14. Aktionstag der Kommunalen Kinos im Kino 46

Am 26.Oktober fand bundesweit der 14. Aktionstag der Kommunalen Kinos statt. Dieses Jahr unter dem Motto: Erlebnisort Kino.

Im Kino46 wurde eine interessante Mischung aus Kurzfilmen zum Thema, Lesungen zum Thema “der Ort Kino” und einer experimentelle Installation geboten.

Begonnen wurde der Abend mit drei historischen Kurzfilmen. Zunächst “Those Awful Hats” von D.W. Griffith. Ein humoristisches Kurzfilmchen von 1909 zum Thema: Bitte versperren sie ihrem Vordermann im Kino nicht die Sicht. Dem folgte “Uncle Josh at the Moving Picture Show”. Ein Fundstück von 1902 , welches für die Edison Company produziert wurde und in dem ein Simpel vom Lande das Leinwandgeschehen für real hält. Highlight des Abends war der Stummfilm “Movie Night”  mit dem heute zu Unrecht fast vergessenen Charley Chase. Dieser 2-Akter besticht durch ein ausgeklügeltes Timing, subtilen Witz und eine höchst gelungene Kameraführung. Allein für diese brillante und auch heute noch modern wirkende Komödie hat sich der Eintritt schon gelohnt. Wie immer sehr passend am Piano begleitet wurden die Stummfilme von Herrn Ezzat Nashashibi.

Nach diesem ersten Filmblock wurden von Herrn Peter Lüchinger (Schauspieler bei der Bremer Shakespeare Company) literarische Texte zum Thema “Kino” gelesen. Leider wurden Titel und Autoren der Texte nicht immer deutlich genannt. Hier wäre es von Vorteil gewesen, wenn es einen Handzettel mit dem Programm und den Titeln der Filme/Texte gegeben hätte. Quasi zum Nacharbeiten im trauten Heim. Der Vortrag von Herrn war sehr ausdrucksvoll mit angenehmer Stimme. Ab und zu hat er sich mal ordentlich verhaspelt, aber das passierte nur gelegentlich im 1. und 2. Block. Die Texte selber waren mir bisher (außer Kafka) unbekannt und hier und da war die Verbindung zum Kino als Erlebnisort nicht direkt ersichtlich. Hier wäre es schön gewesen, wenn man die Chance gehabt hätte, die Texte noch einmal nachzulesen.

Der 2. Block begann mit der “Clay-mation” “Rattenskat”, welche ich meine, schon als Trailer für das Filmfest in Oldenburg gesehen zu haben. Nett, aber etwas zu sehr gewollt. Es folgte “Die auf die Nüsse gehen”, eine hübsche, in wunderschönen schwarz-weiß gedrehte Satire auf den allabendlichen Wahnsinn vor der Kinokasse und im Kinosaal. Wirklich nett gemacht, sehr spaßig, aber dann am Ende mit eine unpassenden und verkrampften Pointe abgeschlossen, die den guten Gesamteindruck leider arg trübt.  Abschluss dieses Blockes bildete dann der englische 2-Minüter “Two Minutes Warning”, welcher quasi eine Mischung aus “Die auf die Nüsse gehen” und “Those Awful Hats” darstellte. 2 kurzweilige Minuten, bei denen die Pointe dann weitaus besser sitzt, als beim Film zuvor.

Nach einem weiteren Vortrag von Herrn Lüchinger begann der dritte und letzte Filmblock mit “Der Hahn ist tot”. Ein simpler, aber hoch effektiver Kurzfilm über einen Menschen, der das Kinopublikum auffordert mit ihm zusammen den titelgebenden Kanon zu singen. Im Kino 46 ging das Publikum auch prima mit und die Stimmung war (trotz der recht wenigen Menschen im Publikum) regelrecht am brodeln. Klasse! Dem folgte mit “Rod Gröth”, ein kleiner Dämpfer. Hier wird ein Pseudofilm plötzlich durch “Diebe” im Vorführraum unterbrochen, was zu Filmstörungen und “falsche” Bilder führt. Als Idee, den Vorgang der Projektion so fühlbar zu machen, ganz nett, aber viel zu lang geraten und mit der “Off-Rahmenhandlung” der “Diebe” auch ein wenig albern. Zum Abschluss der Filmblöcke gab es noch den Film “Fight for Cinema”, eine Mischung aus Standbildern und durch Animation verfremdete Filmszenen, welche mit Warnungen über die schädlichen Einflüsse des Kino auf den Menschen unterlegt wurde. Nett, aber nicht mehr.

Es wurde dann noch eine längere Geschichte vorgelesen, die sehr stimmungsvoll rüber kam und das Publikum sichtlich gefangen nahm (leider kenne ich den Titel der Geschichte nicht. Es ging um einen Drehbuchautor und einem “Dr. Kinova”. Falls jemand den Titel/Autoren kennt, bitte im Kommentar posten).

Nun wurde der Kinosaal mit Rauch gefüllt (leider saßen wir direkt vor der Nebelmaschine, was den Genuss etwas schmälerte) und die Installation “Line describing a cone” gezeigt. Hierbei wanderte eine Lichtstrahl im Uhrzeigersinn über die Leinwand, wodurch im Rauch erst ein schmaler Strahl entstand, welcher sich in den folgenden 30 Minuten zu einem Kegel vervollständigte. Im Vorwege gab es eine, wie immer sehr kompetente, Einleitung von Frau Prof. Dr. Inge Marszolek, welche allerdings recht leise war, so dass ich leider nicht alles verstehen konnte. Die Idee dahinter war, zu zeigen, was Film ist, wenn es wirklich “nur” Film ist – sprich projiziertes Licht. Hier wurde das Publikum dann zur Interaktion aufgerufen, um das Licht herumzugehen und es aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten/zu erfahren. Das Publikum war mit merklicher Freude am Ausprobieren dabei. Eine Begeisterung die ansteckend und ebenso greifbar wie der Lichtkegel war. Als dann wieder das Licht anging, der Rauch verflogen waren, stand das Publikum fast gesammelt vor der Leinwand und es fiel allen Beteiligten sichtlich schwer, den sehr schönen, erfüllenden Abend nun für beendet zu erklären. Wie lange die Letzten dann noch im Erlebnisort Kino verweilten, kann ich leider nicht sagen, da wir nun schnell die Beine in die Hand nehmen mussten, um die letzte Straßenbahn gen Heimat zu erwischen.
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