Interessanter „Weser Kurier“-Artikel zur Kinosituation in Bremen

Ich habe ja in der Vergangenheit ab und zu mal über die Filmkritik im Weser Kurier geschimpft. Dabei möchte ich aber nicht unterschlagen, dass es natürlich auch sehr gute Artikel und Filmkritiken im Kulturteil des Weser Kuriers gibt. Sehr positiv ist mir da immer wieder Frau Alexandra Albrecht aufgefallen. Frau Albrecht hat heute einen Artikel veröffentlicht, der sich mit der momentanen Situation der Bremer Kinos auseinandersetzt. Für diejenigen, die sich mit dem Thema schon öfter auseinandergesetzt haben, erzählt er zwar nichts Neues, bietet aber eine sehr guten Überblick über den aktuellen Status. Da die Direktverlinkung zu Artikeln des Weser Kuriers nur immer ein Tag lang funktioniert, kopiere ich den Artikel mal komplett in meinen Blog hinein, um diesen lesenswerten Beitrag etwas länger für die Nachwelt verfügbar zu halten.
Ein Punkt hat mich allerdings stutzig werden lassen:

„Neben aktueller Filmkunst bieten Manfred Brockis Kinos Schauburg, Gondel und Atlantis ihren Besuchern immer mehr spezielle Filmreihen an. Vor allem die fremdsprachigen Reihen mit englischen, französischen, italienischen und neuerdings auch spanischen Filmen in Originalsprache verzeichnen steigende Besucherzahlen.“

Das ist irgendwie an mir vorbeigegangen. Die französischen Filme im O-Ton im Atlantis kenne ich, aber das auch die anderen Kinos Reihen mit Filmen in der Originalfassung bringen ist mir
neu und habe ich in letzter Zeit auch nicht beobachten können.

Hier der komplette Artikel:

Nur Filme zeigen reicht nicht mehr
Bremer Kinos bieten auch Oper und Fußball an

Von Alexandra Albrecht

Bremen. Mehr Besucher, mehr Umsatz: Die deutschen Kinobetreiber sind mit dem Jahr 2008 recht zufrieden und blicken entspannt in die Zukunft (wir berichteten). Doch das Kinogeschäft ist schwieriger geworden, mit immer neuen Angeboten kämpfen die Betreiber der Filmtheater um ihre Kunden und suchen nach Nischen und Formaten, die sie von der Konkurrenz abheben.

Hans-Joachim Flebbe, Gründer und bis September vergangenen Jahres Leiter der Cinemaxx-Kette, geht in Berlin neue Wege. Am Kurfürstendamm betreibt er mit der Astor Film Lounge ein Kino der Luxusklasse: In den verstellbaren Designersesseln können sich die Zuschauer Rotwein oder Champagner am Platz servieren lassen, Jakobsmuscheln oder Lammrücken auf Gemüse-Couscous genießen. Das denkmalgeschützte Kino aus den 50er Jahren hat Flebbe mit Hightech ausgerüstet, auch 3-D-Filme können dort abgespielt werden. Flebbes Zielgruppe sind anspruchsvolle Zuschauer über 30 Jahre, die für eine Karte bis zu 17 Euro ausgeben. Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur skizziert Flebbe sein Programm so: „Keine Hardcore-Filmkunst und kein billiger Klamauk, aber gehobene Unterhaltung.“ Die Resonanz sei hervorragend.

Die Zeiten, als Kinos einen einzigen Film wochen-, ja monatelang abspielen konnten, sind längst vorbei. Heute kommen die Filme teilweise mit über 600 Kopien in die deutschen Filmtheater und sind dementsprechend schnell wieder draußen. Seit der Eröffnung der Multiplexe in Bremen ist es keine Seltenheit, dass ein Streifen gleich in drei Kinos zu sehen ist. Mit Ladies Nights, Männerabenden, Sneak-Previews und Filmen in Originalsprache versuchen die Kinos weitere Anreize zu schaffen. So tauchen im Programm des Bremer Cinemaxx auch immer häufiger türkische Filme auf. Das Angebot wird breiter und geht auch auf spezielle Bedürfnisse ein.

Das Cinespace Kino Waterfront hat mit der Live-Übertragung von Opernaufführungen aus der New Yorker Met ein besonderes Bonbon im Angebot: 528 Besucher zählte Kinoleiter Bernd Aurin am vergangenen Wochenende, als Anna Netrebko und Rolando Villazon in „Lucia di Lammermoor“ zu sehen waren. Dabei ist der Eintrittspreis gegenüber normalen Kinopreisen recht hoch: 27.50 Euro kostet ein Ticket. Momentan überlegt Bernd Aurin, ob er in der kommenden Saison den Gästen auch ein Glas Wein und Kanapees für einen dann etwas höheren Komplettpreis anbieten soll. „Nur Kino machen, das war gestern“, sagt der Theaterleiter. Und so präsentiert er auch live übertragene Fußballspiele und Popkonzerte wie etwa einen Auftritt von U2 in Mexiko. „Wir müssen Kino für viele Besuchergruppen attraktiv machen“, ist seine Devise. An der Zukunftsfähigkeit des Kinos zweifelt er nicht, auch die Aufrüstung des Home-Entertainment-Bereichs mit 3-D-Technik fürchtet er nicht: „Das Kinoerlebnis bleibt dem Kino vorbehalten. Es gibt Filme, die man auf der großen Leinwand sehen muss“, sagt Aurin.

Neben aktueller Filmkunst bieten Manfred Brockis Kinos Schauburg, Gondel und Atlantis ihren Besuchern immer mehr spezielle Filmreihen an. Vor allem die fremdsprachigen Reihen mit englischen, französischen, italienischen und neuerdings auch spanischen Filmen in Originalsprache verzeichnen steigende Besucherzahlen. „Andere Sonderveranstaltungen laufen nicht mehr so gut“, sagt Kinoleiter Robert Erdmann. So hat er die Reihe Der besondere Film am Dienstag in der Gondel gerade eingestellt, und auch die „Delikatessen“ mit Dokumentarfilmen wurden wie auch die Serie mit Reisefilmen beendet. Zu den besonderen Angeboten gehören Besuche von Regisseuren und Schauspielern, die ihre Filme vor vollem Haus vorstellen, wie in jüngster Zeit etwa Heinrich Breloer oder Wim Wenders. Das Angebot von Schauburg, Gondel und Atlantis hat sich so in den vergangenen Jahren immer mehr in Richtung Programmkino verschoben.

Konkurrenz machen den drei Häusern seit einigen Jahren die Multiplexe, die ihr Angebot immer stärker in Richtung Filmkunst ausweiten. Sean Penns „Into the Wild“, Woody Allens „Vicky Christina Barcelona“, „Brookback Mountain“ oder jetzt „Effi Briest“ sind Filme, die die Multiplexe früher nicht gezeigt hätten. „Wir dehnen unsere Zielgruppenformate weiter aus“, bestätigt Cinemaxx-Pressesprecher Jens Schmidt. Etwa mit dem Artmaxx-Label, das anspruchsvolle Filme anbietet und bewirbt. „Wir wollen nicht nur Popcorn-Kino machen, sondern Treffpunkt für alle Filmfreunde sein“, ergänzt Schmidt.

Wer den Kampf gegen das Heimkino gewinnen will, muss mehr als eine Filmabspielstätte sein, muss Kino als Erlebnis verkaufen. Die Zukunft des Kinos wird ein Thema der nächsten, der 60. Berlinale sein, hat ihr Leiter Dieter Kosslick schon angekündigt.

Quelle: Weser Kurier

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