Rezension: „The International“

„Der Film zur Bankenkrise!“ – so oder so ähnlich wurde der Film zumeist besprochen, als er bei der „Berlinale“ als Eröffnungsfilm zu sehen war. Was ist dran? Leider nicht viel.

Clive Owen spielt einen Europol-Polizisten, der zusammen mit einer New Yorker Staatsanwältin gegen eine mächtige Bank ermittelt, welche nicht nur in finstere Machenschaften mit Waffenhändlern verstrickt ist, sondern auch gerne den Weg zur Kontrolle der Weltwirtschaft mit Leichen pflastert.

Ich fange mal mit dem Positiven an. Die Bilder die Tom Tykwer und sein Kameramann Frank Griebe finden, sind zum Teil überwältigend schön. Die kann man so einrahmen und sich über das Bett hängen. Den Soundtrack fand ich auch sehr okay und Herrn Owen ist bei mir immer wieder ein gern gesehener Gast auf der großen Leinwand.

Das Drehbuch kann allerdings nicht überzeugen. „Der Film zur Bankenkrise“ – siehe oben – ist es nun weiß Gott nicht. Macht auch nichts, wenn er sich darauf konzentrieren würde, dann eben „nur“ Unterhaltungsfilm zu sein. Durch die bedacht detaillierte Erzählweise soll aber der Eindruck erweckt werden, die Welt erklärenden zu können und ein möglichst realistisches Abbild der Missstände im Bankenwesen aufzuzeigen. Dies beißt sich aber gewaltig mit der unrealistischen (wenn auch z.T. brillant choreographierten) Action, der Überstrapazierung des Kollegen Zufalls und einigen offensichtlichen Unwahrscheinlichkeiten. Wenn z.B. Clive Owen gegen Ende der Filmes mit gezogener Waffe durch die übervölkerten Gassen von Istanbul spaziert ohne dass auch nur einer mal hinguckt, dann passt das vielleicht bei einem Bond-Film (die ja eh in einer Film-Realität spielen), aber nicht hier, wo so auf den Anschein einer „echten Welt“ wert gelegt wird.

„The International“ ist einerseits ein toll fotografierter, aber unlogischer und überzogener Actionfilm und zum anderen eine (leider nicht besonders schlüssige) „Recherche“-Geschichte, wie man sie z.B. neulich noch bei „Zodiac“ gesehen hat. Leider ist dieser Mix völlig unausgewogen und so wirkt z.B. die (Zugegebenerweise großartig gefilmte) Schiesserei im Guggenheim-Museum wie ein nachträglich eingefügte Fremdkörper. Man kann sich ganz gut amüsieren, wenn man das Hirn ausschaltet. Aber das ist von den Machern ja nicht gewünscht. Sie wollen unbedingt einen intellektuellen, „politischen“ Action-Thriller schaffen und scheitern mit eben diesem Anspruch auf der ganzen Linie.

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