Rezension: “The Avengers”

Der böse Gott Loki plant zusammen mit einer außerirdischen Macht die Erde zu überfallen und sich zu ihrem Herrscher aufzuschwingen. Zu diesem Zwecke stiehlt er einen mächtigen Energiewürfel, der gleichzeitig als Dimensionsportal fungiert, aus dem Besitz der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D. Um den Würfel zurück zu bekommen und die Welt vor Lokis finsteren Plänen zu schützen, ruft S.H.I.E.L.D.-Chef Nick Fury mit Iron Man, Thor, Hulk und Captain America die mächtigsten Superhelden der Welt zusammen. Doch aus dem wilden, egozentrischen Haufen ein Team zu machen ist gar nicht so einfach…

The Avengers sind Heavy Metal im besten Sinne des Wortes. Laut, größenwahnsinnig und voller überzogener Macho-Attitüde. Popcorn-Kino in seinem besten Sinne. Nirgendwo lugt eine verborgene Botschaft oder ein patriotischer Auftrag um die Ecke. Auch fehlt das schwermütige „Mit großer Macht kommt große Verantwortung“ eines Spider-Man. Hier heißt es, mit großer Macht kommt großer Spaß. Und dieser Spaß besteht vor allem im Posing der Helden, im Schwanzvergleich und der diebischen Freude möglichst alles kaputt zu hauen. Und wenn man dabei noch kurz die Menschheit retten kann, umso besser.

„The Avengers“ ist ein Film mit großen Jungs für große Jungs. Alles ist eine Nummer größer als sein müsste, alles etwas lauter, alles irgendwie cooler. Nein, ein anspruchsvolles Drehbuch sucht man vergebens. Eigentlich besteht es nur aus zwei gigantischen Schlacht-Szenen und viel komischem Macho-Gehabe dazwischen. Aber das verzeiht man gerne. Denn das Drehbuch mag vielleicht nicht tiefsinnig sein, aber es ist auch nicht dumm. Natürlich dient alles nur dazu, ein paar Superhelden zusammen zu bringen und sie dann den Außerirdischen ordentlich in den Hintern treten zu lassen. Aber im Gegensatz zu anderen Produktionen (z.B. der völlig missglückte „Battleship„) nimmt sich der Film zu keiner Sekunde ernst. Was er allerdings ernst nimmt – und darin liegt seine Qualität – sind seine Charaktere. Diese werden mit Respekt behandelt und gewinnen dadurch eine Dimension, an der es vielen Comic-Verfilmungen mangelt: Menschlichkeit und Sympathie.

Man kann es durchaus schon eine Kunst nennen, in einem Film, der so viele Helden präsentiert, allen ein eigenständiges Profil zu verleihen. So kann man am Ende nicht sagen, dass einer der  Superheld mehr Aufmerksamkeit erhalten hätte als der andere. Natürlich ist, der wie immer großartig arrogant aufspielende, Downey Jr. der Star. Ja, Thor taucht erst nach der Hälfte des Filmes auf. Einverstanden, Captain America wirkt wie ein Milchbubi inmitten echter Kerle (was diese ihn auch immer wieder spüren lassen) und der Hulk darf erst am Ende auf den Putz hauen (und stiehlt dabei prompt den anderen die Show). Aber letztendlich könnte wirklich jeder der vier Helden die Besetzungsliste anführen.

Auch die Nebendarsteller werden so liebevoll gezeichnet, dass sie nach dem Film noch lange weiter im Gedächtnis bleiben. Dies gilt vor allem für Clark Gregg als Agent Phil Coulson und natürlich, den hier leider etwas vernachlässigten, Jeremy Renner als Hawkeye. Von ihm hätte man gerne mehr gesehen, aber das Drehbuch lässt ihn leider lange Zeit nur als Handlanger des Schurken Loki agieren. Trotzdem schafft es Renner mit seiner limitierten Spielzeit ein großes Ausrufezeichen zu setzen und sich mal wieder als Action-Held kommender Filme zu empfehlen. Im Finale darf er dann gleichberechtigt mit Iron Man & Co. zeigen, was in ihm steckt. Vor diesem Hintergrund ist es spannend, ob der im September bei uns anlaufende vierte Teil der Bourne-Serie (Das Bourne Vermächtnis) ihm endgültig den großen Durchbruch bringen wird, den er spätestens seit „The Hurt Locker“ verdient hätte. Von einem Durchbruch kann man auch bei dem weitgehend unbekannten Tom Hiddleston als Schurke Loki sprechen. Wirkt dieser aufgrund seiner eher schmächtigen Gestalt und dem schmalen Gesicht zunächst eher blass, so weiß er sich doch durch bösen Charme, ätzender Ironie und einem wahnsinnigen Grinsen zu einem würdigen Gegner der „Avengers“ hoch zu spielen.

Über die übrigen Protagonisten muss man nicht viele Worte verlieren. Ihnen allen sieht man an, dass sie mit viel Spaß bei der Sache sind. Das hat dann schon etwas von einem Kindergeburtstag mit verkleiden. Und während Chris Hemsworth als Thor dem weiblichen Publikum glänzende Augen verleiht, erfüllt Scarlett Johansson die gleiche Aufgabe effektiv für das männliche Publikum effektiv. Das enge Lederkostüm, das ihre Kurven vorne und hinten betont, lenkt dann auch ganz hervorragend von ihren limitierten Schauspielkünsten ab.

Regisseur Joss Wheadon war genau der Richtige für diesen Job. Mit seinen Serien „Firefly“, „Buffy“ oder „Angel“ hat er schon einmal mit viel Elan angestaubten Genres aufgefrischt und auch später dabei geholfen seine Serien für Comics zu adaptieren. Zudem schreibt er nebenbei auch für einige Comic-Serien, u.a. die ebenfalls aus dem Hause Marvel stammenden X-Men. Und diese Freude und Verständnis für Comics merkt man den „Avengers“ dann auch zu jeder Sekunde an, was sich auf das Publikum überträgt. Bei der „Avengers“-Vorstellung im Cinemaxx kam fast so etwas wie Festival-Stimmung auf. Spätestens beim Abspann gab es vom dankbaren Publikum laute Bravo-Rufe und Standing Ovations. Es wäre interessant, ob der Film auch im Heimkino die gleiche Kraft entwickeln wird. Denn gerade bei den Avengers lohnt es sich, den Film im IMAX und in der 3D-Fassung (die zwar nachträglich erstellt wurde, was aber nicht unangenehm auffällt) zu erleben. Zusammen mit dem bombastischen Sound und einem johlenden Publikum ist das dann nämlich die Party des Jahres.

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1 Antwort zu Rezension: “The Avengers”

  1. Klemens sagt:

    Joss Whedon war wirklich die perfekte Wahl für den Streifen. Er hat das, was ein sehr guter Film auch ohne ihn geworden wäre, zu einem genialen Film voller Witz und Charme gemacht.

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