Rezension: “The Cabin in the Woods”

Fünf Jugendliche machen sich auf den Weg zu einer abgelegenen Waldhütte, um dort gemeinsam das Wochenende zu verbringen. Und nein… dies ist kein „Tanz der Teufel“-Remake…

The Cabin in the Woods“ stellt den Rezensenten vor eine schwierige Aufgabe, denn zu viel von der Handlung zu verraten, nimmt dem Zuschauer einiges an dem Spaß, welchen der Film bereitet. Andererseits kann man gerade in diesem Falle auch nicht auf die Stärken und Schwächen des Filmes eingehen, ohne wichtige Handlungselemente in die Welt hinauszuposaunen.

Darum vorab einige oberflächliche Bemerkungen, bei denen ich mich bemühen werde, nicht allzu sehr auf einzelne Punkte einzugehen.

Der Film ist eine Zusammenarbeit von Erstlingsregisseur Drew Goddard und dem TV-Mann Joss Whedon. Whedon ist nicht nur der Kopf hinter den sehr erfolgreichen TV-Serien „Buffy – Im Bann der Dämonen“ und „Angel“, sowie der kurzlebigen Kult-SF-Serie „Firefly“, sondern hat in diesem Jahr auch gleich mal mit „The Avengers“ den dritterfolgreichsten Film aller Zeiten abgeliefert. Wie schon bei den „Avengers“, merkt man auch bei „The Cabin in the Woods“, dass hier Leute am Werk waren, die ihr Sujet kennen und lieben. Regisseur Drew Goddard hat mit Whedon bereits bei „Buffy“ und „Angel“ als Autor zusammengearbeitet und war gemeinsam mit dem anderen TV-Wunderkind J.J.Abrams an „Alias“ und als Autor und Produzent an „Lost“ beteiligt. Man darf also von „The Cabin in the Woods“ das erwarten, wofür ihre Macher stehen: Intelligentes und gleichzeitig unterhaltsames Erzählen. Und dieses Versprechen löst der Film auch ein. Zwar gibt es hier und dort Schwächen, was die innere Logik angeht, aber darüber darf man großzügig hinwegsehen, denn durch die Verschmelzung zweier, im fantastischen Film immer wieder gern genommener Thematiken, entsteht etwas Neues, was nicht nur als pures Unterhaltungskino gut funktioniert, sondern auf einer zweiten Ebene auch noch einen Kommentar zum Filmemachen und dem Verhältnis Filmemacher/Zuschauer abgibt.

Bereits 2009 gedreht (vor dem Durchbruch des jungen Chris Hemsworth, der hier eine der Hauptrollen spielt, als Muskelmann in „Thor“ und  Huntsman in „Snow White and the Huntsman“), kommt der Film erst jetzt in die Kinos, da das Studio ihn zuvor unbedingt in 3D nachbearbeiten wollten. Dies stieß allerdings auf heftigen Widerstand bei Goddard/Wheaton. Man kann sich nur freuen, dass die Beiden diesen lang anhaltenden Streit für sich entscheiden konnten, denn 3D wäre bei einem Film, der sich ganz bewusst „old school“ gibt, mehr als fehl am Platze gewesen. Und um am Ende dieser Einleitung noch einmal auf den oben kurz angeführten „Tanz der Teufel“-Vergleich zurückzukommen: Der Film hat nicht direkt mit Sam Raimis Horror-Klassiker zu tun, aber es erhöht den Spaß, wenn man diesen schon mal gesehen hat.

ACHTUNG: Ab hier folgen Spoiler.

Wie schon geschrieben, macht der Film besonders viel Spaß, wenn man nicht allzu viel über die Handlung weiß und die Puzzelteile erst Stück für Stück ein Gesamtbild ergeben. Darum ist es schon etwas ärgerlich, wenn das Cinemaxx in seiner Programmankündigung den Film als „Tanz der Teufel trifft Truman-Show“ beschreit, obwohl das den Nagel durchaus auf den Kopf trifft (der Wachmann in der Überwachungszentrale heißt sogar Truman, was sicherlich kein Zufall ist).

Kommen wir zunächst zum Horrorteil der Geschichte. Hier zelebrieren Goddard/Whedon zunächst mit großer Freude alle Klischees des Horrorfilms seit „Texas Chainsaw Massacre“. Der komische alte Kauz an der Tankstelle, die Zeichen, dass etwas nicht stimmt, und nicht zuletzt natürlich die „klassische“ Zusammensetzung der Teenies. Da gibt es den Sporthelden, den Intellektuellen, die Schlampe, den Komiker und natürlich die „Jungfrau“ (oder die passende Entsprechung, „man nimmt halt, was man kriegt“).

Seinen Dreh bekommt die Geschichte dadurch, dass diese x-tausend Mal gesehenen Stereotypen hier, durch eine für die Protagonisten unsichtbare Spielleitung, ganz bewusst ausgewählt wurden. Ein Schelm, der hier nicht an Hollywood und seine Autoren denkt, die dem Publikum immer wieder die gleichen, alten Geschichten mit minimalen Abwandlungen (wie/durch was werden die Opfer umgebracht?) auftischt. Stehen nicht die „Großen Alten“ im Film für das begierige Publikum, dass nach Blut lechzt und die gleiche Geschichte noch einmal in einer neuen Variation sehen will? Wie erklären sich sonst so langlebige Horrorserien wie „Freitag, der 13.“ (10 Teile/1 Remake), „Halloween“ (8 Teile / 2 Remakes), „Nightmare on Elm Street“ (7 Teile, 1 Remake) und all die Anderen? Und was passiert, wenn das Bedürfnis der Zuschauer/Fans nach der Ritualisierung nicht mehr befriedigt wird? Sie sind verärgert und kehren dem Franchise den Rücken, woraufhin kein neuer Teil mehr gedreht wird und er untergeht. Etwas, was die Macher unbedingt verhindern wollen. Eben wie die „Spielleiter“ in „The Cabin in the Woods“. Oder geht es generell darum, dass in Hollywood etwas neues, frisches, nicht den Regeln gehorchendes unerwünscht ist? Sieht man sich die aktuell im Kino laufenden Sequels, Prequels und remakes an, so gewinnt man schnell diesen Eindruck.

Von dieser Metapher abgesehen, bauen Goddard/Whedon hier aber noch einen zweiten Kniff ein. Eigentlich darf der Zuschauer gar nicht mit den Helden mitfiebern, denn ihr Sieg würde den Untergang der Welt bedeuten. Aber einerseits sind die jugendlichen Protagonisten sympathischer als die zynischen „Spielleiter“ und andererseits, ist diese Welt – so wie sie ist – wirklich wert gerettet zu werden? Ein interessanter Konflikt, der vielleicht noch etwas kräftiger hätte herausgearbeitet werden können, aber auch so schon recht ungewöhnlich für einen Mainstream-Hollywoodfilm ist.

Ebenfalls ungewöhnlich ist der  – in der ersten Hälfte – weitgehende Verzicht auf CGI. Da werden noch die Leistungen der Make-Up-Künstler in den Vordergrund gestellt und echte Menschen spielen die Ungeheuer. Nicht nur eine Ansammlung von Pixeln. Das tut sehr gut und umso ärgerlicher ist es, dass im letzten Drittel dieser Ansatz fast komplett aufgeben wird und viele der Monster, sowie das Blut, aus dem Computer stammen.

„The Cabin the Woods“ mag vielleicht kein perfekter Film sein, aber er ist unterhaltsam, intelligent, ironisch und mit genau der richtigen Dosis Zynismus ausgestattet.

Dieser Beitrag wurde unter Film, Filmtagebuch abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

1 Antwort zu Rezension: “The Cabin in the Woods”

  1. Pingback: The Cabin in the Woods (2012) | Intergalaktische Filmreisen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.