DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei gelbe Katzen”

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Die Bande der „Gelben Katzen“ versucht Jefferson Lincoln um 1 Million Dollar zu erpressen. Ein Entführungsversuch seiner Tochter Babs Lincoln auf Ceylon schlägt zwar fehl, doch dabei wird Mr. Rogers, ein Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft, getötet. Daraufhin werden Jo Walker, alias Kommissar X, und Captain Tom Rowland von Jefferson Lincolns Neffen Philip Dawson zu Hilfe gerufen.

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Nachdem Anolis das vierte und fünfte Abenteuer unseres Lieblings-Duos Kommissar X/Captain Rowland vorgezogen hatte, werden nun die noch fehlenden Folgen 2, 3 und 6 nachgereicht. Auf Teil 7 „Kommissar X jagt die roten Tiger“ wird man wohl noch länger verzichten müssen; dieser war vor einiger Zeit von einem anderen Verleih angekündigt. Nachdem für den Auftakt der Serie der Italiener Gianfranco Parolini(unter seinem Pseudonym Frank Kramer) gewonnen werden konnte, schwingt beim zweiten Teil der Wiener Rudolf Zehetgruber das Zepter. Zehetgruber hatte zuvor bei einigen Edgar-Wallace-Derivaten Regie geführt und sollte in den 70er Jahre durch die von ihm initiierte „Dudu„-Reihe – bei der er neben Regie, Drehbuch und Produktion auch noch unter dem Pseudonym Robert Mark die Hauptrolle übernahm – bekannt werden.

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Auch beim „Kommissar X“-Sequel „Drei gelbe Katzen“ nahm Zehetgruber nicht nur auf dem Regiestuhl Platz, sondern steuerte auch das Drehbuch bei und übernahm eine kleine Rolle. Allerdings kann mich Zehetgruber, wie schon beim vierten Teil „Drei grüne Hunde„, nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißen. Zwar ist die kleine Rolle, die er sich ins Drehbuch schrieb, nicht so penetrant wie in den „Grünen Hunden“, wo er ja fast schon das Duo Walker/Rowland zu einem Trio erweitert. Trotzdem wirkt die Rolle des Bartett merkwürdig zwiespältig. Zu bedeutungslos, um einerseits eine wichtige Rolle im Film zu übernehmen, wird sie von Zehetgruber doch merklich in den Vordergrund geschoben und darf dann beim alberneren Finale noch eingreifen und Held des Tages werden. Überhaupt hält sich Zehetgruber nicht unbedingt zurück, wenn es darum geht, einige kindische Albernheiten einzustreuen. Sei es die Rolle des von Dan Vadis gespielten „King“, einem Karate-Champion, der sich vor jedem Kampf erst einmal mit viel Brimborium ein schwarzes Stirnband um den kahlen Schädel legen muss, als ob ihm dies Superkräfte verleihen würde. Auch das Finale, in dem der von Zehetgruber gespielte Barrett mit einer Armee Elefanten ins Geschehen eingreift, scheint aus einem anderen Film zu stammen. Ein weiterer Minuspunkt ist die slapstickartige Figur des Assistenten von Inspektors DaSilva, dessen Rumgeblödel nicht wirklich witzig ist.

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Zudem hat der Film massive Probleme mit dem Timing, während einige Szenen bis zur Unendlichkeit ausgewälzt werden, sind andere so hektisch geschnitten, dass die Hälfte der Action plötzlich fehlt. Was allerdings zumindest in der Szene, in der Kommissar X und Michèle aus einem Labor ausbrechen noch mit der merkwürdigen Schnittpolitik des deutschen Verleihs erklärt werden kann. Hier wird noch gezeigt, wie die beiden versuchen, sich gegenseitig aus ihren Fesseln zu befreien, dann kommt der Schnitt und in der nächsten Szene sind sie schon aus dem Labor geflohen, welches hinter ihnen explodiert. Hier schafft die rekonstruierte österreichische Fassung Abhilfe, denn dort geht die Szene sehr viel länger und zeigt, wie Joe Walker und Michèle noch andere Gefangene befreien und diese dann mit zombiehaften Bewegungen auf ihren Wächter zustolpern, um Rache zu nehmen. Eine der beeindruckensten Szenen der ganzen Reihe und daher besonders schade, dass sie damals geschnitten wurde.

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Demgegenüber wird dann stundenlang gezeigt, wie Captain Rowland dem Handlanger King über das Dach des Hotels folgt. Generell wird auch überraschend viel Zeit für belanglose Dialoge aufgewendet. Eine Flirtszene am Strand zwischen Jo Walker und der schönen Ann Smyrner. Ist zwar charmant und nett anzuschauend umgesetzt worden, zieht sich aber ziemlich in die Länge. Ein weiteres Problem sind auch die sehr schwachen Schurken. Das Trio Siegfried Rauch, Dan Vadis und H.D. Kulatunga bleibt sehr blass. Der Oberschurke tritt erst zum Ende des Filmes auf und wirkt auch nicht wirklich bedrohlich.

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Aber es gibt auch erfreuliches zu vermelden. Tony Kendall und Brad Harris harmonisieren hier bereits ähnlich gut zusammen, wie Laurel und Hardy. Die beiden sprühen vor Spielfreude, wobei Harris deutlich anzumerken ist, dass ihm insbesondere die Choreographie seiner Kampf- und Actionszenen viel Spaß bereitet. Ann Smyrner sorgt insbesondere im Bikini für eine sehr gute Figur, so dass es etwas schade ist, dass aus ihrer Figur nicht wirklich etwas gemacht wird. Noch mehr gilt dies für die ausgesprochen hübsche Michèle Mahaut, von der man sich sehr viel mehr Zeit auf der Leinwand gewünscht hätte. Und zu guter Letzt wurde mit Ceylon ein sehr pittoresker Hintergrund gefunden, der Urlaubsgefühle entfacht. Und überhaupt ist die exzellente Fotografie (Kamera: Klaus von Rautenfeld) hervorzuheben. Mit den kräftigen Farben und dem gelungenen Einsatz von Cinemascope (hier UltraScope genannt) ist „Drei gelbe Katzen“ der visuell schönste Film der Kommissar X“-Serie.

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Eher schwacher Eintrag in die „Kommissar X“-Reihe, der unter einem schlechten Timing, zu viel Albernheiten und vor allem Leerlauf leidet. Immerhin haben sich mit Tony Kendall und Brad Harris Freunde fürs Leben gefunden, die hervorragend harmonieren, und der ausgesprochen schön fotografierte Film bietet genügend oberflächliche Schauwerte, um sich über die Zeit zu retten. Wobei die als Extra mitgelieferte österreichische Fassung gegenüber der „normalen“ deutschen um einiges besser abschneidet.

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Die Anolis-DVD wartet mit schwankender Bildqualität auf. Während einige Szenen glasklar sind, wirken andere alt und körnig. Dies kann aber dem Ausgangsmaterial geschuldet sein. Ausstattungsmäßig schlägt die DVD ungeheuer zu. So konnte Brad Harris für einen Audiokommentar verpflichtet werden, welchen er zusammen mit Jörg Jedner eingesprochen hat. Dieser Audiokommentar ist deutsch untertitelt. Jörg Jedner ist auch wieder für das 12-seitige Booklet verantwortlich. Neben der deutschen Fassung ist, wie bereits erwähnt, noch eine österreichische Fassung (96:08 Minuten) mit auf der Scheibe, welche knapp 4 Minuten länger dauert. Insgesamt wurden vier Szenen eingefügt, wobei bei vier Szenen kein Ton vorlag und dieser aufwändig rekonstruiert wurde, indem Dialogfetzen aus anderen Szenen verwendet wurden. Bei der fünften Szene lag nur Ton, kein Bild vor. Dies wird mit einem Standbild überbrückt. Ein Trailer, Werberatschläge und eine Bildergalerie runden die vollauf gelungene Ausstattung ab.

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2 Antworten zu DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei gelbe Katzen”

  1. Denis sagt:

    Ahhh. Wie geil, Kommissar X! In welchem Film ist das mit der Drogenhölle und dem Ziegelstein, den einer aus ein paar Stockwerken Höhe ins Gesicht bekommt? Den hatte mein Opa damals auf VHS, der Streifen hat mich schwer beeindruckt.

  2. Marco Koch sagt:

    Die Szene könnte aus dem „Drei grüne Hunde“ stammen, auch wenn ich mich jetzt gerade nicht daran erinnern kann.

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