DVD-Rezension: “Kommissar X – Drei grüne Hunde”

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Jo Walker – alias Kommissar X – und Captain Tom Rowland verschlägt es diesmal nach Istanbul. Dort geraten die Beiden an das Drogenkartell „Die grünen Hunde“, welches versucht, die zwei Kilo LSD zu stehlen, welche Rowland im Auftrag seiner Regierung ins amerikanische Konsulat überführt hat. Bald schon bringen die Gangster Rowland, die Stadtführerin Leyla und den amerikanischen Konsul in ihre Gewalt…

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Der vierte Teil der Serie um Jo Walker alias Kommissar X“ ist leider ziemlich schwach. Was möglicherweise an dem Kuddelmuddel der internationalen Schnittfassungen liegt. In Deutschland wird Rudolf Zehetgruber bei den „Drei Grünen Hunden“ als Regisseur genannt, der sehr wahrscheinlich tatsächlich (das zweite Mal nach dem noch nicht veröffentlichten dritten Teil „Drei gelbe Katzen“) auf dem Regiestuhl Platz nahm. Unter dem Pseudonym Rolf Zehett spielt er auch eine ausgedehnte Nebenrolle. Und hier liegt eins der Probleme des Films. Zehetgrubers Rolle als Almann ist einfach zu dominant in Szene gesetzt. Almann sticht hier ganz locker den von Brad Harris gespielten Captain Rowland aus. Mit seiner pragmatischen Art, den lockeren Sprüchen und dem kleinen Zoo auf seinem Hausboot wirkt Almann wie der Prototyp des, ebenfalls von Zehetgruber (dort unter dem Pseudonym Robert Mark) gespielten, „Jimmy Bondi“ aus der von ihm geschriebenen und inszenierten „Dudu“-Serie um den „tollen Käfer“. In der „Kommissar X“-Reihe passt dieser Charakter aber einfach nicht und wirkt wie ein Fremdkörper aus einem ganz anderen Film. Zudem ist Almann auch für eine ziemlich – sogar für Kommissar X-Verhältnisse – alberne Szene verantwortlich, in welcher er, auf einem Esel reitend, lauthals eine türkische Volksweise schmettert.

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In internationalen Fassungen wird ab und zu „Frank Kramer“ – also Gianfranco Parolini – als Regisseur genannt. Auch die IMDb weist ihn als ungenannten Co-Regisseur aus. Ich kann es leider nur vermuten, aber ich denke, dass sich internationale Schnittfassungen von der hier vorliegenden deutschen unterscheiden könnten. Zumindest erscheint die deutsche Fassung lückenhaft, als ob hier und da Handlungsstränge drastisch gekürzt worden wären. Oder als wenn diverse Drehbuchseiten für diesen vierten Kommissar X-Film nicht filmisch umgesetzt worden wären. Die Handlung springt so dermaßen hin und her, dass man oftmals glaubt, kurz eingenickt zu sein und daher irgendwas nicht mitbekommen zu haben. Manchmal werden Handlungsstränge angerissen (Allan Hoods Bruder) ohne später weiter fortgeführt zu werden. Und am Ende gibt es eine Szene, in der urplötzlich aus dem Nichts eine Leiche auftaucht.

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Zehetgrubers Regie setzt deutlich mehr auf Klamauk und Parodie, als der – auch bereits sehr humorige – erster Teil der Reihe. Gleich in der Auftaktszene fühlt man sich in eine Spencer/Hill-Komödie versetzt. Leider geht dies ganz auf Kosten der Spannung und der Stimmung. Auch hat „Drei grüne Hunde“ nicht mehr viel mit Eurospy -Feeling zu tun, sondern kommt von der ganzen Umsetzung her einige Nummern kleiner als „Jagd auf Unbekannt“ daher.

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Auch die Schauspieler können sich nicht unbedingt ins Gedächtnis spielen. Tony Kendall bleibt sehr blass und wirkt wie ein Nebendarsteller. Dass er beim Finale in einem hochgradig albernen Fantasie-Araber-Kostüm herum rennen muss, macht die Sache nicht besser. Bei Brad Harris würde man sich ernsthaft fragen, ob er überhaupt mit dabei war, wenn er sich für die finale Schlacht nicht wieder einige schöne Stunts auf den muskulösen Leib geschneidert hätte. Dietmar Schönherrs Rolle scheint ursprünglich mal größer gewesen zu sein. So muss er mit falschem Bart den zwielichtigen Konsul geben und wurde von Christian Rode nachsynchronisiert. Seine Rolle in dem Komplott ist dabei leider sehr durchsichtig. Überraschend wenig in Erinnerung bleiben auch die Damen, was in einem Kommissar X-Film eigentlich ungewöhnlich ist. Christa Linder verschwindet viel zu lange aus der Handlung, Olga Schoberová ist zwar süß, besitzt aber keine Ausstrahlung und selbst Sabine Sun als böse Dame bleibt nicht haften.

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Dafür können zwei Nebendarsteller ihre Spuren hinterlassen. Über Herbert Fux muss man nicht viel sagen, er ist immer eine Bereicherung für jeden Film. Als dritter „grüner Hund“ Khemal kann Samson Burke Eindruck schinden. Der kanadische Schwimmer und Bodybuilder begann 1961 in „Herkules, der Held von Karthago“ seine Filmkarriere. Es folgten Rollen in einigen Sandalenfilm-Parodien, und auch in Harald Reinls „Nibelungen“-Filmen war er dabei. Nach einigen italienischen Kriegsfilmen war seine Filmkarriere 1970 schon wieder beendet. Hier spielt der leicht „äffisch“ aussehende Burke einen brutalen Schläger, der selbst Brad Harris das Leben sehr schwer macht. Zusammen mit Fux bildet er ein erinnerungswürdiges Gespann, das einen besseren Film verdient hätte.

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Immerhin bietet Istanbul als Schauplatz für diese etwas wirre Drogenschmuggelgeschichte einen sehr pittoresken Hintergrund und das sympathische Team Kendall/Harris ist mittlerweile so gut aufeinander eingespielt, dass auch in einem schwächeren Film die Funken zwischen ihnen sprühen. Weiterhin muss man auch die Arbeit der italienischen Stuntleute loben, die einem wieder einmal das Gefühl geben, im Zirkus zu sitzen. Und Brad Harris‘ Arbeit im Finale ist wieder mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Da verzeiht man auch das wirklich unspektakuläre Ende und den selten dämlichen Schlussgag.

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„Drei grüne Hunde“ ist ein sehr schwacher Beitrag zur Kommissar X-Serie, der unter zu viel Klamauk und einem lückenhaften, sprunghaften Drehbuch leidet. Immerhin können aber die türkische Kulisse und die beiden Schurken Herbert Fux und Samson Burke für Pluspunkte sorgen. Für Kommissar X-Fans gehört der Film sowieso dazu.

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Aufgrund diverser Schwierigkeiten konnte Anolis bisher nicht – wie geplant – die Teile 2 und 3 der Reihe veröffentlichen. Um den Fans die Wartezeit zu verkürzen, wurden jetzt erst einmal Teil 4 und 5 vorgezogen. „In den Klauen des goldenen Drachen“ und „Drei gelbe Katzen“ werden dann irgendwann Anfang 2013 erscheinen. Das Bild der Anolis-DVD ist für sein Alter recht gut. Die Extras sind etwas spärlich und erschöpfen sich in einem Trailer, dem Filmprogramm und Werberatschlägen. Dafür liegt ein informatives 12-seitiges Booklet mit Texten von Jörg M. Jedner / Jo Steinbeck bei.

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