Bericht: Verleihung des 13. Bremer Filmpreises

Mit ein wenig Verspätung hier also der Bericht von der Verleihung des 13. Bremer Filmpreises an den spanischen Komponisten Alberto Iglesias.

Wie in den Jahren zuvor war auch dieses Mal die obere Rathaushalle wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Als Einstand auf die Verleihzermonie betrat ein schwarz-gelockter Geiger mit feurigen Augen das Podium. Es war Ara Malikian vom Sinfonieorchester Madrid. Ein guter Freund und langjähriger Kollaborateur des Preisträger Alberto Iglesias. Und für diesen auch eine besondere Überraschung. Wusste er doch im Vorfeld nicht, dass hier sein Freund ihm zu Ehren aufspielen würde. Das feurige Spiel auf der Geige dürfte dann auch das geladene Publikum schwer begeistert haben. Schade nur, dass man nicht erfuhr, ob der grandiose Herr Malikian nun Kompositionen seines Freundes (was anzunehmen ist) oder fremde Stücke spielte.  Aber das ist ja auch bei den vorhergehenden Preisverleihungen so gewesen: Über die musikalische Begleitung erfährt man leider sehr wenig, was schade ist, denn diese zeichnet sich eigentlich immer durch große Virtuosität aus. Aber das musikalische Rahmenprogramm steht ja nicht im Fokus der Veranstaltung. Das sind (leider) erst einmal die vielen Reden.

Auch dieses Mal wurde der Reigen durch unseren Bürgermeister und Kultursenator Jens Böhrnsen eröffnet, der sich erfreulich kurz hielt und auf das Wesentliche beschränkte.  Dem folgte eine kurze Einführung in das Werk Alberto Igleasias‘ durch Karl-Heinz Schmid vom Kino 46. Dieser ließ es sich nicht nehmen, auch noch einmal dem Bürgermeister dafür zu danken, dass dieser sich in den letzten Monaten stark für den Erhalt des Kommunalkinos in Bremen eingesetzt hat. Etwas, was auch wirklich Applaus verdient. Leider wurde die Rede Schmids durch laute Störgeräusche zum Teil unverständlich. Die Leinwand, auf der im Anschluss Filmausschnitte aus Werken mit Iglesias Beteiligung, gezeigt werden sollte, hing so ungünstig, dass alle Gäste, die weiter außen saßen, nichts mehr sehen konnten. Daraufhin setzte ein wahre Völkerwanderung ein, als sich Horden von Gästen sehr geräuschvoll (was dem extrem quietschigem Boden in der Halle geschuldet war) Richtung besseres Blickfeld begaben. Das war schade und störte den feierlichen Akt sehr.

Die anschließenden Filmausschnitte beschränkten sich auf die Filme, die in einer Reihe zu Ehren des Preisträgers im Kino 46 in der letzten und der kommenden Woche gezeigt werden. Und man muss den für diese Zusammenstellung Verantwortlichen ein wirklich gutes Händchen attestieren. Alle Ausschnitte gaben einen guten Überblick über Iglesias Schaffen und machten auch Lust darauf, sich die Filme anzusehen. Vor allem der sehr lange Ausschnitt aus „Hable Con Ella“ (die Stummfilmsequenz) kam offenkundig sehr gut beim Publikum an. Mir gefiel der Ausschnitt aus „Tierra“ sehr gut und ich freue mich schon darauf, den Film einmal in ganzer Länge genießen zu können.

Dem folgte eine sehr lange Laudatio durch den Chefredakteur der von mir sehr geschätzten Zeitschrift „film-dienst“, Horst-Peter Koll. Diese dauerte über 30 Minuten, was das Zuhören sehr anstrengend machte. Zwar war das, was Herr Koll so alles zu Alberto Igleasias und dem Thema Filmmusik an sich zu sagen hatte, sehr interessant. Aber wenn man noch die schwungvolle und humorige Laudatio durch Maria Hofstätter für Ulrich Seidl aus dem Vorjahr in den Ohren hatte, dann war die diesjährige Laudatio durch leider wieder aus der Kategorie: Interessant, aber zu lang und zu trocken. Hier und dort ein paar Kürzungen und mehr Elan im Vortrag hätten meiner Meinung nach gut getan.

Thomas Fürst vom Vorstand der Sparkasse Bremen, übergab dann den wie immer individuell gestalteten Bremer Filmpreis an Alberto Igleasias. Natürlich sagte er dazu auch noch ein paar Worte, die aber ziemlich redundant ausfielen, denn Horst-Peter Koll hatte zuvor schon alles zum Thema gesagt. Sehr schade fand ich an dieser Stelle, dass nicht weiter auf den Bremer Filmpreis eingegangen wurde. Zwar durfte die Künstlern, die in diesem Jahr für die Gestaltung zuständig war, sich kurz mal erheben, aber das diesjährige Aussehen des Preises wurde mit keiner Silbe erwähnt. So habe ich keine Ahnung, was die Künstlerin – sicherlich nach vielen Stunden intensiver Arbeit und Gedanken – sich speziell für Alberto Igleasias ausgedacht hatte. Ich finde, wenn man den Bremer Filmpreis schon individuell gestalten lässt und dies als besonderes Merkmal immer wieder hervorhebt, dann sollte man auch den involvierten Künstlern und dem letztendlich geschaffenen Kunstwerk zumindest mal fünf Minuten einräumen.  Für die hunderttausend Danksagungen und die Eigenwerbung der beteiligten Institutionen hat man doch auch Zeit.

Alberto Igleasias (der aufgrund einer Grippe um ein Haar gar nicht anwesenden gewesen wäre), sprang schwungvoll auf die Bühne, nahm den Preis in Empfang, bedankte sich und bat um Entschuldigung dafür, dass er kein Deutsch spräche und es deshalb auch keine lange Rede von ihm gäbe. Und damit war dann die Verleihung des 13. Bremer Filmpreises dann nach 90 Minuten zu Ende.

Für mich gerade noch rechtzeitig, denn mir saß die Zeit im Nacken. Ein anderer Termin warte schon auf mich und so konnte ich in diesem Jahr einmal nicht nach der Preisverleihung ins Kino 46 fahren, um dort in Anwesenheit des Preisträgers einen  seiner Filme zu schauen. Was ich sehr bedauerte, aber es ließ sich leider nicht ändern. Nächstes Jahr sehe ich zu, dass es nicht wieder zu solchen Überschneidungen kommt.

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