Im wilden Westen. Auf Aman (Wesley Snipes) lastet ein Fluch. Alle Schurken, die er erschießt kommen als Dämonen zurück auf die Erde und müssen noch einmal durch einen gezielten Kopfschuss in die Hölle zurück befördert werden. Und da Aman einst in einem Akt der Rache eine ganze Banditenbande über den Haufen geschossen hat, hat er jetzt eine Menge damit zu tun, seine Opfer wieder unter die Erde zu bringen. Dafür sichert er sich die, nicht ganz freiwillige, Hilfe des jungen Revolverhelden Fabulos (Riley Smith).
„Blade is back“ schreit es einem vom Cover der „Gallowwalkers“-DVD entgegen. Und tatsächlich hat man vom „Blade“-Darsteller Wesley Snipes schon lange nichts mehr gehört. Was daran liegt, dass ihn die US-Steuerbehörde für drei Jahre hinter Gitter geschickt hat, da er es mit den Abgaben an den Staat nicht so genau nahm. Interessanterweise ist „Gallowwalkers“ aber schon vor seinem Ausflug hinter schwedische Gardinen entstanden. 2006 begannen die Dreharbeiten, zogen sich dann lange hin und wurden durch Snipes Ärger mit der Justiz noch einmal verzögert. Warum der Film dann trotzdem 6 Jahre brauchte, um das Licht der Mattscheiben zu erblicken ist mir unbekannt. Manchem wäre es vielleicht auch lieber gewesen, er wäre in der Versenkung verschwunden. Nun ist er plötzlich zu Wesley Snipes Comeback-Film geworden. Hätte Snipes das geahnt, hätte er sich vielleicht etwas mehr angestrengt.
Aber beginnen wir mit dem Positiven. „Gallowwalkers“ wurde in Namibia gedreht und macht einen wunderbaren Gebrauch von der Wüste. Kameramann Henner Hofmann fängt die Weite des Landes und seine ursprüngliche Schönheit wunderbar ein. Fast jedes Bild eignet sich für einen beeindruckenden Screenshot. Wie es sich für einen Western gehört, werfen sich Prota- und Antagonisten auch immer wieder in Pose, was vielleicht etwas zu viel des Guten ist, aber sehr häufig auch zu schönen Bildern führt. Auch die Musik kann – teilweise – die gute Stimmung hochhalten. Doch all dies hilft nichts, wenn man ein wirres und vor allem extrem unlogisches Drehbuch schreibt, welches ständig zwischen „Hä?“ und „Oh, Mann“ wechselt.
Nun erwartet wahrscheinlich niemand, dass ein Film, der sich um Zombie-Banditen im Wilden Westen dreht, großartig Logik. Natürlich ist das absurd, aber Regisseur und Drehbuchautor Andrew Goth (kein Pseudonym) schafft es auch nicht eine innere Logik zu entwickeln. Ständig widerspricht sich der Film. Wenn nur der von Wesley Snipes gespielte Held Getötete zu Zombies machen kann, wo kommen dann plötzlich die zwei Handlanger des Priesters am Anfang her. Ja, wieso rennt der überhaupt in Priester-Kleidung herum und hat Handlanger? Und wenn sich die „Untoten“ ständig häuten müssen, warum sehen einige von ihnen dann noch immer so aus, wie in den zahlreichen Rückblenden, während der Anführer sein Äußeres wechselt? Der Film strotzt nur so von solchen Unerklärlichkeiten, die dem Zuschauer ständig das Gefühl geben, er hätte etwas verpasst.
In einer recht eindrucksvollen Szene wird in einer merkwürdigen Stadt, deren Bewohner eine seltsame Haartracht tragen (überhaupt besticht der Film durch die mit Abstand hässlichsten Perücken der letzten Jahrzehnte) ein Galgen aufgebaut und ein Sheriff hält große Reden. Aber was dass alles soll und warum der Anführer der Untoten es für eine „herausragende Idee“ hält, bleibt im Dunkeln. Und so reiht sich eine inkohärente Szene an die nächste. Was schade ist, denn aus der generellen Idee hätte man mehr machen können. Ärgerlich auch Andrew Goths etwas zu große Vorliebe für „Spiel mir das Lied vom Tod“ aus dem er einige Szenen klaut, wie z.B. den gesamten Anfang mit den drei Priestern, wo er teilweise sogar Dialoge aus Leones Meisterwerk übernimmt. Daran verhebt er sich dann aber gewaltig.
Die Schauspieler sind bestenfalls Durchschnitt. Kevin Howarth spielt seinen Oberschurken zwar mit sehr viel Inbrunst, doch hat man das alles schon mal gesehen und so wirkt er dann doch eher wie eine Parodie auf bessere Schurken. Seine Handlanger bekommen nicht viel zu tun und dürfen – wie die großbusige Simona Brhlikova – pittoresk in der Ecke stehen oder mal durch das Bild huschen. Am Ende werden sie eh alle (zu) schnell Kanonenfutter für Snipes. Dieser steht zum größten Teil ebenfalls leblos in der Gegend herum oder guckt angestrengt. Seine tragische Hintergrundgeschichte weiß dabei auch nicht zu überzeugen und kommt als lupenreines Klischee daher. Riley Smith als sein zunächst unfreiwilliger Helfer, muss erst einmal gegen eine grottenhäßliche und schrecklich künstlich aussehende Perücke im Pumukel-Stil anspielen. Nach dem „Haarschnitt“ fällt er dann zumindest nicht mehr negativ auf. Und welche Rolle Tanit Phoenix spielt, außer ein willkommener Anlass zu sein, ein prall gefülltes Dekolletee zu filmen, weiß Regisseur und Drehbuchautor Andrew Goth allein.
Während Kevin Howarth noch ein gewissen „camp“-Faktor mitbringt, nehmen alle anderen Schauspieler ihre Rollen bitter ernst – und kümmern sich gar nicht erst darum. So taugt der Film auch nicht groß als unterhaltsamer Trash. Dafür macht er nicht genug Spaß und gefällt sich zu sehr in seinen dramatischen Posen. Auch ist das Drehbuch zwar wirr, aber nicht verrückt genug, um einen vom Hocker zu reißen. Dies mag aber vielleicht auch an der nicht gerade unproblematischen Entstehungsgeschichte liegen.Und mit dem „Daywalker“ Blade hat der ähnlich klingende „Gallowwalkers“ natürlich rein gar nichts zu tun. Es tauchen ja nicht einmal Vampire auf. Auch wenn sich die Untoten scheinbar über die Lebenden hermachen.
„Gallowwalkers“ ist ein wunderschön photographierter, letztendlich aber reichlich inhaltsleerer Flickenteppich aus sich widersprechenden Ideen, durch den sich in der Hauptrolle ein lustlos aufspielender Wesley Snipes schleppt. Die Geschichte hätte weitaus mehr Potential für ein amüsantes Western-Horror-Crossover gehabt, scheitert allerdings am wirren, zum Teil sinnlosen Drehbuch, sowie dem eigenen Pathos.
Die Ascot Elite DVD hat ein gutes, wenn nicht perfektes Bild. Gerade in den vielen blauen Flächen kommt es immer wieder zu leichtem Rauschen und auch ist das schwarz eher ein sehr tiefes grau. Als Extras bekommt man einige Interviews geliefert, die noch während der Dreharbeiten aufgenommen wurden und die Darsteller dementsprechend gut gelaunt und motiviert zeigen. Ob das 6 Jahre später bei der Veröffentlichung des Filmes immer noch der Fall wäre, darüber kann nur spekuliert werden.