DVD-Rezension: “Wild Seven”

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„Wild 7“ nennt sich eine geheime Spezialeinheit, bestehend aus ehemaligen Sträflingen, die einst vom Polizeichef ins Leben gerufen wurde, um dort zuzuschlagen, wo es der regulären Polizei kraft Gesetzes nicht mehr erlaubt ist. Auf ihren Motorrädern jagen und eliminieren sie Gangster, denen offiziell nichts nachzuweisen ist. Oder sie greifen in spektakuläre Geiselnahmen ein und pumpen die Bösen voll Blei. Nach einer besonders spektakulären Mission finden sie heraus, dass es an der Spitze der Polizei jemanden gibt, der sich an den Verbrechen anderer bereichert. Dieses Wissen bringt sie allerdings ins Fadenkreuz des gewaltigen Polizeiapparats, der nun beginnt, die „Wild 7“ gnadenlos zu jagen…

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Wild Seven“ hat sicherlich eine Menge Yen gekostet. Zumindest sieht er nicht billig aus. Da war dann wohl für ein vernünftiges Drehbuch keine Kohle mehr da und man hat lieber kostengünstig auf ein gerade von einer frisch gekauften Drehbuchsoftware generiertes Script zurückgegriffen. Hier wird jedes Klischee erbarmungslos bedient. Immer wenn man denkt, nein, das bringen die doch jetzt nicht auch noch… whamm… wird einem wieder eine dermaßen ausgelutschte Plattheit um die Ohren gehauen, dass einem nur so der Kopf dröhnt. Das Ganze beruht auf einer Manga-Reihe, die zwischen 1969 und 1979 veröffentlicht wurde. Da man diese nun für teures Geld verfilmt hat, gehe ich mal davon aus, dass der Manga recht erfolgreich war. Aus diesem Grunde kann ich mir auch nur schwer vorstellen, dass diese grausamen Plattitüden schon in der Vorlage so vorhanden waren. Oder der Comic wendete sich lediglich an Kinder im Vorschulalter, was ich aufgrund des Inhalts aber mal nicht hoffe.

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Die Wild 7 sind genauso zusammengesetzt, wie man es erwartet: Der alte, erfahrene Fuchs; der schöne Betrüger; der Tüftler; der Väterliche mit dem Gewissen; die beiden Durchgeknallten mit den seltsamen Frisuren – und selbstverständlich der Held des Ganzen. Der dann auch irgendwie unschuldig ist und nur aufgrund edler Absichten in seine Lage geraten ist. Kennt man – hat man schon tausendmal gesehen. Deswegen glaubt Regisseur Eiichiro Hasumi wohl auch, dass man die Mitglieder der Wild 7 auch gar nicht erst mit irgendwelchen tiefergehenden Charaktereigenschaften füllen muss. Alle, bis auf den Hauptdarsteller und mit gewissen Abstrichen der Ruhige, bleiben Abziehbilder und sind genauso flach inszeniert. Keine Hintergrundgeschichten, keine Dialoge. Alles austauschbar und gesichtslos.

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Auch andere Randfiguren kommen scheinbar nur vor, weil sie eben in solcher Art Filmen vorkommen. Da ist der coole, chaotische Macho-Journalist, der hinter das Geheimnis der Wild 7 kommen will. Er wird aber dann von der Story so maßlos vernachlässigt, dass diese Figur eigentlich vollkommen unnötig ist. Schlimmer noch seine nervige Assistentin, die die schlimmsten Kleine-Mädchen-Sterotypen erfüllt, und der dann plötzlich auch noch eine sentimentale, verwandtschaftliche Beziehung mit einem der Wild 7 angedichtet wird. Autsch. Dann gibt es noch eine Vigilantin, die ab und zu mal auftauchen darf, um den Wild 7 dazwischenzufunken und eine Romanze mit dem Helden zu beginnen. Aber für die Geschichte des Filmes ist sie eigentlich auch vollkommen unwichtig. Immerhin ist ihre Dastellerin Kyôko Fukada so schön, dass man nicht böse ist, wenn sie immer mal wieder im Bild auftaucht. Auch wenn ihre Dialoge mit dem, vom Ex-Model und TV-Star Eita dargestellten, Helden Dairoku Hiba derartig abgeschmackt, kitschig und pathetisch sind, dass sich einem der Magen umdreht.

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Eita wird als Hauptdarsteller schauspielerisch nicht sonderlich gefordert und trägt hauptsächlich seinen einen Gesichtsausdruck durch die Gegend. Immerhin weiß er aber, wie man sich in Pose wirft. Versuche, ihm etwas Tiefgang zu verleihen, sind dann auch eher niedlich hilflos. Auf einen starken Schurken muss man ebenfalls verzichten. Der von Kôtarô Yoshida dargestellte Bösewicht erinnert fatal an Oberst Heribert Pilch aus „Kottan ermittelt“ und man erwartet ständig, dass er eine Fliegenklatsche rausholt oder mit dem Kaffeeautomaten kämpft. Gerade wenn er im Finale sein Gesicht verrenkt und den Wahnsinnigen gibt, sieht er genauso aus wie der unheimliche Zwilling von Kurt Weinzierl.

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Das Drehbuch ist also eine uninspirierte Katastrophe. Die Diskussion, dass hier staatlich sanktioniertes Töten völlig unkritisch befürwortet wird, und uns ein gewaltiger Apparat, der zum Ausspionieren ALLER Bürger da ist, als gute Sache verkauft wird, will ich darum gar nicht erst anstoßen. Wie sieht es denn jetzt formal aus? Zunächst die Action-Sequenzen. CGI, CGI, CGI.. zumindest am Anfang. Am Ende wird dann kräftig rumgeballert und es gibt tatsächlich einige gelungene Szenen, wenn z.B. die Wild 7 auf ihren Motorrädern durch das Hauptquatier der PSU donnern. Da die Mitglieder der Wild 7 aber einerseits einem völlig egal sind und andererseits – bis auf einen obligatorischen und 20 Meilen gegen den Wind zu riechenden Opfertod – auch unsterblich zu sein scheinen, fehlt es hier an jeglicher Spannung. Das ist zwar alles rasant gemacht, die Bässe der Surround-Anlage dröhnen und man hat das Gefühl, dass einem tausend Kugeln um die Ohren fliegen, aber es lässt einen ziemlich kalt. Bildtechnisch hat sich Eiichiro Hasumi ganz klar von Michael Bay inspirieren lassen. Wobei Inspiration ein zu schwaches Wort ist. Hasumi klebt geradezu an den von Bay vorgegebenen Strukturen. Kameraführung, Farbgebung, Schnitt.. alles scheint 1:1 aus dessen Filmen übernommen zu sein. Eigenständigkeit? Japanische Identität? Fehlanzeige. Ein Verbrechen an den Ohren stellt dann auch noch die Musik von Kenji Kawai dar, die wie eine Parodie auf die Scores von Bruckheimer-Produktionen wie „The Rock“ oder „Con Air“ klingt und in den Szenen zwischen Eita und Kyôko Fukada auch noch einen süßlich-klebrigen Touch bekommt.

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„Wild Seven“ ist ein uninspirierter Michael-Bay-Klon, der vor haarsträubenden und ausgelutschten Klischees nur so trieft. Vom fragwürdigen Inhalt der Geschichte einmal abgesehen, funktioniert der Film auch sonst auf keiner Ebene. Immerhin sind die bleihaltigen Feuergefechte durch die beeindruckende Tonabmischung so in Szene gesetzt, dass man glaubt, einem würden tatsächlich die Kugeln um die Ohren pfeifen.

Die DVD von Splendid verfügt über eine mal wieder ausserordentlich gute Bildqualität und über den Sound habe ich ja schon obenen des Öfteren geschrieben. Aber vorsicht: die Balance zwischen den sehr leisen Dialogen und der krachenden Action stimmt nicht wirklich und da kann es dann Ärger mit dem Nachbarn geben. Einziges nennenswertes Extra ist eine 11-minütige B-Roll, die man aber nicht wirklich braucht.

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