und dieselben Schwächen aufgedeckt, die auch schon mal angekreidet habe, dann Dominik Grafs Althen-Porträt „Was heißt hier Ende?“ gelobt.

–  Auf B-Roll kann Urs Spörri gar nicht genug euphorische Worte über „Victoria“ verlieren und vergleicht diesen mit Klassikern wie „Menschen am Sonntag“. Lucas Barwenczik hat ein sehr schönes Essay zur Rolle des Menschen in den modernen Katastrophen-Blockbustern Hollywoods geschrieben. Und Lisa Hedler zieht ein erstes Resümee vom Festival des deutschen Films in Ludwigshafen.

– Mehr moderner deutscher Film – Teil 1: Christian Gertz zeigt sich auf mehrfilm erfreut über Christoph Hochhäuslers „Die Lügen der Sieger“.

– Mehr moderner deutscher Film – Teil 2: Andrey Arnold interviewt auf Jugend ohne Film den deutschen Dokumentarfilmer Jan Soldat, dessen Filme seit einiger Zeit regelmäßig für viel Furore im Netz sorgen.

–  Älterer deutscher Film: Nicolai Bühnemann ist auf filmgazette restlos begeistert von der Veröffentlichung des Streifens „Mädchen mit Gewalt“ von 1969, den er „einen der wohl kühnsten und verstörendsten Filme des bundesrepublikanischen Kinos“ nennt.

–  Über den Namen Veronika Franz hätte ich schon früher stolpern können. Ulrich Seidls Ehefrau hat einen Horror-Thriller namens „Ich seh, ich seh“ gedreht und der ist durchaus empfehlenswert, wie Oliver Armknecht von film-rezensionen.de findet. Und auch „Frequencies“ verdient einen näheren Blick, wie mir auch schon von anderer Seite bestätigt wurde.

– Ronny Dombrowsi von cinetastic ist von Shion Sonos neustem Werk ziemlich durcheinander gebracht worden und schreibt: „Je nachdem welche rosarote Brille der Zuschauer auf der Nase hat, wird er in „Tokyo Tribe“ entweder mit 116 Minuten Schwachsinn konfrontiert werden oder aber mit einem der genialsten Rap-Musicals der Filmgeschichte, das sich wirklich nur Shion Sono hat ausdenken können.“

– Alles was ich bisher von Quentin Dupieux gesehen habe (okay,“ Wrong Cops“ fehlt mir leider noch) hat mich begeistern können. Umso mehr fiebere ich seinem neusten Streich „Reality“ entgegen, auch wenn er Timo Kießling von cereality nicht gänzlich überzeugen konnte. Mike Albrecht hingegen ist überzeugt und zwar von David Cronenbergs Meisterstück „Die Unzertrennlichen“.

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2 Antworten zu Das Bloggen der Anderen (29-06-15)

  1. Oliver sagt:

    Schön, dass ich deinen Geschmack getroffen habe. 🙂

    MISSING IN ACTION 2 ist übrigens ein kleines, rohes und verkommenes Meisterwerk des Achtzigerjahre-Actionfilms. Völlig unfasslich in seiner Brutalität.

  2. Ich stelle immer wieder fest, dass unser Geschmack sehr ähnlich ist. 🙂

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