DVD-Rezension: “Stolen”

Will Montgomery (Nicolas Cage) ist einer der größten Bankräuber der USA. Doch eines Tages geht ein großer Coup schief und Will wandert für acht Jahre hinter Gitter. Die Beute allerdings bleibt verschwunden. Wieder in Freiheit, will er dem kriminellen Leben abschwören, doch sein ehemaliger – inzwischen vollkommen irre gewordener – Kollege Vincent (Josh Lucas) entführt Wills Tochter Alison (Sami Gayle ) und fordert das Geld aus ihrem letzten Raubzug: 10 Millionen Dollar. Dummerweise hat Will das Geld einst verbrannt. Als er die Polizei um Hilfe bittet, glaubt diese an einen Trick. Allein auf sich gestellt, setzt Will Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Tochter aus den Klauen des wahnsinnigen Vincent zu befreien…

Nun also ist Nicolas Cage endgültig in der Welt der „DVD-Premieren“ angekommen. Wobei „Stolen“ in den USA scheinbar einen begrenzten Kinostart hatte. Hierzulande hat sich Splendid des Filmes angenommen und ihn ohne Umschweife auf DVD veröffentlicht. Auch wenn Nu Image hinter der Produktion steckt, die so manchen ihrer B-Filme mit abgehalfterten A-Stars aufwerten (z.B. den grässlichen „Righteous Kill“), kann man sich bei „Stolen“ auf das solide Handwerk seines Regisseurs Simon West verlassen. West ist kein Meisterregisseur, aber ein guter Handwerker, und das merkt man „Stolen“ auch an. Der Film steht in der Tradition der kleinen B-Thriller, die früher auch gerne mal als „Double Features“ liefen und sich vor allem dadurch hervortaten, dass sie grundehrliche Unterhaltung ohne großen Anspruch ablieferten.

Dankenswerterweise scheint Nicolas Cage nicht so recht Lust auf den Film gehabt zu haben, denn er spielt – im Vergleich zu anderen Produktionen – mit angezogener Handbremse. Was gut ist, denn so müssen wir auf sein legendäres Overacting verzichten. Ich wage sogar zu behaupten, dass Cage hier eine seine besten Leistungen der letzten Jahre zeigt (den sehr schönen „Bad Lieutenant: Port of Call“, wo er dem Affen richtig Zucker gibt, mal außen vor gelassen). Auch die anderen Darsteller fallen nicht negativ auf und spielen ihren Stiefel routiniert runter. Danny Huston gibt den harten Cop mit einem heimlichen Herz für den bankenausraubenden Cage und hat ein lustiges, kleines Popeye-Doyle-Hütchen auf dem Kopf, welches ihm recht gut steht. Sami Gayle als Cages Tochter erfüllt ihre Standard-Rolle unauffällig, was auch für Malin Åkerman als Cages alter Kollegin und love interest gilt. Richtig aufs Gas drückt allein Josh Lucas als irrer Antagonist mit wirrem Blick, ebensolcher Haarpracht und natürlich vielen Tattoos. Dass er statt eines Beines eine Stahlschiene trägt, ist ein nettes Accessoire, aus dem der Film aber nicht besonders viel macht. Josh Lucas hat merklich Spaß daran, den Wahnsinnigen zu geben, und das färbt durchaus auch auf den Zuschauer ab. Also der Spaß, nicht der Wahnsinn.

Innovativ ist „Stolen“ beileibe nicht. Die gleiche Geschichte hat man so oder so ähnlich schon unzählige Male gesehen. Wenn man nett ist, spricht man von einem klassischen Stoff, wenn man es nicht ist, nennt man das ausgelutscht. Simon West scheint sich dessen durchaus bewusst zu sein, und so legt er gleich von Anfang an ein so hohes Tempo vor, dass einem der Gedanke, man habe die Geschichte schon mal gesehen, ebenso wenig kommt, wie die zahlreichen Logiklöcher auffallen. Die Zeit vergeht wie im Fluge, und da der Film es schafft, Tempo und Spannung über die volle Distanz zu halten, fühlt man sich bestens unterhalten. Etwas mehr hätte aus dem Drehort New Orleans und dem dort stattfindenden Mardi Gras gemacht werden können, aber anders als im bereits erwähnten „Bad Lieutenant: Port of Call“ spielt die Stadt hier nur eine untergeordnete Rolle.

93 rasante und sehr unterhaltsame Minuten lassen einen kurzfristig vergessen, dass die Geschichte unoriginell und schon dutzende Male erzählt worden ist. Ein angenehm zurückhaltend spielender Nicolas Cage; auf CGI verzichtende, „echte“ Stunts und routinierte Nebendarsteller machen dieses B-Movie interessant für regnerische Nachmittage, an denen man einfach nur mal gut gemachte Action sehen möchte. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Die von Splendid veröffentlichte DVD lässt von Bild- und Tonqualität her keine Wünsche offen. Die Extras erschöpfen sich in der üblichen B-roll (10:28 Minuten) , einem „Behind the scenes“ (6:27 Minuten) und mal mehr, mal weniger langen Interviews. Insgesamt also die übliche Packung, in der sich alle ordentlich auf die Schulter klopfen.

Dieser Beitrag wurde unter DVD, Film, Filmtagebuch abgelegt und mit , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.