Das Bloggen der Anderen (12-01-15)

bartonfink_type2– Irgendwie habe ich das Gefühl, gerade eben die Blog-Einträge über den nunmehr vorletzten Hofbauer-Kongress zusammengetragen zu haben, da fand Anfang Januar schon der nächste (und für längere Zeit vorerst letzte, wenn ich das richtig mitbekommen habe) statt. Und die Chronisten waren wieder einmal sehr fleißig. Allen voran Oliver Nöding auf Remember It For Later, der alle dort gesehenen Filme eingehend bespricht. Dazu gehören die Kurzfilme des “Institut für Bild und Wissenschaft in Wissenschaft und Unterricht”, ebenso wie Zbynek Brynychs „Oh Happy Day“.  Bevor ich nun aber zum nächsten Kongressteilnehmer kommen, möchte ich noch auf Olivers Besprechung von Howard Hawks „El Dorado“ hinweisen, welcher in meiner Kindheit und frühen Jugend, zusammen mit „Zwei glorreiche Halunken“ mein Lieblingsfilm war.

– Mit „Oh Happy Day“ beginnt auch Alex Klotz Bericht von seinem ersten Tag auf dem Kongress, welchen er auf hypnosemaschinen hinterlassen hat.

– Udo Rotenberg widmet sich auf L’amore in città dem „stählernen Überraschungsfilm“ des Kongresses: „Der Oberst mit dem Dachschaden schlägt wieder zu“. Trotz anderslautender Erwartungen entpuppte sich der Film für ihn aber nicht als überdrehte Klamotte, sondern recht ansehnliche Komödie.

– Nun aber genug vom Hofbauer-Kongress. Kommen wir zu einem Film, der Ende letzten Jahres die Gemüter erregt hat. „The Interview“, der nunmehr berühmte Film, den Nordkorea verhindern wollte. Als Märtyrer für die Kunst gepriesen, fragt an sich als Filmfreund doch: Was für ein Film versteckt sich eigentlich hinter der Legende? Eine ziemlich alberne, aber nicht unbedingt lustige Komödie meint Sebastian von Nischenkino.  Ebenfalls nicht wirklich begeistert ist souli von den Drei Muscheln: „In „The Interview“ floriert mehr der Schwach-, denn der Scharfsinn. Wer eine fundiert-geistreiche Satire erwartet, die dem Personenkult des Diktators in geschliffenen Dialogsequenzen auf die Pelle rückt, der wird sich ob der zuweilen präferierten Grobschlächtigkeit im Humorverständnis verschreckt abwenden.“

– Legendär ist auch Stanley Kubricks Erstling „Fear & Desire“, den der Meister selber für so misslungen hielt, dass er ihn lange dem Zugriff des Publikums entzog. So schlimm findet totalschaden von Spalttertrash ihn nun nicht, aber doch weit von Kubricks kommenden Meisterwerken entfernt.

– Joris Julius-Sabinus schreibt auf Hard Sensations über David Finchers „Gone Girl“.

– Thomas Groh setzt sich auf filmtagebuch mit Costa-Gravas Film zur Finanzkrise, „Le Capital“, auseinander.

– PD und YP unterhalten sich auf Film im Dialog über den Gangsterfilm „The Drop“, welcher – das war mir gar nicht so bewusst – das US-Debüt des Belgiers Dennis Lehane darstellt, der bereits mit „Bullhead“ begeistern konnte.

– Michael Schleeh auf Schneeland über den südkoreanischen Thriller „Montage“, einem „ein enorm in sich selbst verschlungener und verschachtelter Thriller.“

– Auf Filmgazette finden sich gleich zwei Besprechungen des argentinischen Oscar-Kanidaten „Wild Tales, dessen deutsches Plakat damit wirbt, dass Pedro Almodóvar ihn mitproduziert hat. Sven Pötting ist der Film 7 von 10 Punkte wert, Wolfgang Nierlin ist mit 6 von 10 etwas zurückhaltender.

– Ebenfalls auf Filmgazette setzt sich Nicolai Bühnemann begeistert mit Eckhart Schmidts 80er-Jahre-Skandalfilm „Der Fan“ auseinander.  Dieser wird – etwas nüchterner – auch von jogiwan auf project-equinox besprochen. Meine Meinung zum Film findet man übrigens hier.

– Trotz skurriler Bilder leider kein vergessener Kult-Film ist nach Redas Meinung auf Der breite Grad der britische Film „Zwischen Beat und Bett“ von 1968.

– Laut Mauritia Meyer von Schatttenlichter ist Stuart Gordons „Castle Freak“ „zwar kein bahnbrechendes Meisterwerk, aber ein unterhaltsames Horrorfilmchen“. Was ich hier ähnlich gesehen habe. Definitiv eine Veröffentlichung wert, wäre für sie aber Ferdinando Baldis Mafiafilm „The Opium Connection“ mit Ben Gazzara.

– Sven Safarow meint auf Safarow schreibt: „Bernard Rose ist ein Regisseur mit einer bizarren, aber ungemein interessanten Filmografie.“ Das sehe ich genauso. Sein „Snuff-Movie“, der komplett digital gedreht wurde, lädt scheinbar dazu ein, sich noch einmal näher mit Herrn Rose zu beschäftigen.

– Patrick Holzapfel schreibt auf Jugend ohne Film ausführlich über Vittorio de Sicas „Wunder von Mailand“, den er innerhalb einer De-Sica-Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum sah.  Ferner macht er sich kluge Gedanken über die Bedeutung des Verzichts im Film. Andrey Arnold stellt in einem hochinteressanten Vergleich Bilder aus Fulcis „Don’t Torture a Duckling“ und Nuri Bilge Ceylans „Once Upon a Time in Anatolia“ gegenüber, während Rainer Kienböck „Top Girl“ von Tatjana Turanskyj abwatscht.

– Mit filmtourismus.de in die großen Studios. Reich bebildert werden hier die Touren durch die Paramount-, Warner– und Universalstudios vorgestellt.

– Lesen bildet! Schön also, dass Stefan Otto auf B-Roll aktuelle Filmbuch-Veröffentlichungen empfiehlt.  Deutsches Genrekino? Immer wieder ein (wie ich finde unberechtigterweise, denn es war niemals tot – man muss nur danach suchen) kontroverses Thema. Urs Spörri stellt die „Genrenale“ und ihre Macher vor, die eine „bisher fehlende Genre-Kultur“ in Deutschland schaffen wollen.

– Auch Sano Cestnik beschäftigt sich auf Eskalierende Träume mit der Genrenale.

– Ich habe ja eine Schwäche für die philippinischen „Blood Island“-Filme von Eddie Romereo. Umso schöner finde ich es da natürlich, dass sich Pelle Felsch im elften Teil der Pinoy-Cinema-Reihe auf critic.de genau diesen Filmen annimmt.

– Alex Matzkeit wird oft gefragt, ob er „Filme noch normal ansehen könne“. Ausgehend von dieser Frage hat er sich auf real virtuality einige sehr lesenswerte Gedanken über seine Rolle als Filmkritiker und das Kino heute gemacht.

– Listen mit den „besten Filmen des Jahres“ gibt es viele. Die meisten beschränken sich allerdings auf eine manchmal endlose) Aufzählung von Titeln, die dem Leser manchmal wenig, manchmal etwas, häufig nichts sagen. Da nehme ich mich auch gar nicht aus. Umso schöner ist die Liste, die david auf Whoknows presents gepostet hat. Denn er kommentiert darin jeden Film und so kann man mit der Liste weitaus mehr anfangen als mit dem üblichen Name-dropping. Und so habe ich mir z.B. schon einige Sachen auf meiner persönlichen 2015-mal-anschauen-Liste notiert. Danke.

– Eine neue Ausgabe der „Besprechungen der Anderen“ gibt es bei Schlombies Filmbesprechungen.

– Und interessante Podcasts findet man bei den Kollegen von Wiederaufführung unter „Die Gespräche der Anderen“.

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4 Antworten zu Das Bloggen der Anderen (12-01-15)

  1. Kleine Korrektur: Es ist das Debüt des Belgiers Michael R. Roskam nach einem Drehbuch von Lehane.

    Danke für die Erwähnung. 🙂
    Danke auch für den „Splattertrash“-Hinweis. Kannte bislang niemanden, der den Film nicht grausam findet.

  2. MMeXX sagt:

    Schöne Zusammenstellung, wobei ich gerade den Verweis auf die Filmbuchrezensionen sehr interessant finde.

  3. Marco Koch sagt:

    Hi MMeXX! Da es ja auf dem eigenen Blog nicht ruchbar ist, etwas Eigenwerbung zu betreiben: Unter http://www.filmforum-bremen.de/category/bucher/ findest du noch mehr Filmbuchrezensionen. U.a. auch das Dante-Buch, welches auf B-Roll besprochen wurde.

  4. david sagt:

    Immer wieder: vielen Dank für die freundliche Erwähnung 🙂
    und natürlich für die ganzen schönen Lesetipps!

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