Filmbuch-Rezension: Michael Petzel „Lex Barker – Unsterblicher Old Shatterhand“

lex-barker-old-shatterhandIch kann mich noch sehr gut an die charakteristischen Buchrücken erinnern, die im Bücherregal meines Onkels vor langer Zeit meine damals kindliche Aufmerksamkeit erregten. Es waren die Ausgaben des Karl-May-Verlages, die für mich bis heute untrennbar mit einer glücklichen Kindheit verbunden sind. Gelesen habe ich die Bücher – wie ich gestehen muss – damals nicht, wurde aber für einige Zeit durch die Liebe meines Onkels zu Winnetou und Old Shatterhand angesteckt. Wobei ich aber sagen muss, dass die Liebe zum Western, sowieso schon von meinem Großvater an die männlichen Nachkommen unserer Familie bis hin zu mir weitergeben wurde. Ich bin schon gespannt, ob es mir gelingt die Kette fortzusetzen.

Obwohl ich es mit „Indianer“-Filmen schon damals nicht so besonders hatte und da schon den staubigen Süden der USA oder die mexikanische Grenze vorgezogen habe, war ich in meiner Kindheit aus genannten Gründen doch so stark angefixt, dass ich alle Karl-May-Western, die damals stetig im Fernsehen liefen, ansah. Wobei der edle Winnetou nie mein Freund wurde – diesen Charakter fand ich immer öde. Aber Old Shatterhand, das war weitaus mehr meine Kragenweite. Zwar war auch er bis zum Erbrechen gut, aber auch irgendwie cool, schlagfertig und weitaus bodenständiger, als der beinahe schon esoterische Apachen-Häuptling. Noch mehr mochte ich später sogar noch den von Stewart Granger gespielten Old Surehand, aber das ist eine andere Geschichte.

Den Karl-May-Verlag gibt es heute noch und da es keine neuen Werke vom Namensgeber mehr zu entdecken gibt, wird nun auch reichlich Sekundärliteratur zu Karl May publiziert. So ist auch gerade ein schöner Bildband namens „Lex Barker – Unsterblicher Old Shatterhand“ von Michael Petzel auf den Markt gekommen. Hier ist der Name Programm: Es wird dem Schauspieler Lex Barker und seiner – zumindest in Deutschland – berühmtesten Rolle gehuldigt. Auto Michael Petzel scheint – sieht man sich die Liste seiner Veröffentlichungen an – der Hofautor des Karl-May-Verlages zu sein, wenn es um die Verfilmungen geht. Und er macht seine Sache wirklich nicht schlecht. Eine tiefe, kritische Analyse sollte hier niemand erwarten. Man merkt, dass Petzel Fan ist und er hält damit auch nicht hinter dem Berg.

Das Buch beginnt mit einer 18-seitigen Biographie Lex Barkers. Es werden die wichtigsten Stationen seines Lebens abgearbeitet, natürlich mit Schwerpunkt auf seiner Zeit in Deutschland. Viel mehr geht es Petzel aber darum, einerseits den Menschen Lex Barker vorzustellen und andererseits zu erklären, warum Barker im Deutschland der 60er Jahre solch ein Megastar werden konnte, und weshalb er dann nach Ende des Jahrzehnts förmlich von der Bildfläche verschwand. Dunkle Seiten seiner Persönlichkeit werden zwar nicht ausgespart (wie seine vielen Affären und übermäßiger Alkoholkonsum), wenn auch nur am Rande erwähnt. Viel mehr liegt hier der Schwerpunkt der Biographie auf seiner tragischen vierten Ehe und der turbulenten fünften Ehe, die von Streit und gegenseitiger Verletzung geprägt war. Tief in das Objekt des Buches eindringen, kann man auf dem knapp bemessenen Raum natürlich nicht. Auch auf Lex Barkers viele Filme werden nicht näher eingegangen. Aber das Wichtigste wird erwähnt und Petzel ist auch daran gelegen, nicht Wikipeadia-gleich Fakten abzuarbeiten, sondern auch eigene Gedanken und Interpretationen einzubringen.

Nach der Einleitung kann der Leser dann in dem Schwelgen, was der Untertitel „Bilder seines Lebens“ verspricht. 180 zum größten Teil farbige Bilder. Standbilder, Publicity-Shoots, Hinter den Kulissen, Private Aufnahmen, Bilder für die Klatschpresse – sogar Bilder aus Nicht-Karl-May-Filmen sind darunter. Zu jedem Bild liefert Prenzel kurze Hintergrundinfos und/oder ein wenig Klatsch. Z.B. werden auch Bilder von Barkers missglückter Sangeskarriere gezeigt, oder bei seinen vielen Filmpartnerinnen gerne mal erwähnt, mit welcher er eine Affäre hatte. Besonders schön sind jene Schnappschüsse, die jenseits des Posierens für die Werbefotos, etwas von dem „wahren“ Lex Barker zeigen. Petzel ist es tatsächlich gelungen, eine bunte, faszinierende Vielfalt an Bildern für sein Buch zusammenzutragen. Lex-Barker-Fans und Liebhaber der Karl-May-Verfilmungen können hier also ohne Risiko zuschlagen. Wer sich tiefer mit der Person Lex Barker, seinen Filmen, dem Phänomen Winnetou-Filme oder generell mit dem deutschen Unterhaltungsfilm der 60er Jahre auseinandersetzen möchte, sollte woanders suchen.

Michael Petzel: „Lex Barker – Unsterblicher Old Shatterhand„, Karl-May-Verlag, 200 Seiten, € 24,90

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Eine Antwort zu Filmbuch-Rezension: Michael Petzel „Lex Barker – Unsterblicher Old Shatterhand“

  1. „… von Barkers missglückter Sangeskarriere“

    Oha, das war mir ja völlig neu. Da musste ich mich gleich auf die Suche machen, und siehe da … Ho-di-ho!

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