„Inglourious Basterds“ – Tarantinos neuer Film ist fertig geschnitten

Quentin Tarantino mag ich ja sehr gerne. Was ich nur gar nicht mag ist der unsägliche Hype um seine Person. „Ey, cool… Tarantino is voll geil. Kennste „From Dusk Till Dawn“? Bei solchen Sätzen dreht sich mir in schöner Regelmäßigkeit der Magen um. Da möchte man reflexartig zurückschnappen und Tarantino als überschätze Nulpe hinstellen. Allein, was kann er Mann dafür, dass ihn die falschen Leute toll finden? Tatsächlich ist Tarantino einer der leidenschaftlichsten Filmemacher unserer Zeit. Und er ist vor allem jemand, der das Medium aus tiefsten Herzen liebt. Seine Art und Weise Filmzitate zu nehmen, sie ordentlich gegen den Strich zu bürsten und dann collagenartig etwas völlig Neues daraus entstehen zu lassen ist brillant und macht höllisch viel Spaß. Egal, ob man die Zitate nun erkennt oder nicht.

Soweit die Vorrede. Warum ich den Typen gern habe, zeigt sich auch bei der neusten Nachricht, sein neues Opus „Inglourious Basterds“ betreffend.

Dieses wurde im Mai bei den Filmfestspielen in Cannes in einer Vorabfassung uraufgeführt. Die Kritiken waren.. nun ja.. sehr unterkühlt. Einer der Hauptvorwürfe: Zu lang, zu langsam. Ein beispielhafter Verriss dazu stand damals auf Spiegel Online:

„Das war der Produzent Harvey Weinstein, der viele frühere Filme Tarantinos wie „Pulp Fiction“ oder „Kill Bill“ verliehen hat und damit sehr reich und sehr mächtig geworden ist. Im Sommer wird er nun auch „Inglourious Basterds“ in den USA ins Kino bringen.

Reglos, mit einem Blick, der den übelsten Schurken dazu bringen könnte, sich auf der Stelle zu entleiben, starrte er seinen Regisseur an. Dem strömten die Worte so unkontrolliert aus dem Mund wie das Wasser aus den Poren, dabei lachte er immer wieder hysterisch.
Man konnte den Eindruck haben, Weinstein wollte nicht weniger als den Skalp von Tarantino.

Warum er so finster guckte? Man kann nur mutmaßen.

Vielleicht lag es daran, dass Tarantino auf dem Podium fröhlich erzählte, er könne sich mit allen Figuren des Films identifizieren, folglich auch mit Hitler (gespielt von Martin Wuttke) und Goebbels (Sylvester Groth), die in „Inglourious Basterds“ von einer Gruppe amerikanischer Soldaten und deutscher Überläufer bei einer Filmpremiere in Paris getötet werden sollen.

Oder lag es daran, dass der Regisseur nur wenige Monate nach Drehschluss einen Film abgeliefert hatte, der so viele Längen hatte, als handle es sich um die erste Rohschnittfassung?

Denn „Inglourious Basterds“ zu sehen ist so, als würde man dem Blut beim Trocknen zuschauen.

(…)

Tarantino beginnt mit totalem Stillstand – und nimmt danach langsam das Tempo heraus. Ohne jedes Gefühl für Timing walzt er seine Geschichte geschlagene 160 Minuten lang über die Leinwand.

(…)

In diesem Film passt wenig zusammen. Wenn sich Weinstein mit Tarantino noch einmal an den Schneidetisch setzt, gibt es viel tun.

Und mit einem feinen Skalpell wird es da nicht getan sein.“

Das klingt in der Tat so, als würde der Film vor der offiziellen Premiere noch einmal gekürzt. Insbesondere, da es sich bei der Cannes-Fassung tatsächlich noch nicht um den „Final Cut“ handelte, da zwischen Drehende und dem Termin in Cannes nicht genug Zeit dafür war.

Und was macht Quentin Tarantino? Schert sich einen Dreck um die Kritik und zieht sein Ding durch. Der Endschnitt ist nun fertig und der Film ist… sogar noch eine Minute länger als die Cannes-Fassung! Respekt.

Auf den Filmfestspielen in Cannes feierte Quentin Tarantinos neuester Streich Inglourious Basterds seine Weltpremiere.

Aufgrund der kurzen Dauer zwischen Beendigung der Dreharbeiten und dem Festival fertigte Tarantino innerhalb von ca. 6 Woche eine Art „Vorabversion“ von Inglourious Basterds an, um ihn in Cannes zeigen zu können. Diese hatte eine Laufzeit von ca. 151 Minuten. Nach der Uraufführung und dem Ende der Filmfestspiele setzte sich Tarantino erneut an den Schneidetisch, um seinen Finalcut zu erstellen.

Nach dem Schneideprozess hat das World-War-II-Drama jetzt eine Laufzeit von ca. 152 Minuten und wird in dieser Form am 20. August 2009 in die deutschen Kinos kommen.

Mittlerweile hat auch die MPAA den Film bewertet und ihn wie erwartet mit einem R-Rating passieren lassen. Die Begründung für die Freigabe liest sich wie folgt:
Rated R for strong graphic violence, language and brief sexuality

Quelle: Schnittberichte.com

Wie gesagt: Ich mag den Mann. 🙂

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