DVD-Rezension: „Rurouni Kenshin“

Rurouni Kenshin

Japan, Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach einer letzten blutigen Schlacht wird die Meiji-Ära eingeläutet. Nachdem das letzte Blut vergossen ist, schwört Himura Kenshin (Takeru Sato), der bis dahin unter dem Kampfnamen „ Battosai“ ein gefürchteter Killer war, dem Töten ab. 10 Jahre lang zieht der herrenlose Samurai durch das Land. Da erfährt er eines Tages von einem Mörder, der unter seinem alten Namen Furcht und Schrecken verbreitet und die junge Kaoru (Emi Takei) bedroht. Hiruma Kenshin springt der jungen Frau zur Seite und hilft ihr, ihre Kampfsportschule gegen herum streunende Ex-Samurai zu verteidigen. Dabei fällt er dem Polizisten Saito (Yôsuke Eguchi) auf, der ihn noch von früher kennt. Saito bittet Kenshin, ihm im Kampf gegen den Drogenbaron Kanryuu (Teruyuki Kagawa) zu helfen, der das Volk mit Opium gefügig machen will. Zunächst lehnt Kenshin ab, doch dann wird er immer tiefer in den Konflikt hineingezogen, denn auch der geheimnisvolle „Battosai“ scheint mit Kanryuu unter einer Decke zu stecken…

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Einen Film wie „Rurouni Kenshin“ zu besprechen fällt mir etwas schwer. „Rurouni Kenshin“ basiert auf einer bekannten und erfolgreichen Manga-Reihe aus den 90er Jahren, welche bereits einige Anime-Adaptionen hinter sich hat. In der englischsprachigen Welt ist diese Reihe als „Samurai X“ bekannt und beliebt. Nun kenne ich weder das zugrunde liegende Manga, noch die Anime-Reihe. Weshalb ich die hier vorliegende Realverfilmung nicht vergleichen kann. Bei meinen Recherchen über die Reihe habe ich allerdings zwei Dinge gelernt: einiges, was ich an dem Film „Rurouni Kenshin“ auszusetzen habe, ist schon in der Quelle angelegt. Und daher ist es eigentlich unfair eine buchstabengetreue Literaturverfilmung auf Basis des zugrundeliegenden Buches zu kritisieren. Andererseits wäre durchaus Raum für Verbesserungen gewesen, was allerdings die Fans ziemlich verprellt hätte. Aber ist nicht ein Film als singuläres Werk zu sehen? Wie ich lass, war „Rurouni Kenshin“ auch gerade deshalb ein so großer Erfolg, weil er sich dicht und respektvoll an die Vorlage hielt. Für meine Review werde ich versuchen dies aber ausklammern und so tun, als sei „Rurouni Kenshin“ ein originäres Werk. In Japan war die Real-Verfilmung des Mangas übrigens ein großer Erfolg, weshalb Regisseur Keishi Ohtomo bereits gleich zwei Fortsetzungen vorbereitet.

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Nicht nur an seiner Länge von 125 Minuten merkt man „Rurouni Kenshin“ an, dass hier ein episches Werk entstehen sollte. Von den ersten Schlachtszenen bis hin zum finalen, 30 Minuten dauernden Showdown wird großer Wert auf Epik gelegt. Viele Nebenhandlungen, Rückblenden und Charaktere werden mit eingebaut. Aber gerade hier liegt die Krux. Um tatsächlich all dies mit Leben zu füllen, hätte noch locker eine Stunde dran gehängt werden müssen. So wirkt alles etwas atemlos und oberflächlich. Zwar wird der Hauptgeschichte um Himura Kenshin und Kaoru viel Zeit eingeräumt, aber alles um sie herum wirkt skizzenhaft. Einer der interessantesten Charakter ist ein Darth-Vader-ähnlicher Handlanger des Hauptschurken, der sein Gesicht hinter einer Dämonenmaske ala „Onibaba“ verbirgt. Doch mehr als im Hintergrund herumzustehen und am Ende in einem langen Kampf gegen Himura Kenshin anzutreten, wird ihm nicht vergönnt. Etwas mehr zu tun bekommt der Samurai Jine, der sich Himura Kenshin alten Kampfnamen „Battosai“ gegeben hat. Dieser wird zunächst eindrucksvoll als schier unbesiegbarer Antagonist aufgebaut. In einer eindrucksvollen – augenscheinlich durch „Terminator“ inspirierten Szene – metzelt er kurzerhand ein gesamtes Polizeirevier nieder. Nur um dann plötzlich im Hintergrund, und damit fast aus der Handlung zu verschwinden. Wenn er dann zum großen Finale wieder auftaucht, hat man ihn fast schon vergessen gehabt. Der Straßenschläger Sanosuke mit seinem überdimensionalen Schwert wird als lustiger Sidekick eingeführt, aber bis auf ein paar Kämpfe hat er eigentlich keine wirkliche Funktion.

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Das Hauptproblem, welches ich mit „Rurouni Kenshin“ habe ist der Hauptdarsteller Takeru Sato. der den Himura Kenshin spielt. Er wirkt in dieser Rolle viel zu jung und viel zu zart. Einen ehemalige Massenmörder, der nach seit letzten Schlacht , nun schon seit 10 Jahren ruhelos durch die Gegend zieht, stelle ich mir anders vor. Sato wirkt, als wäre er gerade 18 geworden und ist damit für meinen Geschmack viel zu jung für diese Rolle. Sein mädchenhaftes Äußere trägt noch seinen Teil dazu bei, dass Hintergrundgeschichte und äußeres Erscheinungsbild nicht in Einklang ringen zu können. Mir ist bewusst, dass das in den zugrundeliegenden Mangas ebenso war und Sato in der Tat der gezeichneten Figur sehr nahe kommt. Gewiss macht diese gewaltige Diskrepanz zwischen jugendlichem Aussehen und gnadenloser Vergangenheit auch seinen Reiz aus, aber der Film thematisiert dies leider nicht. Ich denke auch nicht, dass dieses Paradox als Plotelement beabsichtigt war. Vielmehr macht es den Anschein, dass „“Rurouni Kenshin“ ganz auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten ist, welches einen älteren Schauspieler nicht als Identifikationsfigur akzeptiert hätte. So wird dann auch die Liebesbeziehung zu Kaoru unschuldig-keusch gehalten und Kaoru ganz auf die Rolle des in Not geratenen kleinen Mädchens reduziert, deren Hauptaufgabe es ist, ständig gerettet zu werden.

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Die Action ist zeitgemäß mit viel CGI-Hilfe umgesetzt. Was zu merkwürdigen Effekten führt, wenn ein Kampf zunächst recht klassisch beginnt, nur damit sich die Kontrahenten recht bald von den Naturgesetzen verabschieden. Manchmal gaukeln rasante Schnitte Dynamik und Schwerbeherrschung vor, manchmal nimmt sich der Film aber auch Zeit die Kämpfe bodenständig zu inszenieren. An Kampfszenen herrscht auf jeden Fall kein Mangel und das langgezogene Finale brennt so manches Feuerwerk ab. Hauptschurke Kanryuu, ein schmierigen, höchst unsympathischen Kapitalisten, nimmt an den Kämpfen nicht aktiv teil. Dafür hat er seine Helfershelfer und eine gewaltiges Maschinengewehr. Schauspieler Teruyuki Kagawa legt diese Figur als Parodie an und übertreibt zum Teil maßlos, was im Kontrast zu zu seinen Mitspielern steht, die sich doch recht zurückhalten.

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„Rurouni Kenshin“ dürfte vor allem Fans des zugrundeliegenden Mangas bzw. Animes begeistern. Generell ist der Film eher auf die Bedürfnisse eines jüngeren Publikum zugeschnitten. Filmfreunde, die mit Samurai-Filmen eher Typen wie Toshirô Mifune, Shintarô Katsu oder Tomisaburô Wakayama verbinden, dürften etwas vor den Kopf gestoßen sein. Mit seiner Länge von 125 Minuten setzt sich „Rurouni Kenshin“ etwas zwischen die Stühle, da diese den zahlreichen Nebencharakteren und -handlungen nicht genug Zeit zu Entfaltung bietet. Hier hätte man sich lieber bei einer kürzeren Laufzeit ganz auf die Haupthandlung konzentrieren sollen.

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Das Bild der Splendid-DVD ist in der Schärfe tadellos, offenbart allerdings eine Schwäche in den Schwarztönen, die einen leichten Grauschleier aufweisen. Der Ton ist sehr dynamisch und die Synchronisation auf von Splendid gewohntem, soliden Niveau. Trotzdem empfiehlt es sich wie immer, auf die Originaltonspur zu wechseln, da die japanische Sprache und Melodie nicht wirklich gut übersetzt werden kann. Extras gibt es bis auf Trailer keine. „“Rurouni Kenshin“ gehört übrigens zu den „“50 Amazing Films, You’ve Probably Never Seen“, die ich hier am letzten Freitag vorgestellt hatte.

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