DVD-Rezension: „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“

Der gelbe teufel

Wong Kai Tai (James Nam) ist auf der Suche nach jemanden, der ihn im Kampf gegen die „Drachenbande“, die seine Heimatstadt Wantschao beherrscht, unterstützt. Dabei lernt er den Kung-Fu-Kämpfer Chi Sien (Chin-kun Li) kennen, und die beiden schließen schnell Freundschaft. Da Wong Kai Tai ihre Freundschaft nicht ausnützen möchte, erzählt er Chi Sien nichts von seinen Sorgen. Als er allein nach Wantschao zurückkehrt, gerät er mit den drei Brüdern Tschun Tsi, Shing und Wang aneinander, den Köpfen der „Drachenbande“. Diese Konfrontation geht für Wong Kai Tai tödlich aus. So ist es nun an Chi Sien seinen Freund zu rächen, und dem verbrecherischen Treiben der „Drachenbande“ ein Ende zu setzen…

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Mit „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“ hat filmArt eine wahre Rarität ausgegraben. Wie die Texttafel am Anfang Auskunft gibt, existiert nur noch eine einzige 35mm-Kopie im korrekten Bildformat, ansonsten muss man auf ausländische Fassungen im 4:3 Format ausweichen. Interessanterweise gab es von diesem Film in Deutschland eine Kinoauswertung, die sogar von der Constantin vorgenommen wurde, aber trotzdem wurde der „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“ nie auf VHS ausgewertet, was doch sehr verwundert. Schließlich wurden zum Anfang des Videobooms unzählige „Kung-Fu-Klopper“ auf den Markt geworfen. Viele dabei deutlich schlechter als „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“. Hat filmArt also eine Perle des Genres dem Vergessen entrissen? Nein, das kann man so nicht sagen. Aber „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“ ist auch weit vom Bodensatz des Genres entfernt. Trotz seiner preisgünstigen Machart unterhält er sehr solide und weiß auch in den Kampfszenen durchaus zu überzeugen.

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Die liegt einerseits daran, dass Hauptdarsteller Chin-kun Li (aka Larry Lee) tatsächlich vom Fach war und in Japan Karate studiert hat. Andererseits aber auch an den beiden Action-Choreographen Chuan Chen und Chia Yung Liu, die beide unabhängig voneinander an großen Prestige-Produktionen der Shaw Brothers beteiligt waren und in späteren Jahr auch häufig mit Jackie Chan arbeiteten. Zwar gehören die Kampfszenen in „Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“ nicht zu den absoluten Höhepunkten ihrer Karrieren, aber die Umsetzung ist professionell, hart und man sieht, dass die Leute hier wissen, was sie tun. Regisseur Wing-Cho Yip war nur eine relativ kurze Karriere auf dem Regiestuhl vergönnt. Erfolgreicher war er als Nebendarsteller in zahlreichen Filmen, zu denen in den späten 80ern/frühen 90ern auch John Woos „The Killer“ oder einige Jackie-Chan-Filme gehörten.

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An Hauptdarsteller Chin-kun Li, dessen erster Film dies ist, muss sich der Zuschauer erst einmal gewöhnen, denn sein Gesicht passt so gar nicht zu den bekannten Helden des Hongkong-Kinos. Seine Nase ist einen Tick zu breit und die Gesichtszüge eher weich und für einen Asiaten eher untypisch. Auch bringt er nicht allzu viel Charisma mit, dafür weiß er aber seinen Körper einzusetzen und füllt seine zahlreichen Kampfszenen gut aus. Ihm zur Seite steht zunächst James Nam, ein Koreaner, der nach einem vielversprechenden Filmstart in einigen Shaw Brothers-Klassikern bis Ende der 70er zwar in einer Menge Filme auftrat, allerdings solche von der preisgünstigen Sorte. Den Durchbruch schaffte er aber auch hier nicht und blieb Nebendarsteller. Ganz anders der ehemalige Gewichtheber Bolo Yeung, der hier leider viel zu kurz seinen muskelbepackten Körper zeigen darf. Yeung kämpfte schon in „Der Mann mit der Todeskralle“ gegen John Saxon, blieb dann aber auf kurze, wenn auch markante Auftritte als schurkischer Handlanger beschränkt. Sein Auftritt hier, mit einem feschen Hut und modischem schwarzen Hemd, dessen er sich schnell entledigt, ist ein perfektes Beispiel für die Rollen, die er bis Mitte der 80er bekam. Das änderte sich 1988, als er Jean-Claude Van Dammes brutalen Gegner in „Bloodsport“ verkörperte, was ihm einen gewissen Kult-Status und auch Rollen in US-amerikanischen B-Produktionen einbrachte.

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An die Geschichte sollte man keine zu großen Ansprüche stellen. Sie transportiert den Zuschauer nur geschickt von einer Kampfszene zu nächsten. Dabei wird etwas bei „Yojimbo“ bzw. „Für eine Handvoll Dollar“ geklaut, das übliche Rachemotiv mit viel Pathos ausgerollt und das Ganze dann episodenhaft angeordnet. Aber es langweilt nicht, und das ist die Hauptsache. Zwar wird zu Beginn etwas zu sehr der „reinen“ Männerfreundschaft gehuldigt, aber das wird auch relativ schnell abgehakt. Nachdem der Held also mit einem Motiv ausgestattet wurde, werden kurz die drei Haupt-Schurken vorgestellt und dann kreist auch schon die Faust mit dem Superhieb. Dabei ist das letzte Drittel des Filmes ein vorwährender Showdown, wenn Chi Sien die drei „Drachenbanden“-Brüder einen nach dem anderen heimsucht. Die 88 Minuten vergehen wie im Flug und zwischendrin kann man hören, wie sich Norbert „Homer Simpson“ Gastell früher angehört hat, als er noch immer die Bösewichte sprechen durfte. Auch die anderen deutschen Synchronsprecher kennt man, und die deutsche Tonspur ist der sehr flachen englischen definitiv vorzuziehen.

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„Der gelbe Teufel mit dem Superschlag“ mag kein verlorengegangenes Highlight des Genres sein, aber er unterhält solide und kann trotz seines merklich geringen Budgets durch professionelle und dynamisch inszenierte Kampfszenen punkten.

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Da, wie erwähnt, die letzte 35mm-Kopie als Master herhalten musste, besitzt der Film einen gewissen „Grindhouse-Look“, der mich persönlich bei dieser Art Film nicht besonders stört. Wer seine DVDs aber in makelloser Bildqualität bevorzugt, sei hiermit vorgewarnt. Wie so oft war die deutsche Fassung stark in Handlung gekürzt und in den Kampfszenen zum Teil geschnitten. Da diese Lücken nicht mit einer ebenfalls in 1:2.35 vorliegenden Filmkopie „geflickt“ werden konnte, wurde hierzu in mühevoller Kleinarbeit englischsprachige Kopien in 4:3 benutzt. Dadurch springt das Format natürlich manchmal hin und her. Hier fragt sich auch, ob man wirklich jeden kleinen Filmriss mit ausbessern musste, denn manchmal kann man nicht erkennen, welchen Mehrwert es hat, eine Einstellung um ein paar identische Bilder zu verlängern. Trotzdem kann man dem Label filmArt danken, dass sie solch einen Aufwand betrieben haben, um den Film vollständig präsentieren zu können.Wen dieses „Springen“ zwischen 1:2.35 und 4:3 stört, der hat auch die Möglichkeit den ganzen Film im 4:3 Pan&Scan-Verfahren zu schauen, was ich aber nicht unbedingt empfehlen würde. Der englische Ton ist – wie man es hier gewohnt ist – sehr flach und klingt leicht hohl. Auch sind die Synchronsprecher nicht besonders gut. Die deutsche Synchronisation ist demgegenüber um Längen besser, wenn auch der Ton etwas leise und leicht unsauber wirkt. Geliefert wird der Film in einer kleinen, schick aussehenden Hartbox. Außer dem Trailer findet man unter den Extras noch eine Bildgalerie (mit deutschen Aushangfotos und Werberatschlägen), eine 4-minütiges Beispiel wie die unbearbeitete 35mm-Filmrolle aussah und eben die 4:3-Version des Filmes. Es gibt auch eine alternative Titelsequenz in 1:2,35, aber leider nur von der englischen Fassung. Schade, ich hätte hier gerne mal den deutschen Vorspann gesehen.

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