Eine amerikanische Familie, wird bei ihrem Camping-Urlaub in Frankreich bestialisch abgeschlachtet. Nur die Ehefrau kann lebensgefährlich verletzt entkommen und berichtet von einem tierähnlichen, riesigen Wesen, welches ihren Sohn gefressen hätte. Kurze Zeit später nimmt die französische Polizei einen Tatverdächtigen fest. Es ist der riesenhafte Talan Gwynek (Brian Scott O’Connor), Sohn rumänischer Einwanderer. Für die Polizei scheint festzustehen, dass Talan der gesuchte Mörder ist. Die amerikanische Menschenrechtsanwältin Kate Moore (A.J. Cook) übernimmt den Film und schon bald kommen ihr Zweifel, ob Talan – der an einer seltnen Krankheit leidet, die es ihm fast unmöglich macht sich zu bewegen – wirklich der Täter ist. Tatsächlich kommen sie und ihr Team schon bald einigen Ungereimtheiten auf die Spur, die auf ein Komplott hindeuten. Um Talans Unschuld zu beweisen, ordnet sie einige medizinische Tests an Talan an. Diese haben allerdings mörderische Konsequenzen…
Scheinbar kommen Werwölfe gerade wieder in Mode. Zeitgleich mit „WolfCop“ veröffentlicht Ascot Elite auch den Spielfilm „Wer“, dessen Titel mitnichten als Frage, sondern vielmehr die Vorsilbe des deutschen Wortes „Werwolf“ zu verstehen ist. Während „WolfCop“ dem Thema einen leichten, spaßigen Ton gab, bemüht sich „Wer“ um mehr Ernsthaftigkeit und Grusel. Dabei wählt Regisseur und Drehbuchautor William Brent Bell einen neuen Ansatz, um sich mit der Figur des Werwolfs auseinander zu setzten. Sein Werwolf ist kein normaler Mensch, der sich in Vollmondnächten in einen reißenden Wolf verwandelt, sondern ein riesiger, übermäßig stark behaarter Mann, der sich bei Vollmond gar nicht erst verwandelt, sondern lediglich übermenschliche Körperkräfte entwickelt. Dargestellt wird dieser Talan Gwynek von dem Schauspieler Brian Scott O’Connor, der damit auch gleich die größte Bereicherung dieses Filmes darstellt.
O’Connor spielt bei seinem Debüt vor der Filmkamera mit einer ungeheuren, beängstigenden Ausstrahlung. Gleichzeitig weiß er sich aber auch zurückzunehmen und gerade in der sehr viel stärkeren ersten Hälfte, interpretiert er Talan sehr überzeugend als sehr zurückhaltende, schüchterne Person. Dass Talan den Beschützerinstinkt der jungen Anwältin Kate Moore weckt, ist durchaus nachvollziehbar. Kommen dem Zuschauer doch aufgrund der zurückhaltenden Spielweise O’Connors doch durchaus Zweifel, ob dieser riesige Kerl tatsächlich das titelgebende Monster ist oder doch jemand ganz anderer hinter den brutalen Morden steckt. Gerade in der Szene, in welcher er zusammen mit seiner Mutter und dem Team um Anwältin in ein Laboratorium geführt wird, erscheint er ganz als sanfter Riese, der Hilfe benötigt und nur aufgrund seines monströsen Aussehens zum Sündenbock gemacht wurde. Leider wirft Regisseur Bell diese spannende Prämisse bald in hohem Bogen über Bord. Wodurch nicht nur ambivalente Gefühle des Zuschauers weckt, sondern auch die Frage, was hinter den Morden und der scheinbar augenblicklich erfolgte Festnahme Talans steckt, aufgeben werden. Stattdessen lässt Bell seinen bis dahin interessanten Horror-Thriller in einen actionbetonten Splatterfilm umkippen, der zwar pausenlose Hektik und stapelweise zerfetzte Leiber und zerplatzte Köpfe auffährt, dabei jedoch jegliche gruselige Spannung und nachvollziehbare Figurenzeichnung vergisst.
In dieser deutlich schwächeren zweiten Hälfte werden vor allem die Liebhaber atemloser Verfolgungsjagden und blutigen Splattereffekten, unter die sich, neben zahlreichen computerbasierten, auch eine handvoll Handgemachtes schummeln, bedient. Doch wenn das Monster im Akkord Polizisten zermatscht, dann führt dies recht schnell zu einer Abstumpfung, die keinerlei Spannung mehr generieren kann. Erschwerend kommt hinzu, dass das Handlungsgerüst, welches in der ersten Hälfte aufgebaut wurde, dabei einrissen oder zumindest marginalisiert wird. Es gibt auf alle Frage nur einfache Antworten, keinerlei Überraschungen und insbesondere die Figur der Anwältin Moore beginnt sich widersprüchlich zu ihrem in der ersten Hälfte etablierten Charakter zu verhalten. Der sich völlig falsch anfühlende Epilog, gibt dem anfangs so vielversprechenden Film dann den Todesstoß. Was ärgerlich ist, denn nicht nur hätten die anfangs ausgelegten Handlungsfäden, sondern vor allem die Frage nach Schuld und Unschuld Talans und die damit verbundenen Zweifeln, das Potential zu einem weitaus interessanteren Film gehabt.
So aber werden ambivalente Charaktere, wie der französische Polizist, plötzlich zu platten Unsympathen mit finsterer Agenda. Überhaupt ist es auffällig, dass die positiv gezeichneten Figuren, dieser in Frankreich spielenden Geschichte, alles Amerikaner sind, während die Europäer durch die Bank weg von zweifelhaftem Charakter sind. Seriendarstellerin A.J. Cook spielt die taffe amerikanische Anwältin Kate Moore und wirkt dabei immer einen Tick zu hübsch und mädchenhaft. Gänzlich vom Drehbuch im Stich gelassen wird Simon Quarterman als ihr ehemaliger Geliebter Gavin Flemyng, dessen Figur nie wirklich erklärt wird, wodurch seine charakterliche Verwandlung in der zweiten Hälfte des Filmes ineffektiv und egal bleibt. Gänzlich verzichtbar ist Vik Sahay als Hacker Eric Sarin. Auch diese Figur erfährt keine dringend bedürftige Erklärung, wer sie ist und was sie denkt. Der gutaussehende und durchaus charismatische Sahay steht im Grunde nur in der Gegend herum oder läuft der Hauptdarstellerin hinterher, ohne eine wirkliche Funktion zu erfüllen.
Optisch entwickelt William Brent Bell einen Stil, der die guten alten „Dogma“-Filme wie elegante Kamerafahrten aussehen lässt. Ganz offensichtlich versucht Bell das populäre „Found Footage“-Genre mit einer konventionellen Erzählweise zu kombinieren. Dabei lässt er seine Kamera ordentlich wackeln, filmt aus merkwürdigen, „unfilmischen“ Winkeln, arbeitet mit abrupten Reißschwenks und schneidet so, dass man schnell die Orientierung verliert. Alles Merkmale des „Found Fooage“-Genres, ebenso wie die vielfache Verwendung sekundärer Quellen. Häufig wird Material aus Überwachungskameras oder Ausschnitte aus Fernsehreportagen in den Film hineingeschnitten. Vermutlich ist es Bells Ziel, die scheinbare, unmittelbare, „realistische“ Dynamik von „Found Footage“ in seinen Film einfließen zu lassen. Das kann man als interessanten Hybrid betrachten oder schrecklich nervig finden. Immerhin umgeht er damit die bei echten „Found Footage“-Filmen immer wieder auftauchende Frage, warum jemand in einer Ausnahmesituation nicht einfach aufhört zu filmen, um seine Haut zu retten.
Während „Wer“ in der erste Hälfte durchaus interessant Ansatzpunkte hat, werden diese von dem wortwörtlichen „overkill“ der zweiten Hälfte in den Boden gestampft. Was ärgerlich ist, hätte der Film doch – vor allem auch dank seines imposanten Hauptdarstellers Brian Scott O’Connor – Potential zu weitaus mehr gehabt, als einer nur Metzelorgie im Wackelkamera-Look.
Das Bild der DVD aus dem Hause Ascot Elite lässt sich schlecht bewerten, da Regisseur William Brent Bell versucht, einen „realistischen“ Found-Footage-Stil zu kreieren. Dazu wackelt die Kamera, gibt es oftmals gewollte Unschärfen und wirken die Szenen, wie von einer Amateur-Videokamera aufgenommen – mit all den bekannten Schwächen. Da dies bewusst als Stilmittel eingesetzt wird, kann die schwankende Bildqualität aber der Veröffentlichung nicht negativ angekreidet werden. Der Sound ist okay, wenn auch die deutsche Synchro etwas dünn klingt. Die Extras sind nicht der Rede wert. Es gibt ein 11-minütiges Featurette, welches aber aus viel zu vielen Filmausschnitten besteht, sowie kurze Interviews mit den Produzenten Matthew Peterman & Morison Paulsen, Hauptdarstellerin A.J. Cook und Regisseur/Drehbuchautor William Brent Bell, die sich zusammen auf 12 Minuten summieren. Ein 2-minütiges Feature über die Stunts und diverse Trailer runden diesen Bereich ab.